Palma de Mallorca. Corona-Hotspot Mallorca? Erst seit zwei Wochen dürfen wieder Touristen auf die Insel – und schon geht die Party weiter als wäre nichts.

In Mallorca gilt ab Montag eine Maskenpflicht. In allen öffentlichen Bereichen, auch auf Straßen. Weil es viele Spanier zu locker genommen haben. Abstandsregeln werden kaum eingehalten. Von Masken halten sie nur wenig. Die Balearen-Regierung hat Angst – und reagiert mit der neuen Maskenpflicht. Immerhin ist Spanien mit Italien und Großbritannien das Land, das in Europa am härtesten von Corona getroffen ist.

Doch neben den Einheimischen hat Mallorca ein neues Problem: Seit zwei Wochen dürfen wieder Touristen auf die Insel. Und die wenigen Flieger, die Richtung Palma abheben, sind meist voll, schaufeln die Touristen geradezu auf Deutschlands Lieblingsinsel Nummer 1.

Sauf-Saison auf Mallorca, als gäbe es Corona nicht

Mit dem Ergebnis, dass es an der Playa de Palma rund um den Ballermann wieder voller ist. Am Wochenende startete praktisch die Sauf-Saison. Gut zu beobachten in der Bierstraße. Während Mega Park, Oberbayern und die Läden in der Schinkenstraße mit dem Bierkönig geschlossen sind, geht die Party seit Freitag ab in der Bierstraße.


Hunderte Touris, zumeist junge Männer von Fußball-Vereinen, feierten ab spät abends zwischen Deutschem Eck und Viva Colonia/Las Palmeras ab. So, als wenn es Corona nie gegeben hätte. „Was soll’s“, sagt Steffen (28) aus Hagen, der mit seinen „Jungs“ hier ist, wie er sagt. „Wir haben Malle schon letzten Herbst gebucht und wollen hier abfeiern. Auch wenn es dieses Jahr nicht so voll ist.“ Das tun sie, wie Hunderte andere auch.

Von Abstandsregeln und Sicherheitskonzepten nichts zu spüren. Tische sind aneinander gereiht, ganze Mannschaften feiern da. Egal ob Viva Colonia, Deutsches Eck, Et Dömsche oder Dings. Und auch auf der Bierstraßen-Gasse zwischen den Kneipen ist es voll. Zu voll. Probleme, mit denen seit Wochen auch die Düsseldorfer Altstadt kämpft.

Wirte fürchten Corona-Eskalation – aber brauchen den Umsatz

Dass Mallorca mit dem Wiedererwachen des Sauf-Tourismus zum neuen Corona-Hotspot werden könnte, glauben auch die zumeist deutschen Wirte der Bierstraße. Offiziell sagen tun sie es nicht. Nur unter vorgehaltener Hand. Aber: „Wir hatten über Monate geschlossen, brauchen jetzt dringend Umsatz.“


Eine Straße weiter im „Casa Bavaria“ ging es Freitag schon am frühen Abend ab. Der Laden: Rappelvoll, die Gäste laut grölend, angeheizt von einem Alleinunterhalter mit bayerischer Mucke. Unter den Feiernden in den geöffneten Läden rund um den Ballermann mischen sich die Straßenverkäufer. Sie gehen hautnah an die Gäste, bequatschen sie für ein paar Euro Umsatz. Viele von ihnen tragen keine Maske – und von den Gästen in den Kneipen und Straßen niemand.

Auch zwei Kilometer entfernt von der Playa de Palma, wo die Hochburg niederländischer Kneipen ist, geht die Post ab. Feiern, als ob es keinen Morgen gäbe.

Und die Polizei? Sie ist längst noch nicht in der Personalstärke unterwegs wie zur normalen Hochsaison. Sie scheint überfordert, war Freitagabend kaum zu sehen und ließ die Feiernden gewähren, während sich die Balearen-Regierung um die Corona-Sicherheit auf der Insel sorgt.

Nur wenige offene Hotels – Angst vor Quarantäne

Durchaus zu Recht: Denn auch die Hotels werden zum Problem. Noch nicht viele sind an der Playa de Palma geöffnet. Und die, die Gäste haben, haben strenge Sicherheitsregeln. Offiziell. Doch nur selten werden ankommende Touristen auf die Sicherheitsvorkehrungen in den Häusern aufmerksam gemacht. Und durch viele Hotels laufen die Gäste ohne Maske. Das Personal sagt nichts.


Wie im Occidental Playa de Palma. „Wir müssen aufpassen, dass es hier nicht eskaliert“, sagt eine Hotel-Mitarbeiterin. „Das schlimmste ist, wenn hier Hotels unter Quarantäne gestellt werden müssen.“ Das es noch in diesem Sommer dazu kommt, davon ist sie überzeugt. Derweil geht die Party an der Playa de Palma munter weiter.