Dinslaken. Vera Dittrich ist Darstellerin bei den Karl-May-Festspielen und verliebte sich in Stunt-Reiter Rusti. Der Start einer kuriosen Liebesgeschichte.

Wer kennt sie nicht, die Abenteuer von Winnetou und seinem Blutsbruder Old Shatterhand? Wer hat nicht mit Tränen in den Augen den Tod Nscho-tschis miterlebt? Auch Winnetou hat seine große Liebe Ribanna nie erringen können, nicht im Buch, im Film oder auf der Bühne. Andere hingegen erleben ihre große Liebe, fanden sie gar dank Karl May auf der Festbühne in Elspe.

Seit 2019 reitet die gebürtige Dinslakenerin Vera Dittrich in Elspe über die Weiten der Prärie. Ein Traum war damit für die passionierte Reiterin in Erfüllung gegangen. Dass sie dort aber auch ihre große Liebe finden würde, hatte sich Vera Dittrich nicht träumen lassen. Denn drei Jahre zuvor war der slowakische Stunt-Reiter Rastislav Badura, kurz genannt Rusti, zur Karl-May-Bühne gekommen.

„Ich hatte keine Beziehung erwartet, denn ich wusste ja, dass er nach der Saison in die Slowakei zurückkehren würde“

Vera Dittrich über ihren künftigen Ehemann

„Ich hatte keine Beziehung erwartet“, erzählt Vera Dittrich nach der Vorstellung von „Winnetou und das Halbblut“ der NRZ in Elspe. „Denn ich wusste ja, dass er nach der Saison in die Slowakei zurückkehren würde.“ Und überhaupt, habe sie ihn anfangs gar nicht wahrgenommen, obwohl er als Indianer verkleidet neben ihr herritt. Rusti aber war die deutsche Reiterin sofort aufgefallen. „Okay“, sagt er, „sie war ja neu hier und für sie war alles noch aufregend.“

Rustslav Badura, genannt Rusti, arbeitet jetzt als Stuntman bei den Karl-May-Festspielen.   
Rustslav Badura, genannt Rusti, arbeitet jetzt als Stuntman bei den Karl-May-Festspielen.    © PR | Birgit Gargitter

Nach den Vorstellungen trifft sich das komplette Team immer mal im Clubhaus, feiert die gelungene Aufführung. Eines Abends brachte einer der anderen Darsteller einen Frosch mit, den Rusti küsste. „Danach schnappte ich mir Vera und sie zu küssen, war viel schöner“, schwärmt er. Er hatte seine Prinzessin gefunden. „Ich bin ja nicht so der romantische Typ im Gegensatz zu Rusti“, gesteht die „Prinzessin“. Doch auch ihr habe der junge Mann aus der Slowakei gefallen. Eine Fernbeziehung wollte sie allerdings nicht eingehen und in die Slowakei zu ziehen kam für Vera Dittrich nicht infrage. „Immerhin habe ich meine Wurzeln hier, meine Familie, meine Freunde, mein Pferd und vor allem meinen Beruf“, meint sie. Gerade dieser Beruf im Unternehmen der Eltern, garantiere ihr ja, die Sommersaison über in Elspe an den Karl-May-Festspielen teilnehmen zu können. Sie arbeite halt im Homeoffice von Elspe aus.

Rusti zog nach Deutschland

Rusti überraschte sie, er zog kurzerhand zu ihr. Als ausgebildeter Elektriker hatte er überhaupt keine Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Sein Glück, in der Firma der zukünftigen Schwiegereltern, fand er eine Anstellung und kann wie Vera seinem Hobby, dem Reiten in Elspe, nachgehen. Dort werden beide auch in der weihnachtlichen Dinershow zu sehen sein.

Während Vera Dittrich als Indianer-Komparsin mitwirkt, ist Rustslav Badura inzwischen als Stuntman tätig, durfte in der letzten Aufführung gar als brennende Fackel über das Gelände laufen und das Fort in die Luft jagen. „Das war schon krass“, so der junge Mann.

Zusammen die Sterne beobachtet

Rusti sieht ihr Kennenlernen romantischer als Vera. Er lacht schallend, wenn er an die ersten Zeiten denkt. „Vera wollte unsere Beziehung zum Saisonende 2019 beenden, doch ich hatte ganz andere Pläne.“ Immerhin hätten sie zusammen in so mancher Nacht die Sterne beobachtet. „Das verbindet doch.“ Er überredete sie zu einem gemeinsamen Urlaub auf Rhodos, man wollte sich immer wieder treffen, doch Corona machte dem jungen Paar einen Strich durch die Rechnung. Also verließ Rusti die Slowakei, seine Familie und seine Freunde und zog zu Vera Dittrich. Gerade seine Familie war anfangs nicht gerade in Begeisterungsstürme ausgebrochen – ausgerechnet in eine Deutsche musste er sich verlieben. Doch schließlich fand sich auch die „alte Generation“ in ihr Schicksal.

„Ich bin schon immer und das sehr früh in die Weltgeschichte hineinspaziert“, erzählt Rusti. Es hatte ihn nie lange in der Heimat gehalten. „Ich wusste nie so richtig, was ich eigentlich wollte“, gesteht er. „Eines war nur sicher – es musste etwas mit Pferden sein. Als Kind liebte ich die Cowboys und so bin ich wohl nach Elspe gekommen“, gesteht er. Ein Bekannter hatte ihn auf die Karl-May-Festspiele aufmerksam gemacht und 2016 erhielt er die Chance, als Ersatz einzuspringen. Nach der ersten Saison wurde er gefragt, ob er als Stuntman bleiben wolle. „Ich habe das ja gar nicht erlernt, aber für verrückte Sachen war ich immer zu haben“, erzählt Rusti. Und stimmte zu.

Rusti und Vera auf der Bühne

Die Dinershow, an der auch Rusti und Vera teilnehmen, findet vom 22. November bis 21. Dezember in Elspe statt. Im kommenden Jahr bringen die Karl-May-Festspiele „Winnetou und Old Firehand im Tal des Todes“ auf die Bühne.

Karten können bereits erworben werden. Es lohnt sich. Und wenn nichts dazwischen kommt, werden auch Rusti und Vera wieder über die Bühne reiten.

Jetzt wird geheiratet

Welch ein Glück, denn „so habe ich eine super Frau gefunden“, sagt er. Jetzt wird geheiratet. Ein wenig Angst habe er schon, aber „das wird richtig super mit uns“, davon ist Rastislav Badura überzeugt. Er sei der Gefühlsmensch,Vera die Verantwortungsvolle, das passe doch. „Für mich ist Spontanität wichtig, ich kann nicht gut planen, dass Vera dafür ein Händchen hat, finde ich toll.“

Fünf Jahre „Probezeit“ lägen jetzt hinter ihnen – nun wird es ernst für die Beiden. Einen Tag vor der Dinershow im vergangenen Jahr habe er sie gefragt, ob sie seine Frau werden wolle. „Sie sagte ne, ne, ne“, erinnert sich Rusti, „ich war ganz verdutzt, für mich hieß ne nein, aber Vera wollte damit nur ihre Überraschung ausdrücken und sagte natürlich ja.“ Sie seien dann zu ihren Eltern gefahren und er habe ihnen mitgeteilt: „Hey, wir wollen heiraten.“ Seiner Familie hat er es übrigens auf einem eher ungewöhnlichen Weg mitgeteilt. Er und sein Onkel waren auf der Toilette in Elspe, als er die Bombe platzen ließ. Rusti ist wirklich ein sehr spontaner Mensch.