Düsseldorf.. Die Crew-Mitglieder des niederländischen Hotelschiffes „MS Regina“ haben am frühen Freitagmorgen ihr Leben riskiert und so eine Katastrophe auf dem Rhein verhindet: Obwohl um kurz nach drei Uhr nachts ein Feuer an Bord ausbrach, wurden nur vier von 102 Passagieren leicht verletzt.
Die 32-köpfige Besatzung des niederländischen Hotelschiffes „MS Regina“ verhinderte eine Katastrophe und konnte bei einem Feuer im Unterdeck alle 102 britischen Passagiere retten. Einige Crew-Mitglieder hatten dabei sogar ihr Leben riskiert, betonte später der Feuerwehreinsatzleiter.
Das aus Amsterdam kommende Fahrgastschiff war gerade auf dem Weg nach Köln, als in der Nacht zum Freitag in Höhe des Düsseldorfer Stadtteiles Alt-Himmelgeist aus bisher ungeklärter Ursache ein Feuer in der Bordküche ausbrach. Sofort breitete sich im Unterdeck dichter Rauch aus.
Dem niederländischen Personal gelang es gerade noch rechtzeitig, die zumeist älteren Urlauber in ihren Zimmern zu wecken und auf dem Freideck in Sicherheit zu bringen. Die Reisenden kamen mit einem Schrecken davon. Lediglich vier Gerettete erlitten leichte Rauchvergiftungen. Die meisten standen in ihren Schlafanzügen und Morgenröcken im Freien. Ihnen war nicht mal die Zeit geblieben, sich etwas Wärmeres anzuziehen.
Evakuierung klappte wie am Schnürchen
„Die Crew hatte sich vorbildlich verhalten. Sie hatte sich sofort um alle Passagiere gekümmert, so dass für sie keine Gefahr mehr bestand“, lobte der Sprecher der Wasserschutzpolizei, Ramon van der Maat. Es hätte auch anders kommen können, hätte die Mannschaft nicht so blitzschnell reagiert. Es war 3.12 Uhr nachts, als das 110 Meter lange Schiff gerade Alt-Himmelgeist passierte. Die Touristen schliefen noch fest in ihren Betten, da schlug die Crew Alarm: Feuer in der Vorratskammer - „Das Schiff brennt!“
Im Nu drang der Qualm auch durch die beiden Passagierdecks. Zwar hatten zwei Männer noch versucht, die Flammen zu löschen, aber das Feuer war schon außer Kontrolle geraten. Sie mussten die Schotts schließen. Jetzt war nur noch eines wichtig: Alle aufs Freideck! Keiner durfte zurückbleiben. Die Evakuierung klappte trotz der dramatischen Situation wie am Schnürchen. wie im Drehbuch. Auch eine Rettungsweste bekam jeder sofort. Die Crew, darunter waren zwei frühere Marine-Angehörige, behielt einen kühlen Kopf.
Feuerwehr löste nach SOS Großalarm aus
Der Kapitän hatte längst über Funk SOS gegeben. Die Düsseldorfer Feuerwehr löste sofort Großalarm aus, schickte alle in der Nähe verfügbaren Einsatzkräfte, insgesamt 70 Retter, zum Unglücksort und forderte auch Verstärkung von den Neusser Kollegen und der DRK-Wasserwacht an.
In Höhe Stromkilometer 729 entdeckte das erste der fünf Rettungs- und Löschboote die havarierte „MS Regina“ auf dem Rhein - nur einige hundert Meter vom Fähranleger Alt-Himmelgeist entfernt. Vom Anleger eilten die ersten Löschtrupps auf das Düsseldorfer Löschboot, dass die Einsatzkräfte sofort zum Hotelschiff fuhr. Dort wartete der Kapitän bereits auf die Retter, die er mit Hilfe seiner Crew die Bordwand hochziehen musste.
Für die Passagiere hatte das Warten bald ein Ende. Zufällig kam ein zweites Hotelschiff vorbei, das beilegte und alle Passagiere an Bord nehmen konnte. Während der 45-minütigen Fahrt zum Anleger der Rheinterrassen unweit der Düsseldorfer Altstadt wurden die Evakuierten von Notärzten untersucht. Vier Frauen im Alter von 34,58, 80 und 85 Jahren hatten zu viel Kohlenmonoxid eingeatmet und kamen vorsorglich ins Krankenhaus. Die anderen Touristen wurden mit Bussen, die der Reiseveranstalter organisiert hatte, in ein Hotel gebracht.
Feuer auf unterem Deck stach durch
Der größte Teil der Besatzung blieb auf dem brennenden Schiff, um die Feuerwehr zu unterstützen. Das Schiff war manövrierunfähig, die Motoren liefen nicht mehr, der Strom an Bord war ausgefallen. Die Feuerwehr musste mit Booten schweres Gerät rüber schaffen, wertvolle Minuten verstrichen, dann gelang es dem Bordelektroniker doch noch, wenigstens Strom für die eigene Löscheinrichtung zu bekommen.
Die mit Atemschutzmasken ausgerüsteten Feuerwehrmänner kämpften sich langsam im dichten Qualm und bei hoher Hitze im Untergeschoss zum Brandherd vor. Als sie den Zugang zur Küche öffneten, zündete das Feuer durch, berichtet Feuerwehr-Sprecher Hans-Jochen Hermes. Zum Glück wurde dabei niemand durch die Stichflammen verletzt. Erst als vom Löschboot eine Schlauchleitung zum Unglücksschiff gelegt wurde, war genügend Wasser vorhanden, um den Brand zu ersticken.
Nach knapp 80 Minuten, um 4.30 Uhr früh, konnte der Einsatzleiter endlich melden: „Feuer unter Kontrolle!“ Um neun Uhr früh, als alle Glutnester gelöscht waren, zogen die letzten Einsatzkräfte ab.
Die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei nach der möglichen Brandursache dauerten noch den ganzen Tag an. Über die Höhe des Schadens gab es am Freitag keine konkreten Angaben.