Düsseldorf. Trump als Spanferkel und Zwitterwesen: Acht Mottowagen von Jacques Tilly fuhren einzeln durch Düsseldorf. Doch Feierstimmung kam nicht auf.
Nein, es war kein Raumschiff gelandet auf dem Platz vor dem Rheinbahndepot am Steinberg in Bilk. Aber so ähnlich. Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) hatte zur Präsentation von Jacques Tillys Mottowagen gebeten. Und alle kamen, ein unter Coronabedingungen leicht grenzwertiger Massenauflauf an Medienvertretern. Alle wollten ein schnelles Statement oder die beste Kameraeinstellung vom Protagonisten im roten Overall, bevor der große Regen einsetzte. Tilly, den nie etwas aus der Ruhe zu bringen zu scheint, lächelte in die Kameras und antwortete jeder und jedem präzise und ausführlich. Einige Sätze sagte er in Dauerschleife „Wir wollten zeigen, dass Narrenfreiheit auch in der Krise eine Chance hat. Das ist kein Rosenmontagszug heute. Das ist als Symbol zu verstehen.“
Um kurz nach 12 Uhr hatte Tilly seinem Team dabei geholfen, den ersten Anhänger auf den Hof zu rollen – mit Donald Trump als Pappmaché-Spanferkel am Spieß über einem Feuer. Es folgte ein katholischer Geistlicher, der (als Anlehnung an die Missbrauchsfälle) eine Penisspitze als Hut trägt. Danach kam Polen dran, wie eigentlich jedes Jahr: Diesmal wurde das Abtreibungsgesetz wie ein Vampir mit Holzpflock und Kreuz vernichtet. Und während im vergangenen Jahr das Karnevalsvirus dem Coronavirus noch die lange Nase zeigte, war es auf einem weitere Mottowagen diesmal anders herum zu sehen. Irgendwann gegen 13.15 Uhr – als alles abgefilmt, abfotografiert, abgefragt war – verließen die Wagen das Straßenbahndepot. Die Vehikel wurden von Tillys Team übrigens coronakonform kleiner gebaut, damit sie auch von größeren Pkw statt von Traktoren gezogen werden konnten. Und um 13.15 Uhr ging es dann auch los mit dem Eisregen bei zwei Grad und böigem Wind. „Was für ein Sauwetter“, rief Tilly und verschwand in seine Werkstatt.
„Ich hätte mir schon besseres Wetter gewünscht“, so CC-Sprecher Hans-Peter Suchand, der sich im Vorfeld niemals Sorgen wegen des Infektionsschutzes gemacht hatte. „Die Fahrer kennen ihre Routen, sonst niemand. Außerdem ist heute ein ganz normaler Arbeitstag.“
Abstecher ins Linksrheinische
Die Wagen schlängelten sich also einzeln und jeweils von einem Polizeiwagen begleitet durch Bilk und und Friedrichstadt Richtung City, machten sogar einen Abstecher ins Linksrheinische, auf die Luegallee nach Oberkassel. Sie zogen über die Heinrich-Heine-Allee zum Burgplatz, dort wendeten sie dann. Die Leute blieben auf den Straßen stehen, wenn Merkel und Laschet als Zwitterwesen oder ein dem russischen Präsidenten Putin ins Gemächt tretender Nawalny an ihnen vorüber zog. Der eine oder andere verkleidete Jeck war sogar auf der Heine-Allee auch zu sehen, vor dem Rathaus und auf dem Burgplatz dagegen eher: Tote Hose.
„Die Leute sind eben vernünftig geworden“, meinte CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann. „Wir wollen doch alle im nächsten Jahr umso mehr feiern.“
Die Polizei vermeldete keine besonderen Vorkommnisse. „Schon an Altweiber und am Wochenende war nicht viel los“, so Sprecher André Hartwich. „Und auch Rosenmonat blieben die Leute der Altstadt fern. Keiner ist im Feiermodus.“ Entwarnung auch bei der Stadt. „Absolut unspektakulär“, meinte Sprecher Volker Paulat zur Karnevalslage am Nachmittag.
Nur wenige Stunden
Nach einigen Stunden war der Hauch von Rosenmontag ohnehin schon wieder verweht, die Aerosole sicher auch, und Tillys bunte Vehikel parkten schon wieder in der Garage an der Wagenbauhalle. „Wir bauen jetzt die Wagen ab, und werden noch ein bisschen zusammen sitzen“, sagte der Mann im roten Overall. „Aber gefeiert wird nicht. Wir haben schließlich Corona.“