Düsseldorf. Bezahlbarer Wohnraum ist in Düsseldorf knapp geworden. Ein Bündnis will Mieter zusammenbringen – damit sie gemeinsam Lösungen finden.

„Düsseldorfs Mieter werden seit Jahren im Regen stehen gelassen“, sagt Johannes Dörrenbächer, Sprecher des Bündnisses für Bezahlbaren Wohnraum, auf dem Bürgersteig vor dem brachliegenden Areal des Grand Central. Aktive des Bündnisses und Dominikaner-Pater Wolfgang Sieffert haben hier ein „Freiluftwohnzimmer“ aufgeschlagen – wie auf Dörrenbächers Stichwort sitzen auch sie im Regen. Aufmerksam machen wollen sie auf ihre „Mieterversammlung“ am 12. Februar im Zakk – symbolisch vor einem der größten Spekulationsobjekte der Stadt, so Dörrenbächer.

Spekulation treibt Mietpreise hoch

„Da sollten seit einem Jahr über eintausend Wohnungen stehen“, erklärt sein Bündniskollege Helmut Schneider. Hintergrund sei laut Schneider, dass die aktuellen Eigentümer, die Adler Group, darauf warte, dass das Grundstück an Wert gewinnt, und profitabel verkauft werden kann. Was das mit Mietpreisen zu tun hat, erklärt Schneider: „Durch diese Spekulation geht das Mietenniveau insgesamt nach oben, es wird ein spekulativer Erwartungsrahmen geschaffen.“ So speisten sich aus derlei Geschäften auch Gewinnerwartungen anderer Eigentümer von Boden und Wohnraum. Das bedeute etwa, dass Mietobjekte aufgekauft werden, saniert, und Mieter, auf „mehr oder weniger rabiate Weise“, gekündigt oder zum Auszug bewogen. Danach werde der Wohnraum deutlich teurer vermietet oder profitabel verkauft.

Pater Sieffert blickt auf eine lange Geschichte der Arbeit mit Menschen in sozialen Notlagen zurück. Vor seiner Arbeit in der Altstadt-Armenküche sei er 30 Jahre Gefängnisseelsorger gewesen. In dieser Zeit habe er es immer wieder gehört: „Die Leute suchen Wohnraum vergeblich, vergeblich und vergeblich“. Er fordert ein politisches eingreifen auf kommunaler Ebene – etwa durch eine Bebauungspflicht bei Grundstück-Käufen. Und bezahlbaren Wohnraum: „Die Frage ist: Bezahlbar für wen? Düsseldorf bräuchte eigentlich fünfzig Prozent Sozialwohnungen, um allen Bürgern gerecht zu werden.“ Das würde im Bauvolumen der nächsten Jahr eine Quote von 80 Prozent Sozialwohnungen erfordern, sagt er.

„Mieter sind nicht allein“

Eine Perspektive soll auch die Mieterversammlung schaffen, die das Bündnis am 12. Februar, ab 10.30 Uhr im Zakk organisiert – moderiert von Pater Sieffert. Hier sollen Düsseldorfer, die Probleme mit steigenden Mieten haben oder auch Rechtsbrüchen durch Vermieter erlebten, zusammenkommen. Workshops und Foren behandeln etwa „Rechtliche und tatsächliche Möglichkeiten des Widerstandes“ gegen Vermieter, oder Maßnahmen gegen Immobilienspekulation. „Vor zwei oder drei Jahren hatten wir ein ähnliches Format, das war sehr erfolgreich“, erklärt Johannes Dörrenbächer. Damals seien 150 Leute zusammengekommen – wie die Teilnahme diesmal, mit 2G+-Regel aussehen wird, lasse sich noch nicht sagen.

„Mieter können so erleben: sie sind mit ihren Problemen nicht allein“, erklärt Helmut Schneider. Zusammen haben sie die Möglichkeit, Lösungen zu suchen. Auch könne für einige Anliegen wichtige Öffentlichkeit geschaffen werden. So sei es nach der letzten Versammlung geschehen, als einige Mieter merkten, dass sie alle Eigenbedarfskündigungen durch die selbe Vermieterin bekommen hatten – ein Missbrauch dieser Kündigungsmöglichkeit.

Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum will eine Lücke füllen: „Viele wenden sich zuerst an den Mieterverein, und das ist auch richtig“, sagt Johannes Dörrenbächer. Dort bekämen sie wichtige juristische Hilfe – fühlten sich letztlich aber weiter allein. Damit können sie sich ans Bündnis wenden, das dafür sogar eine feste Anlaufstelle hat.

Ansprechpartnerin des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum für Mieter ist Rilana Krick, 0179/ 5358460, mail@bezahlbarer-wohnraum-duesseldorf.de