Düsseldorf. Die Katholische Jugend in Düsseldorf schreibt Gott nun „Gott*“ gendergerecht mit Sternchen. Es gibt Unterstützung, aber auch Bedenken.
Der Trend hin zu geschlechtergerechter Sprache scheint auch in der katholischen Kirche angekommen zu sein. So beschloss der in Düsseldorf ansässige Verband Katholische junge Gemeinde (KjG) kürzlich, nun auch Gott selbst zu gendern und mit den so genannten Gendersternchen zu versehen: „Gott*“.
Mehr als ein weißer Mann
Die Entscheidung, die zuvor auch der Verband Katholische Studierende Jugend (KSJ) getroffen hatte, fiel Ende Oktober auf dem Herbstbundesrat der KjG. Man sei „auf der Suche nach Gottesbezeichnungen, die mehr umfasse, als die männlich, weiße Vorstellung von Gott“, teilt die KjG mit. Man vertrete den Standpunkt, dass die Möglichkeiten der Gottesbilder vielfältig seien. Viele Gläubige seien von der Vorstellung eines männlich patriarchalen, weißen Gottesbildes befremdet, so der Verband. „Diese Vorstellung von Gott greift theologisch zu kurz und erschwert vielen jungen Menschen den Zugang zu Gott.“
Vater und Mutter für die Schöpfung
„Das Gendern des Gottesbegriffes ist erst einmal ein Vorschlag eines Jugendverbandes“, erklärt Theologe Michael Hänsch, Geschäftsführer der Katholischen Kirche in Düsseldorf. Er habe Verständnis dafür, dass junge Leute zeitgenössische Trends aufgreifen und in die kirchliche Sprache übertragen, sagt er. Sympathie habe er jedoch wenig für diesen Vorschlag. „Gott ist Vater und Mutter für die Schöpfung und die Menschen, und Gott wird von Christinnen und Christen als dreifaltiger Gott gedacht“, so Hänsch. „Das heißt, Gott ist in sich in vielfältiger Weise Beziehung.“
Diskussionen anstoßen
Bereits früher habe es ganzheitlichere Gottesbilder gegeben, in dem Gott nicht rein männlich gelesen wurde, berichtet indes Angela Hebeler (Grüne), Vorsitzende des Ausschusses für Gleichstellung: „Frauen in der Kirche wollen ein Mitspracherecht, darum gibt es auch die Bewegung Maria 2.0“, sagt Hebeler und betont: „Wenn die katholische Jugend mit dem Sternchen am Wort weitere Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche anstößt, dann finde ich das gut. Denn auch Frauen und nicht binären Menschen, die etwa ein Priesteramt anstreben, sollte dieses gewährt werden.“
Grundsätzlich habe die KjG recht, wenn sie feststellt, dass Gott für Gläubige kein Mann sein muss, sondern genauso gut eine Frau oder eine andere geschlechtliche Identität haben könnte, meint auch Elisabeth Wilfart, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Düsseldorf. „Dann ist es nur konsequent, darauf auch in der Sprache hinzuweisen. Viel wichtiger als dieser sprachliche Vorschlag ist die damit verbundene Forderung nach strukturellen Veränderung in der katholischen Kirche“, so Wilfart weiter. „Hier sehe ich eine Verbindung zur Initiative Maria 2.0, mit Ihrer Forderung nach Gleichberechtigung in der katholischen Kirche. Diese Diskussionen bringen hoffentlich Bewegung in die katholische Kirche, hin zur Anerkennung von geschlechtlicher Vielfalt“, schließt sie ab.
Dynamisches Gottesbild
Pfarrer Heinrich Fucks, Superintendent der Evangelischen Kirche Düsseldorf, findet die neue Schreibweise „total spannend, weil das dem biblischen Bilderverbot sehr nahe kommt.“ Besonders die orthodoxe und katholische Kirche nehmen dieses sehr ernst, so Fucks. An sich sei es jedoch unmöglich, sich gar kein Bild von Gott zu machen. „Deswegen finde ich das Sternchen sympathisch, aber es darf sich auch nicht verfestigen oder als absolut gesetzt werden“, gibt er zu bedenken. „Denn es braucht eine Vielzahl – männliche und weibliche – an Gottesbildern. Das schafft ein dynamisches Gottesbild, was erhalten bleiben muss.“