Düsseldorf. In einer „Mieterversammlung“ im Düsseldorfer Kulturzentrum Zakk brachte das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum betroffene Mieter zusammen.
„Es wird in Düsseldorf zunehmend unmöglich, bezahlbare Wohnungen zu finden“, sagt Pater Wolfgang Sieffert, Leiter der Altstadt-Armenküche. Viele der Menschen, die zu ihm kommen, sind obdachlos, leben in Notunterkünften. „Und wir versuchen ja, den Leuten nicht nur Essen zu geben, sondern auch weitergehend zu helfen“. Am Samstag moderierte der Dominikaner im Kulturzentrum Zakk an der Fichtenstraße die „Mieterversammlung“ des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum, in dem er sich seit Jahren engagiert. Die Veranstaltung sollte Mietern die Möglichkeit geben, mit ihren Problemen zusammenzukommen und gemeinsam Lösungswege zu finden.
75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zusammen gekommen. Neben einigen jungen waren viele ältere Düsseldorfer dabei, die die Entwicklungen in der Landeshauptstadt mit Sorge betrachten – oder am eigenen Leib erfahren.
Von den mehr als 361.700 Wohnungen sind in Düsseldorf nur 15.617 Sozialwohnungen
Bündnismitglied Gabi Geffe präsentierte Fakten zum Wohnungsmarkt. 80 Prozent der Wohnungen in Düsseldorf sind demnach Mietwohnungen. Von den mehr als 361.700 Wohnungen sind mit Stand 2020 nur 15.617 Sozialwohnungen. „Eigentlich haben über 50 Prozent der Düsseldorfer Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein“, erklärt Geffe. 8800 dieser Wohnungen fallen außerdem bis 2030 aus der Sozialbindung. 4400 Düsseldorfer sind wohnungslos – dem gegenüber stehen 14.000 Wohnungen leer. Mieten steigen derweil seit Jahren unaufhörlich. Am Bevölkerungswachstum in der Landeshauptstadt liege das nicht, erklärt Geffes Bündniskollege Horst Kraft. Viel mehr an den Rendite-orientierten Eigentümern, die auf dem Wohnungsmarkt eine immer größere Rolle spielen – und deren Gewinnerwartungen seit Jahren steigen. Häufig würden Bestandswohnungen aufgekauft, modernisiert, und dann deutlich teurer vermietet beziehungsweise weiterverkauft, erklärt er. Neubauten böten dagegen mehrheitlich hochpreisige Wohnungen.
Vier Workshops gab es am Samstag im Zakk. Im Workshop über Möglichkeiten für Mieter, sich zu wehren, fanden sich schnell Grüppchen zusammen, die auf denselben Straßen wohnen. Etwa auf der Kissinger Straße in Eller, wo wie berichtet in ein paar Wohnblöcken rund 160 alte Sozialwohnungen modernisiert werden – und bisher deutliche Mietsteigerungen geplant sind. Mit den Vermietern habe es bereits einen runden Tisch gegeben, erklärte Wohnraum-Bündnis-Sprecher Johannes Dörrenbächer. Bisher ohne die Mieterseite zufriedenstellendes Ergebnis.
Aktivisten machen Abmachungen mit den Mietern
Viele Abmachungen machen Bündnis-Aktivisten an diesem Samstag mit Mietern für die nächsten Wochen und Monate. Zu den Lösungsschritten gehört neben einem Zusammenkommen der Mieter auch die Recherche über Eigentumsverhältnisse und Schaffung von Öffentlichkeit, erklärt Dörrenbächer. Das Bündnis biete Mietern dabei auch immer praktische Unterstützung.
Jurist und Grünen-Lokalpolitiker Uwe Warnecke wirkt inoffiziell als Bindeglied zwischen dem Bündnis und dem Mieterverein – durch die schnelle Verbindung zwischen den beiden können sie Mietern in Not mittlerweile sehr effektiv helfen. „Wir haben in Deutschland eigentlich einen guten Mieterschutz“, erklärt er. „Die rechtlichen Möglichkeiten schöpfen Mieter aber oft nicht aus.“
Erfahrungen weitergeben
Manch eine wendet sich als Mieterin an das Bündnis – und bleibt dann als Aktive. So war es für Montana Schulze. Ende 2020 lebte sie in einer WG an der Worringer Straße, als die Wohnungen im ehemaligen Künstler-Haus modernisiert werden sollten. Schnell sei ihnen klar geworden: Die Eigentümer wollten die jungen Studenten eigentlich schleunigst aus der Wohnung haben. „Sie kündigten uns an, dass die Umbauten schmutzig und laut würden – und wir deswegen am besten einfach ausziehen sollten.“ Sie traten dem Mieterverein bei – doch wandten sich mit der Ankündigung auch an das Wohnraumbündnis. „Es hat uns sehr geholfen, dort emotional aufgefangen zu werden“, so Schulze. Sie will diese Erfahrungen weitergeben, auch anderen helfen. „Wir müssen uns fragen, in was für einer Stadt wir leben wollen“, sagt Schulze, „Eine, in der Investoren bestimmen, wer wo wohnen kann?“