Voerde. In den Pflegeheimen von Carpe Diem wird jetzt künstliche Intelligenz eingesetzt. Wie das funktioniert und warum es die Pflege menschlicher macht.
- Im Senioren von Carpe Diem in Voerde wird seid August Künstliche Intelligenz bei der Dokumentation eingesetzt.
- Die Pflegekräfte können so direkt beim Patienten schnell via Sprachaufnahme Werte eingeben und auf Daten zugreifen.
- Der Einsatz der Technologie spart Zeit, die dann übrig ist, um sich mehr um die Menschen zu kümmern.
Pflegefachfrau Sara Ann Baumann steht mit dem Handy in der Hand neben Elisabeth Eckerskorn, Bewohnerin des Seniorenparks Carpe Diem in Voerde. Gerade hat sie den Blutzuckerwert der älteren Dame gemessen. Sie diktiert den Wert in ein Smartphone, das sie in der Hand hält. Sekunden später erscheint schon die Anzeige auf dem Bildschirm, wie viel Insulin die Patientin braucht. Kurze Zeit später ist das Medikament verabreicht und auch schon in der digital hinterlegten Patientenakte eingetragen.
Möglich macht das eine App auf dem Gerät, die vom Start-Up-Unternehmen Voize programmiert wurde. Hinter dem System steckt eine künstliche Intelligenz, die aus den in das Gerät eingesprochenen Äußerungen der Pflegekräfte entsprechende Informationen herausfiltert und an die richtige Stelle der Pflegedokumentation einfügt. „Man kann sogar Kauderwelsch da reinsprechen und das System versteht einen trotzdem“, sagt Carsten Wohlfarth, Leiter der Einrichtung in Voerde.
Enorme Erleichterung bei der Arbeit
Die 24-Jährige Sara Ann Baumann ist begeistert von der neuen Technologie, die hier zum 13. August eingeführt wurde. „Das erleichtert die Arbeit enorm und man hat einen viel besseren Überblick“, sagt die Pflegefachfrau. Die Pflegenden können über das System alle Werte der Patienten (Blutdruck, Puls, Blutzucker) direkt am Patienten einsehen, samt des entsprechenden Verlaufs der Daten, müssen dazu nicht mehr an einen PC-Arbeitsplatz laufen. Auch wenn zwischendurch ein Anruf eines Arztes reinkommt, der etwas zu einem der Bewohner wissen möchte, haben sie die Daten jetzt immer alle mit dabei. „Dadurch geht wesentlich weniger an Informationen verloren“, sagt Sara Ann Baumann.
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„Das erleichtert die Arbeit enorm und man hat einen viel besseren Überblick.“
Carpe Diem ist das erste Unternehmen, dass die KI-gestützte Pflegesoftware unternehmensweit einführt. Am Standort in Voerde ist man mit 16 Smartphones gestartet, auf denen die App installiert ist. „Das klingt nach wenig, aber die Geräte werden in den Schichten weitergegeben“, sagt Einrichtungsleiter Carsten Wohlfarth. 15.000 Euro hat das System in der Anschaffung gekostet, weitere 1200 Euro fallen monatlich an Gebühren für die Nutzungslizenzen an – und das nur für die Einrichtung in Voerde, die eine von 35 Einrichtungen des Unternehmen ist.
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Persönlichere Dokumentation und mehr Zeit für Menschen
„Durch das System wird alles viel persönlicher und mehr auf den Menschen bezogen“, kommentiert Wohlfarth das neue System. Menschlicher werden durch künstliche Intelligenz? Kein Widerspruch. Denn zum einen lassen sich sehr schnell kurze Anmerkungen zu den einzelnen Bewohnern der Seniorenunterkunft erfassen. Dadurch wären die Dokumentation schon jetzt besser, als vor Einführung des Systems, erklärt Wohlfarth. Zum anderen erfordert die Dokumentation so sehr viel weniger Zeit, die dann für die eigentliche Pflegearbeit zur Verfügung steht. „Wir wollen durch das System kein Personal ersetzen“, betont Carsten Wohlfahth. Ganz im Gegenteil: Man wolle durch die Einführung den Pflegeberuf für Neueinsteiger attraktiver machen.
„Durch das System wird alles viel persönlicher und auf den Menschen bezogen.“
Schon jetzt führt die Software zu einer Erleichterung des Arbeitsalltags. Und in Zukunft soll das System noch mehr können. „Es ist schon geplant, dass man in Zukunft auch Wundfotos hochladen und dann beschreiben kann“, erklärt Pflegedienstleiter Marco Künemund. Und auch die Planung von Maßnahmen kann soll die App in Zukunft miterledigen. Als Beispiel: Wenn der Pflegende dem System sagt, dass ein Patient sturzgefährdet ist, könnte das System automatisch Maßnahmen wie das Anziehen von festem Schuhwerk oder Stoppersocken in den Maßnahmenplan schreiben.
Aus Voerde in alle Einrichtungen von Carpe Diem
Auch das Erstgespräch zur Aufnahme in die Einrichtung erfolgt mittlerweile mit Unterstützung der Künstlichen Intelligenz. Das Gespräch wird aufgezeichnet und das Programm extrahiert aus der Audioaufnahme die wichtigen Informationen. „Da sitzt man sonst gerne mal 45 bis 60 Minuten dran“, sagt Marco Künemund. Die Künstliche Intelligenz erledigt das sehr viel schneller. „Natürlich können die Pflegenden dann immer noch nachsteuern und anpassen“, sagt Carsten Wohlfarth. Die eingesparte Zeit kann dann wiederum der Arbeit mit den Bewohnern zu Gute kommen.
Das System arbeitet dabei Konform mit der Datenschutzgrundverordnung. Es werden also keine Daten durchs Netz irgendwo ins Ausland geschickt, um dort weiterverarabeitet zu werden. „Die Daten bleiben im hauseigenen System“, erklärt Heike Karsten, bei Carpe Diem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Der Senioren-Park in Voerde ist einer von zwei Standorten des Unternehmens, an dem die Pflegedokumentation mit dem neuen System getestet wird. Bis zum Jahresende soll es an allen 35 Standorten des Unternehmens eingeführt sein.