Düsseldorf. Das Düsseldorfer Zakk hat das „Lieblingsplatte“-Festival unter 2G+Bedingungen durchgezogen. Kurator Miguel Passarge ist froh darüber.
Letzter Lieblingsplatte-Abend. Der legendäre Tommi Stumpff wirkt ein bisschen angeschlagen, aber im Laufe der Show vor 300 Zuschauern wird er und „der KFc“ immer spielfreudiger. „Knülle im Politbüro“, das Düsseldorfer Punk-Album von 1981, klingt 2021 nach brachialem Gitarrengewitter, treibendem Bass und ein bisschen Folklore – nämlich wenn Stumpff, der schon immer gerne den Pöbel-Punk gab, kurzatmig ins Auditorium hineinruft: Wer von euch will beleidigt werden?“
Miguel Passarge ist am Samstagabend indes überall unterwegs, kümmert sich um Künstler, VIPs, um das Thekenpersonal und sogar um die Beleidigten, die auf der Gästeliste vergessen wurden. Der Künstlerische Leiter im Zakk und Lieblingsplatte-Begründer zieht im NRZ-Gespräch ein positives Fazit.
Acht Tage Lieblingsplatte. Ein Festival unter 2G+Bedingungen. Sie sehen immer noch ganz entspannt aus.
Passarge: Wir hatten sieben Abende, von denen einer ausgefallen ist, weil jemand von der Band Amon Düül leider erkrankt ist. Aber ansonsten haben alle Künstler mitgemacht. Das war schon super. Wir hatten wieder die ganze Bandbreite von Hiphop mit Haiyti und Creutzfeld & Jakob, Singer/Songwriter mit Niels Frevert, Punk mit dem KFc oder Indietronic mit Notwist hier, dazu eine Krautrocklesung. Und das Publikum ist dabei und hat Bock. Bands wie The Notwist haben den Laden hier abgefackelt, im übertragenen Sinne, die hatten viel Energie freizusetzen, weil alle anderen Shows von ihnen abgesagt wurden.
Viele Konzerte werden zurzeit tatsächlich wegen der Corona-Lage abgesagt. Das Zakk hat das Festival mit 2G+ durchgezogen. Es gibt Leute, die das kritisieren. Was sagen Sie dazu?
Wir übererfüllen die Corona-Schutzverordnung, die nur 2G vorschreibt. Jeder der hier ist, ist geimpft oder genesen und dazu getestet. Ich sag einmal salopp: Jeder Supermarkt-Besuch ist gefährlicher. Das ist heute der letzte Tag des Festivals, und es gab keine Ausbrüche, keine Hotspots, die Leute sind besonnen, machen später keine Party und gehen gepflegt nach Hause. Sie fühlen sich auch sicher im Zakk. So läuft das bei uns. Kultur ist für mich ein Grundnahrungsmittel und gehört zur Bandbreite des Lebens dazu – und auch zur seelischen Gesundheit.
Aber es war doch sicher unter Pandemiebedingungen noch einmal etwas ganz anderes, so ein Festival zu planen.
Natürlich. Es wird technisch erschwert, die 2G+Regel gilt ja nicht nur fürs Publikum, sondern auch für die Mitarbeitenden und die Künstlerinnen und Künstler. Jeder muss negativ getestet sein, bevor er das Haus betritt. Ich lasse mir zum Teil die Tests der Bands schon per Mail im Vorfeld schicken, damit wir auf der sicheren Seite sind. Das Handling ist also komplizierter, klar. Aber wir haben alles im Griff. Die Abläufe sind bekannt, wir haben nicht erst seit gestern Corona. Die Kommunikation nach draußen ist noch so eine Sache. Wir haben Leute, die sagen, ihr seid ja verrückt, jetzt auch noch einen Test zu verlangen. Dann andere, die mit Maske und Abstand die Shows gucken wollen. Aber ich kann nur noch einmal sagen: Mehr als wir kann man nicht machen – unter der Prämisse, dass etwas stattfinden soll. Und deshalb freuen wir uns, dass wir den Menschen in dieser eher dunkleren Zeit – sowohl Jahreszeit-, als auch durch Corona bedingt – ein paar Highlights geben können.
Sie sind ja bekannt dafür, dass Sie das Festival weit im Voraus planen. Steht das Line-up für die sechste Lieblingsplatte-Ausgabe schon?
Es gibt ja auch ehrlich gesagt immer einen Überhang von Bands, die sagen, dieses Jahr passt uns nicht, lass’ mal nächstes Jahr machen. Ich bin auch schon mit weiteren Bands in Verhandlung. Es sind aber noch keine Verträge unterschrieben, im Pop und Rock-Bereich sollte man auch nicht zu lange im Voraus planen, schon gar nicht während einer Pandemie.
Aber Sie können uns versichern: 2022 wird es das Festival wieder geben?
So lange ich darf, so lange man mich spielen lässt, spiele ich, ja.