Dinslaken. Eine Baustelle gibt Bürgern Rätsel auf: Seit Monaten ist der Bereich abgesperrt - aber nichts tut sich. Kein Versehen - sondern Absicht, so die Stadt.

Sie ist nicht besonders groß. Wenige Quadratmeter nur. Und es ist auch nicht so, als würde sie eine Hauptverkehrsstraße blockieren. Aber sie ist da. Und im Weg. Seit Monaten. Auf der Kreuzung Amalienstraße/Ernst-Moritz-Arndt-Straße, zwischen Amalienwiese und Otto-Hahn-Gymnasium, blockiert eine Baustelle einen Fahrstreifen. Die Anwohner sind genervt. Denn gebaut wird hier nicht. Auch das seit Monaten.

Sechs rotweiße Absperrgitter, flankiert von zwei Baustellenbaken, umgeben auf der Amalienstraße jedenfalls keine Baustelle im engeren Sinn. Die Fahrbahndecke fehlt. Ansonsten sieht alles intakt aus. Kein Loch. Keine Gerätschaften. Und erst recht keine Menschen, die dort arbeiten. Das einzige, was sich an der Dauerbaustelle verändert hat, ist die abendliche Beleuchtung. Seitdem die Tage kürzer sind, warnen abends Baustellenlampen vor dem Hindernis.

„Selbst in der niederrheinischen Baustellen-Hauptstadt Dinslaken hat dieses geschützte Loch einen gewissen Alleinstellungscharakter“

Anwohner der Amalienstraße

Die Baustelle „dümpelt gefühlt seit mindestens einem Vierteljahr vor sich hin – und es geschieht nichts“, so ein Anwohner: „Wir waren inzwischen zweimal im Urlaub und ich war einmal in der Reha, doch sie ist immer noch da.“ Und zwar unverändert. „Selbst in der niederrheinischen Baustellen-Hauptstadt Dinslaken hat dieses geschützte Loch einen gewissen Alleinstellungscharakter“, findet der Anwohner - und bittet um Aufklärung.

Das sagt die Stadt Dinslaken

Die Aufschrift „Din-Service“ auf den Absperrungen weist darauf hin und die Pressestelle der Stadt Dinslaken bestätigt: Es handelt sich um eine städtische Baustelle. Im Sommer, so erklärt die Stadtverwaltung, hätten an der Kanalisation an der Amalienstraße/Ecke Ernst-Moritz-Arndt-Straße Reparaturarbeiten stattgefunden. Dabei seien „weitere Schäden an den Kanalrohren und dem Schachtbauwerk sichtbar“ geworden. „Diese müssen behoben werden“, so die Stadtverwaltung. Dafür seien allerdings eine „tiefere Baugrube und eine Absenkung des Grundwasserspiegels erforderlich“.

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Der Grundwasserspiegel allerdings ist seit dem Starkregen Ende 2023 ein Problem in Dinslaken. Beziehungsweise: Dauerproblem. Denn in Eppinghoven, wozu die Stadt im weiteren Sinne wohl auch den Hagenbezirk zählt, sei der Grundwasserspiegel „zuletzt deutlich höher als normalerweise“ gewesen, heißt es. Deswegen „wurde entschieden, zunächst abzuwarten, bis er auf natürliche Weise zumindest etwas gesunken ist, um dann die restliche Absenkung mithilfe einer Anlage zu steuern“, so die Stadtverwaltung.

Und bis dahin bleibt die Baustelle, wie sie ist. Die Absperrung führe schließlich „nur zu einer geringfügigen Verkehrseinschränkung“, erklärt die Stadt. Deswegen sei „vorausschauend und kostensparend entschieden“ worden, „die Oberfläche der jetzigen Baugrube für die Zwischenzeit nicht wiederherzustellen.“ In der Zwischenzeit sollte die „wasserrechtliche Erlaubnis für die Absenkung des Grundwasserspiegels“ eingeholt werden, damit eine „geeignete Absenkungsanlage“ angefordert werden könne.

Internetseite zeigt Baustellen im Stadtgebiet

Die FDP im Stadtrat hatte wegen des Baustellenchaos zuletzt mehr Transparenz gefordert: Die Stadt möge auf Bauschildern den Bauherrn, die Baufirma, die Art und die Dauer der Arbeiten deklarieren, forderten die Liberalen. Das lehnte die Stadt ab - mit Verweis auf Rechtslage und Datenschutz. Dafür verweist die Stadt auf ein neues Angebot im Internet. Dort finden Anwohner Infos zu aktuellen Baustellen nun auf einer interaktiven Karte: „Mit einem Klick kann man sich unter anderem über Art und Dauer der jeweiligen Baustelle informieren und einen Überblick erhalten“.

Die entsprechende Seite ist Teil des Geoportals Niederrhein, der Link befindet sich auf der städtischen Homepage: Auf einer Stadtkarte weisen einige Dutzend Baustellenschilder auf Bautätigkeiten und deren Dauer hin. An den DB-Unterführungen an der B8 und der Hünxer Straße etwa findet sich der Hinweis auf die halbseitigen Sperrungen. Die Großbaustelle an der Krusenstraße ist ebenso verzeichnet wie kleinere Baustellen - etwa Montagegruben der Telekom.

Die Dauerbaustelle auf der Amalienstraße findet sich auf der Karte allerdings nicht. Vielleicht, weil die Karte laut Stadt nur „aktuelle“ Baustellen ausweist? Demzufolge könnte die Baustelle Amalienstraße in der kommenden Woche auch auf der Baustellenkarte auftauchen. Denn dann soll sie laut Stadt in Angriff genommen werden.