Dinslaken. Alle Jahre wieder beschert Dinslaken den Ortsteilen Weihnachtsbäume. Statt weihnachtlicher Vorfreude gibt es aber in einem Fall nur Hohn und Spott.
Alle Jahre wieder beschenkt die Stadt Dinslaken ihre Bürger mit Weihnachtsbäumen. Als Einstimmung aufs Fest werden an prägnanten Stellen in der Innenstadt oder in den Stadtteilen Tannenbäume aufgestellt. In einem Stadtteil allerdings ist die Vorfreude nicht ganz ungetrübt. Statt Frieden und Glückseligkeit gibt es in Hiesfeld Hohn und Spott. Denn die Optik des Hiesfelder Weihnachtsbaums lässt nach Meinung einiger Bürger zu wünschen übrig.
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Die Tanne steht auf einem der Parkplätze vor der Volksbank. Und ist untenrum ein wenig durchscheinend. Vor allem an einer Seite. Auf Facebook bekommt der Weihnachtsbaum reihenweise hämische Kommentare. „Ernsthaft jetzt? Oder ist das ein Mahnmal von Klimaaktivisten?“, fragt eine Frau in der Gruppe „Du kommst aus Hiesfeld, wenn ...“. „Ersatzweise hätte man den Maibaum ja weihnachtlich schmücken können“, schlägt jemand anderes vor. „Wenigstens musste kein schöner Baum gefällt werden“, ätzt ein User. Ob jemand die „Geschichte vom hässlichen Tannenbäumchen“ kenne, wird gefragt. Oder ob der Baum möglicherweise „aus zweiter Hand“ sei. Oder gar „vom Vorjahr“?
Das sagt die Werbegemeinschaft
Denn der Weihnachtsbaum 2023, findet auch René Welfonder, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Hiesfeld, sah ähnlich traurig aus, wie der jetzige. Er sei „ähnlich formlos und schwach begrünt“ gewesen. Für die Werbegemeinschaft, die jedes Jahr im Advent das Dorf in ein Sternenmeer verwandelt, sei das frustrierend: „Da gibt man soviel Kohle aus für die Weihnachtsbeleuchtung und die kleinen Bäume an der Straße und bekommt nur Spott wegen dieses Ungetüms vor der Bank, das dann auch noch einen Parkplatz wegnimmt.“ Er wäre durchaus bereit, das Thema Weihnachtsbaum mittels finanzieller Unterstützung zu „optimieren“.
Das schlagen Bürger vor
Andere Bürger schlagen auf Facebook „eine künstlerische Alternative“ vor, etwas, das man „jedes Jahr wieder aufstellen kann“. Man könnte „nächstes Jahr eine Ausschreibung machen und die Künstler Dinslakens um Entwürfe oder Vorschläge bitten“.
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Und bis dahin? „Ihr habt in Hiesfeld wenigstens einen echten Baum und nicht wie in Wesel diese Blechtanne“, tröstet ein Mann aus der Kreisstadt. „Er wächst noch, ist ja noch Zeit“, meint ein anderer. „Schön trinken“, schlägt ein anderer vor. Oder schön schmücken - falls der Schmuck auf den zarten Zweigen halte. „Der arme Baum kann ja nichts dafür“, findet jemand anderes. Und überhaupt: „Hauptsache ein Baum. Sobald der Baum leuchtet, strahlt er erst richtig und wird wunderschön. Es wird doch sowieso schon früh dunkel, und da bringt doch alles Freude, was eine Lichterkette trägt. Freut euch doch einfach mal daran, statt ständig zu meckern.“ Immerhin habe sich „jemand gekümmert, dass überhaupt eine Tanne bereitsteht und schön geschmückt werden kann“, meint jemand anderes. Der Baum sei eben, findet eine Frau, „perfekt unperfekt“.
Auch 2020 gab es Kritik
Schon einmal hat die Stadt einen ähnlich gebauten Weihnachtsbaum aufgestellt - und dafür Kritik geerntet. Der Baum sollte im Jahr 2020 den Weihnachtsmarkt an der Neutor-Galerie bereichern - erschien dem Management aber „untenrum zu dünn“. Der Baum wurde kurzerhand wieder entfernt und teilweise zu Tannengrün verarbeitet - ohne Wissen der Stadtverwaltung. Schließlich bekam eine Kita die Spitze des Baums - und die Neutor-Galerie besorgt seither einen eigenen Baum für den Weihnachtsmarkt.
In der Nachbarstadt Voerde musste eine Tanne vor sieben Jahren untenherum gekappt werden - der Stamm war zu dick für die Bodenhülse. Anschließend wirkte der Baum für den Platz etwas mickrig. Der Gentlemen‘s Club Voerde hat aus der Not eine Tugend gemacht - und die ganze Stadt aufgerufen, den Weihnachtsbaum gemeinsam zu schmücken.
Das sagt die Stadt Dinslaken
Die Stadt hat neben dem Baum in Hiesfeld auch Weihnachtsbäume auf dem Altmarkt, dem Markplatz Lohberg, im Kreisverkehr vor dem Rathaus sowie im Kreisverkehr Kirchstraße/Dickerstraße (auch hier gab es übrigens Kritik), am Baßfeldshof und an der Bahnstraße aufgestellt. „Ein bereits bestehender Baum am Museum Voswinckelshof wird ebenfalls weihnachtlich leuchten“, so Stadtsprecher Marcel Sturm. Der Stadtmarketingverein finanziere den Baum an der Bahnstraße, der Schmuck werde, wie in den Vorjahren, von den Gewerbetreibenden dort zur Verfügung gestellt. Die Bäume kosten laut Sturm insgesamt rund 1200 Euro - „ohne Logistik und Aufstellen“.
Sie stellen den Baumschmuck
Die folgenden Patinnen und Paten stellen den Weihnachtsbaumschmuck für die Bäume des Din-Service: Neutor Galerie, MTV Reinwacht, Stadtmarketing Dinslaken e.V., Senioren-Union Hiesfeld, Heimatverein Oberlohberg e.V., UBV, JSG/HSG Hiesfeld Aldenrade und die Grundschule Lohberg.
Dass die Tanne in Hiesfeld nicht ganz dem bereits nach gängigen Schönheitsideal für Weihnachtsbäume entspricht, ist dem Din-Service auch sofort aufgefallen. Direkt nach dem Aufstellen in der vergangenen Woche habe man sich dort um einen Ersatz bemüht, so Marcel Sturm: „Dieser wurde letzten Freitag auch erfolgreich gefunden und bereits geschlagen.“ Er werde im Laufe dieser Woche aufgestellt. Weil aber „nicht klar war, ob es rechtzeitig einen Ersatz geben wird, wurde der bemängelte Baum trotzdem zunächst aufgestellt.“
„Diese frei gewachsenen Bäume sind nicht mit designter Monokulturware zu vergleichen“
Grundsätzlich werde es „zunehmend schwierig, im Wald gewachsene passende Bäume zu finden“, ergänzt der Stadtsprecher: „Da machen sich auch die trockenen vergangenen Jahre sowie die klimatischen Bedingungen sehr bemerkbar.“ Die Bäume, die die Stadt Dinslaken aufstellt, kommen aus einem Waldgebiet in Hünxe, so Sturm: „Diese frei gewachsenen Bäume sind nicht mit designter Monokulturware zu vergleichen.“