Dinslaken. Die Dinslakener Martinikirmes startet am 8. November. Die ersten Karussells werden aber schon jetzt aufgebaut. Der Grund hat mit Weihnachten zu tun.
Ja, ist denn schon wieder Kirmes? Am 8. November startet die Martinikirmes auf dem Trabrennbahngelände. Trotzdem sind die ersten Karussells schon vor Ort - eher als sonst. Schon am Mittwoch rollten diesmal die ersten Transporter an, am Donnerstag startete der Aufbau. Auch das Highlight der diesjährigen Martinikirmes ist schon vor Ort: die XXL-Schaukel Excalibur. Grund für die Eile: die Weihnachtsmärkte, die immer früher starten.
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Mit 100 Tonnen Stahl auf drei Transportern ist die Düsseldorfer Schaustellerfamilie Bruch schon am Mittwoch auf den Platz zwischen Trabrennbahn und Parkplatz gerollt. Dort, wo immer auch das Riesenrad steht, findet kein Trödelmarkt statt, sodass hier schon aufgebaut werden kann. Und während Carina Grabo, Kirmesmeisterin der Stadt Dinslaken, nebenan noch die Plätze für die weiteren rund 120 Karussells und Buden einzeichnet, wird auf dem kleinen Platz schon heftig gearbeitet. „Vorsicht, Einflugschneise Excalibur“ mahnen schwarze Lettern auf beiden Seiten der Excalibur-Plattform. Der Ausleger der Riesenschaukel misst 47 Meter. Mit 120 Stundenkilometern fliegen die Fahrgäste durch die Luft und drehen sich dabei. Neben dem Karussell baut das Team auch gleich einen ganzen Fichtenwald mit auf - „wie im Freizeitpark“, verspricht Besitzer Harry Paul Emil Bruch (44). Immer aufwändiger sind die Fahrgeschäfte - und immer teurer. Zwei Millionen Euro hat die Riesenschaukel gekostet.
Was die Riesenschaukel Excalibur so besonders macht
Excalibur wurde im vergangenen Jahr neu vorgestellt. Es ist, so sagt Harry Bruch stolz, die „modernste und neueste XXL-Schaukel Europas.“ Er verspricht den Fahrgästen eine „atemberaubende Fahrt für ganze Familie.“ Sogar die Großeltern „können mitfahren“. Weil die Fahrt nicht über Kopf gehe, sondern die Schaukel „nur“ bis 120 Grad schwinge, sei das Ganze „sehr verträglich“. Auch für Zuschauer sei das Fahrgeschäft eine echte Attraktion: „Allein abends das Geschäft zu bestaunen“ sei ein Erlebnis: „Die ganze Rückwand ist ein Bildschirm, auf dem sich etwas abspielt.“ Excalibur war das Schwert des mythischen Königs Artus - Fahrgäste und Zuschauer werden sich wie in der Sage fühlen.
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Zuletzt war die Riesenschaukel in Werne, davor Bocholt. Früher, so berichtet Bruch, war die Martinikirmes der letzte Rummel im Jahr. Die Familien, die nur ein Karussell hatten, sind danach in die Winterpause bis zum Frühjahr gegangen. Allerdings sind die Schausteller mit mittlerweile mehreren Standbeinen auch auf vielen Weihnachtsmärkten vertreten - „das Schaustellergewerbe hat die Weihnachtsmärkte ja quasi ins Leben gerufen“, so Bruch - und diese beginnen immer eher.
Der Riesenschaukel gegenüber, auf der anderen Seite des Platzes, haben die Gebrüder Hartmann ihr Laufhaus Viva Cuba schon fast in Gänze aufgebaut - „eines der größten Laufgeschäfte Deutschlands“, so der Dennis Hartmann (41). Ein Geschäft für Groß und Klein, das auf fünf Ebenen mit einigen Besonderheiten lockt: einer frei drehenden Tonne etwa, die einzigartig in Europa sei, oder einer langen Rutsche in einem Kirchturm, der noch vor dem Laufhaus steht - und einer Aussichtsplattform, von der aus man den Blick über das Kirmesgelände genießen kann.
Weihnachtsmarkt am Centro startet Mitte November
Dennis Hartmann ist mit Schokofrüchten und Mandeln auch auf dem Weihnachtsmarkt am Centro vertreten. Der öffnet bereits Mitte November, der Aufbau läuft auch dort schon. „Da ist es leichter, wenn man den Aufbau hier in Dinslaken schonmal aus den Füßen hat“, sagt der Chef. Die Familie Bruch hat Kinderkarussells und Glühweinstände auf den Weihnachtsmärkten in Geldern und Kevelaer. Da „passt es logistisch besser“, wenn der Aufbau hier eher starten kann, so Bruch. Denn „das Personal ist ja auch nicht so üppig“.
Leute für den Aufbau zu finden, ist schon seit einigen Jahren ein Problem. Die Coronakrise hat die Lage noch verschärft. In Dinslaken mussten schon große Fahrgeschäfte kurzfristig absagen, weil das Personal für den Aufbau fehlte. Im Jahr 2020 waren die Schausteller mit allen Mitarbeitern bereit für die Kirmessaison - als der Lockdown kam. Viele Schausteller hätten ihre Familien mit anderen Arbeiten über Wasser gehalten, erzählt Hartmann - oder konnten mit Erlaubnis der Städte Süßigkeitenstände in der Innenstadt aufbauen. In Dinslaken war das möglich - in Iserlohn, wo die Hartmanns herkommen, nicht. In dieser Zeit sei etwa 90 Prozent des Personals verloren gegangen und nur die wenigsten seien zurückgekommen.
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„Es war eine harte Zeit, aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen“, so Hartmann. Und die Kirmesbesucher in den Jahren nach Corona hätten sich solidarisch gezeigt und seien „spendabel“ gewesen, so Hartmann. „Schön, dass Ihr wieder da seid“, diesen Satz hätten die Schausteller häufig gehört, auch, wenn die Eintrittspreise, auch angesichts der Energiekosten mitunter gestiegen seien. „Viele, viele Besucher gehen gerne zur Kirmes“, diese Erfahrung haben die Schausteller gerade auch in Dinslaken gemacht. Und freuen sich daher darauf, wenn es am 8. November auf der Martinikirmes wieder rund geht.