Düsseldorf. In der Adventszeit ist das Paketaufkommen bei der deutschen Post besonders hoch. Ein Düsseldorfer Paketbote berichtet von seiner Arbeit.
Nur noch wenige Tage bis Heiligabend. Große Bescherung feiern die Paketzusteller traditionell schon seit Anfang Dezember – und auch in Düsseldorf brummt der Auslieferungsbetrieb: „In der Regel liefern wir täglich rund 18.000 Pakete von der Zustellbasis an der Fichtenstraße in Flingern aus. Jetzt im Advent sind es bis zu 31.000 pro Tag“, erklärt Rainer Ernzer, Pressesprecher der Deutschen Post DHL Group NRW.
Mitten in dieser täglichen Sendungsflut arbeitet Ralf Kiel: Der 50-jährige Neusser ist seit 30 Jahren als Paketbote tätig. „Ich hatte nach der Bundeswehr einen Job gesucht. Als ich 1990 anfing, war noch der letzte Postminister Christian Schwarz-Schilling im Amt“, sagt Kiel lachend. 1995 wurde die bis dato staatliche Deutsche Bundespost privatisiert.
Morgens startet Ralf Kiel mit seinem Transporter von der DHL-Zustellbasis an der Fichtenstraße. „Das ist eine der größten Zustellbasen des Landes“, sagt Pressesprecher Ernzer. Von dort beliefern Paketboten in der Regel mit insgesamt 100 Lieferwagen „halb Düsseldorf“, so Ernzer – meist Empfänger, die in der Mitte und im Norden der Stadt wohnen. „Jetzt vor Weihnachten setzen wir sogar 160 Zustellautos an der Fichtenstraße ein.“ Die andere Stadthälfte wird von der Zustellbasis an der Bonner Straße in Benrath versorgt.
DHL hat 100 zusätzliche Paketboten eingestellt
Auch zusätzliche Arbeitskräfte hat DHL für den Hochbetrieb eingestellt: „Normalerweise arbeiten 200 Paketboten in Düsseldorf. Jetzt vor Weihnachten sind es 300“, berichtet Rainer Ernzer. Darunter seien auch Aushilfskräfte, doch ein Gutteil der neuen Mitarbeiter werde auf Dauer beschäftigt. Denn: „Die Zahl der beförderten Pakete wächst in den vergangenen Jahren stetig, etwa um sieben bis acht Prozent jährlich“, betont Ernzer. „Aufgrund der Corona-Pandemie, des Lockdowns und dadurch vermehrter Internet-Bestellungen ist die Paketmenge in diesem Jahr sogar um 20 Prozent gestiegen.“
Seit drei Jahren hat Paketbote Ralf Kiel seinen Zustellbezirk unter anderem in Pempelfort. Als er gegen Mittag in der Franklinstraße Halt macht, ist sein postgelber Transporter schon halb geleert – rund 200 Pakete fasst der Lieferraum des Wagens. Und natürlich: In seiner leuchtend rotgelben DHL-Weste ist Kiel schon von weitem zu erkennen. „Ist heute was für mich dabei?“, ruft ihm ein älterer Herr aus etwa 50 Metern Entfernung zu. Ralf Kiel winkt ihm lachend und ruft zurück: „Ich habe heute nichts für Sie!“
Freie Parkplätze sind rar hier an der Franklinstraße, daher lässt Kiel sein Mobil auf halber Höhe stehen und trägt die Päckchen und Pakete dann in mehreren Gängen zu den jeweiligen Hausnummern der Empfänger. Natürlich achtet er jetzt in der Corona-Zeit auf Abstand und Maske. Manche Lieferungen fallen ganz schön ins Gewicht: Ob Wein, Katzenstreu, Fernseher oder Möbel – es gibt kaum Waren, die nicht per Internet bestellbar sind.
Paketbote: „So spare ich mir das Fitnessstudio“
„So spare ich mir das Fitnessstudio“, sagt Ralf Kiel. Auch einige Kilometer zu Fuß kommen bei ihm während der Arbeitszeit zusammen. Laut dem Schrittzähler an seinem Handy mache er tagsüber „zwischen 20.000 und 25.000 Schritten“. Ein körperlich „knackiger Job“, so Pressesprecher Ernzer, ist die Paketbote-Arbeit gerade in Spitzenzeiten wie im Advent.
Ralf Kiel wirkt fit und gut in Form – und er strahlt aus, dass ihm seine Arbeit Spaß macht. In seinem Zustellbezirk kennt er sich aus: „Ich weiß, wer wann zuhause ist und bei welchen Nachbarn ich Pakete abgeben kann, wenn ein Empfänger nicht zuhause ist.“ Und ja, manchmal bekommt Kiel gerade jetzt vor Weihnachten auch ein Dankeschön zugesteckt. Eine Flasche Wein, Pralinen oder etwas Geld dürfe er durchaus annehmen. „Bis zu 25 Euro sind offiziell erlaubt“, sagt Rainer Ernzer.
Schöne Begegnungen mit Anwohnern
Schöne Begegnungen gibt‘s für Paketbote Ralf Kiel obendrein, auch mit den Vierbeinern im Viertel. Auf der Franklinstraße kommt ihm Labradorhündin Jackie mit ihrem Herrchen entgegen, begrüßt den Zusteller wie einen guten Bekannten. Kiel zieht eine Tüte mit Hunde-Leckerlis aus seiner Hosentasche, gibt dem Tier ein Stück und streichelt es. „Ich bin mit Hunden aufgewachsen“, erzählt er und wirkt ganz in seinem Element. Ein paar Minuten freut sich auch Albert, ein junger Australian Labradoodle, über Kiels Hundesnack.
Und dann biegt Kiel in einen hellen, modernen Hinterhof ein, klingelt zunächst an einer Wohnung und liefert ein Paket ab. Gleich nebenan liegt die Kita „Küken Co“. Sozialpädagogin Jill Brusdeilins hat ihn schon entdeckt und kommt ihm aus der Tagesstätte entgegen. Sie überreicht Ralf Kiel einen Umschlag. „Die Kinder haben etwas gebastelt, mit viel Glitzer“, sagt sie lachend. „Für unseren Lieblings-Paketboten!“