Dinslaken. In Dinslaken gibt es seit 2017 das Kooperative Baulandmodell. Was sich dahinter verbirgt, erläutert Din-Fleg-Geschäftsführer Dominik Erbelding.

Vor einigen Wochen hatte sich die Politik mit den Plänen für den Scholtenhof zu beschäftigen. Das historische Anwesen soll erhalten bleiben. Um das zu ermöglichen, sollen auf einem Teil des Geländes Wohnhäuser errichtet werden. Und weil die dafür verwendete Fläche über 5000 Quadratmeter groß ist, greift das Kooperative Baulandmodell. Das wurde vor einigen Jahren vom Rat verabschiedet. Die Stadt will so aktiv Einfluss auf den Wohnungsmarkt in Dinslaken nehmen. Im Gespräch mit der NRZ äußert sich Dominic Erbelding, Geschäftsführer der Dinslakener Flächenentwicklungsgesellschaft (Din-Fleg), welche Ziele die Stadt mit dem Modell verfolgt und welche schon erreicht wurden.

Dominik Erbelding, der die Din-Fleg verlassen wird, äußert sich zum Kooperativen Baulandmodell.
Dominik Erbelding, der die Din-Fleg verlassen wird, äußert sich zum Kooperativen Baulandmodell. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

In Dinslaken führte die seit Jahren bestehende Situation auf dem Wohnungsmarkt zu diesem Entschluss, wie Dominic Erbelding erläutert. Der Druck war stetig gestiegen, die Kaufpreise wie auch die Mieten stiegen und stiegen. Eine Folge davon war: In Dinslaken gab es keine Entwicklungsmöglichkeiten. Seit der Dinslakener Rat im März 2017 das Kooperative Baulandmodell verabschiedete, steht die Stadt in einer Reihe mit Münster, Köln und Düsseldorf. Dort gibt es die mit dem Baulandmodell verbundenen Eingriffsmöglichkeiten.

Diese Steuerungselemente hat die Stadt, um Wohnraum zu schaffen

Eine Stadt, so Erbelding im Gespräch mit der NRZ, müsse sich aber aufstellen, sich positionieren, um Lösungen zu finden. Drei Steuerungselemente stehen mittlerweile zur Verfügung: das Handlungskonzept Wohnen 2030, das Kooperative Baulandmodell und die Din-Fleg, die Ende 2017 gegründet wurde.

Das Baulandmodell sieht vor, dass ab einer zu überplanenden Fläche von größer als 5000 Quadratmetern die Stadt mindestens 30 Prozent der Fläche erwirbt. „Es muss nicht unentgeltlich geschehen, die Stadt kauft die Grundstücke zum aktuellen Bodenwert“, betont Erbelding. Und beide Seiten würden sich im Vorfeld auf das gemeinsame Interesse, neuen Wohnraum zu schaffen, verständigen.

„In den letzten Jahren ist sehr viel erfolgreich angestoßen worden, man ist auf einem guten Weg.“

Dominic Erbelding, Geschäftsführer der Din-Fleg

Die übernommenen Flächen werde die Stadt nutzen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das sei als sozial- und wohnungspolitisches Ziel formuliert worden. Gerade die Schaffung von Wohnraum sei aus Sicht von Erbelding das wichtigste politische Handlungsfeld für die Zukunft.

Die Din-Fleg beteiligt sich an der Stadtentwicklung. Eine besondere Rolle spielt dabei das Gelände der Trabrennbahn.
Die Din-Fleg beteiligt sich an der Stadtentwicklung. Eine besondere Rolle spielt dabei das Gelände der Trabrennbahn. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Grundlage sei das Handlungskonzept Wohnen. Darin wurden mögliche Flächen aufgelistet, auf denen Wohnraum entstehen könnte. In den ersten Jahren haben die Mitarbeiter der Din-Fleg über 100 Grundstückseigentümer kontaktiert und wurden über das Baulandmodell informiert. Wie Erbelding sagt, hätten rund 50 Prozent grundsätzliches Interesse gezeigt. Sieben, acht Prozent hätten definitiv mitgeteilt, dass sie kein Interesse haben.

Dieses Ziel verfolgt die Stadt mit dem Modell

Die ersten Jahre seit dem Baulandmodell-Beschluss beeinflussten verschiedene Faktoren die Arbeit der Din-Fleg: die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Inflation, die steigenden Baukosten, die Lieferengpässe und die Zinsentwicklung. 

Wie verteilen sich die Kosten? Was soll auf dem Grundstück realisiert werden? Diese Fragen werden mit dem Grundstückseigentümer diskutiert. Das verfolgte Ziel dabei: bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Mit rein frei finanzierten Vorhaben lasse sich der vorhandene Bedarf nicht decken, bekomme man keinen bezahlbaren Wohnraum hin, meint der Din-Fleg-Geschäftsführer.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Dinslaken, Voerde, Hünxe

Das Baulandmodell sei aus seiner Sicht auch wichtig mit Blick auf die Haushaltslage. Die Stadt verfolge keine Gewinnmaximierung, sondern orientiere sich am Allgemeinwohl. Die Din-Fleg sei die einzige Tochtergesellschaft der Stadt, aus der Einnahmen generiert und Kosten eingespart werden könnten. So könne die Stadt über das Baulandmodell die Infrastrukturausgaben refinanzieren. Sie profitiere durch die Mitentwicklung, der Aufwand werde reduziert. So könne ein Beitrag zur Konsolidierung des Haushaltes geleistet werden, meint Dominik Erbelding. Es wäre fatal, wenn durch die Haushaltslage Projekte wie Trabrennbahn und MCS zum Stillstand kommen würden.

Ein wichtiges Steuerungsmodell

Für Dominik Erbelding ist das Kooperative Baulandmodell ein Erfolgsmodell. Damit könne die Stadt an privaten Entwicklungen partizipieren. Es sei ein wichtiges Steuerungsmittel, um die Stadtentwicklung aktiv betreiben zu können. In den letzten Jahren sei sehr viel erfolgreich angestoßen worden, man sei auf einem guten Weg, bilanziert Erbelding. Im Zusammenhang mit dem Baulandmodell seien bislang drei Verträge unterzeichnet worden und es gebe weitere konkrete Gespräche.

Ohne Grundstücksaufkäufe könne keine Planung umgesetzt werden. In den letzten Jahrzehnten wurden städtische Grundstücke privatisiert. Das führte dazu, dass die Stadt nun wenige Möglichkeiten hat, Stadtentwicklung selbst voranzutreiben. Diese Möglichkeiten bietet das Gelände der Trabrennbahn (Wohnbebauung) und das MCS-Gelände (Gewerbeflächen).