Düsseldorf. Die Düsseldorfer Heike Billhardt-Precht und Jan Precht zeigen, dass man Campingausrüstung auch selbst bauen kann – nach dem Prinzip „Upcycling“.

An diesem Wochenende beginn die 60. Ausgabe des Caravan Salon. In der Messe werden dann die neusten Wohnwagen und Wohnmobile zu sehen sein. Zwei Düsseldorfer zeigen derweil: Camping-Vehikel können nachhaltig sein. Aus einem mehr als 50 Jahre alten Anhänger haben sie ein beeindruckendes Campingutensil gebaut, das sie der NRZ auf dem Parkplatz des Wildparks präsentieren.

Heike Billhardt-Precht (61) und Jan Precht (49) leben heute in Mettmann. „Nach vielen Jahren mitten im Düsseldorfer Stadtkern war uns nach Ruhe“, erklärt Billhardt-Precht. Ihr gemeinsamer Lebensmittelpunkt ist weiterhin Düsseldorf: Die 17 Kilometer zum Zakk in Flingern, wo sie die Presseabteilung leitet, fährt Heike oft entspannt mit dem E-Bike. Ihr Mann Jan ist Vertriebsleiter einer Softwarefirma. Ein Hobby, für das sie eine gemeinsame Leidenschaft entdeckten, ist das Camping.

Anhänger war seit 1983 abgemeldet

Ihr im vergangenen Jahr fertiggestellter Campinganhänger ist ein echtes Unikat mit einem ausgefallenen Kosenamen: Das „Eisenschwein“ war einst ein mit Stromaggregat beladener Anhänger. Erstzulassung 1966. Seit 1983 war er abgemeldet und sammelte Rost. Bis Precht ihn vor zwei Jahren günstig zum Kauf entdeckte. Damals nahm er sich vor, daraus einen Campinganhänger zu bauen. „Ich war erstmal nicht so begeistert“, so Billhardt-Precht. „Das war Jans Vision.“

In monatelanger Arbeit richtete das Ehepaar den verrosteten Anhänger her. Die halbe Straße in ihrem Viertel in Mettmann erkundigte sich nach dem Projekt – und packte oft mit an: „Da steckt auch viel Nachbarschaftshilfe drin“, erklärt Jan Precht.

Mit ein paar Handgriffen in eine kleine Behausung

Das Ergebnis – dessen klingender Name keinen tieferen Sinn hat – kann beeindrucken. Der unscheinbare Anhänger verwandelt sich in der Abendsonne auf dem Wildpark-Parkplatz mit ein paar Handgriffen in eine kleine Camping-Behausung. Diese ist bescheiden im Vergleich zu dem, was aktuell die oberen Preisklassen zu bieten haben -- aber voller Überraschungen.

Das ausklappbare Dachzelt etwa bietet einen regensicheren Schlafplatz. Im Wagen findet sich eine kleine Küche inklusive Kühlbox. Genug Möbel, um ein paar Gäste zu empfangen, kommen auch aus dem Wagen hervor. Billhardt-Precht hängt eine kleine Musikbox auf. Damit hören sie mal Elektro, mal Indie-Pop – „viel von dem, was auch im Zakk läuft“, merkt sie an. Eine Solarzelle sorgt für umweltschonende Stromversorgung.

3000 bis 4000 Euro Materialkosten

„Besonders wichtig ist uns der Gedanke der Nachhaltigkeit“, sagt Billhardt-Precht: Beinahe alles sei gebraucht, erklärt sie – etwa ein Ebay-Fund oder aus dem Nachlass von Bekannten. 3000 bis 4000 Euro Materialkosten steckten sie in das beladen 700 Kilogramm schwere Eisenschwein. Einige wenige Teile sind Sonderanfertigungen.

Dazu kommen viele hunderte Arbeitsstunden. Beim Eisenschwein hat Precht das meiste selbst bearbeitet, den Rest angeleitet. „Jan ist bei uns der Chef-Handwerker“, schmunzelt seine Frau. Für ihn ist die Tüftelei Ausgleich gegenüber dem Arbeitsalltag. Was er heute kann, habe er sich nach Prinzip „learning by doing“ angeeignet. „Ich habe immer viel ausprobiert“, sagt Jan Precht, „viele Leute geben bei Sachen auf, die sie eigentlich geschafft hätten“.

Egal, wo sie mit dem Anhänger sind -- stets sorgt er für interessierte Nachfragen. Der nächste Trip ist für den 5. September geplant – nach Kroatien. „Direkt nach dem Zakk- Straßenfest geht es los“, so Heike Billhardt-Precht.

Ideen beim Caravan Salon bekommen

Zum Caravan Salon schaffen sie es dieses Wochenende zu ihrem Bedauern nicht. Dabei haben sie viele Ideen für ihr Projekt genau dort bekommen. Ein Dachzelt hat Billhardt-Precht etwa dort zum ersten Mal gesehen. „Es macht auch immer Spaß, sich dort die neusten Modelle anzusehen und zu begehen.“

Als die Abendsonne den Wildpark bereits verlässt, räumt das Ehepaar den Wagen ein. „Ein bisschen wie Tetris“, scherzt Billhardt-Precht. Auf ihrer Webseite zeigen sie auf vielen Fotos die Verwandlung von der vergessenen Rostlaube zum nachhaltigen Campingunikat. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man sowas geschafft hat, und man es dann benutzen kann“, resümiert Precht.

Mehr im Internet: https://hotel-eisenschwein.de/