Dinslaken. Die Friedrich-Althoff-Schule wurde 2012 in Dinslaken eröffnet – und entließ nun ihren letzten Jahrgang. Für den Schulleiter nicht das erste Mal.
„Abschluss 2024“ und „Tschüss FAS“ steht in großen, bunten Buchstaben an der Wand der Aula der Friedrich-Althoff-Schule Dinslaken. Es ist ein doppelter Abschied. Für die Schüler, die sich zu ihrem Ehrentag besonders schick gemacht und ihre Familien mitgebracht haben. Und für die Schule. Der Abschlussjahrgang 2024 ist der letzte der Friedrich-Althoff-Schule. Nur zwölf Jahre nach ihrer Eröffnung schließt die Sekundarschule wieder.
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Daniel Kocar, kommissarischer Schulleiter der FAS, hat gewissermaßen Übung im Schließen von Schulen. Er war Leiter der Hauptschule im GHZ, als diese 2017 schloss. Zwei Jahre zuvor war sie mit der Volkspark-Hauptschule zusammengelegt worden. Mit dem Ende der Ära Hauptschule in Dinslaken wechselte Kocar zur Sekundarschule, die eine neue Ära einläuten sollte – damals als Abteilungsleiter, Schulleiter war Silvio Husung (jetzt Gesamtschulleiter in Duisburg).
„ Ich habe also schon angefangen mit dem Gefühl, es könnte zu Ende gehen.“
Zur Eröffnung kam die Ministerin
Die neue Schule wurde 2012 mit großem Bahnhof und von der damaligen NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann eröffnet. Um wenige Jahre später vor demselben Problem zu stehen wie zuvor die Hauptschule: Die Anmeldezahlen sanken. Das Schuljahr 2016/2017, als Kocar zur FAS wechselte, war das erste Jahr, in dem die Anmeldungen nicht ausreichten, erinnert er sich. „Ich habe also schon angefangen mit dem Gefühl, es könnte zu Ende gehen.“ Viele Eltern, deren Kinder die Schule besuchten, waren und sind begeistert von der Intensität, mit der die Schüler dort betreut werden – und sie gingen sogar auf die Straße für ihre Schule. Trotz der Demos beschloss die Dinslakener Politik 2018 das Aus für die Althoffschule – und die Gründung der Gesamtschule Hiesfeld. „Die ersten hatten ihren Abschluss noch nicht“ – da sei das Ende der Schule schon quasi besiegelt gewesen, erinnert sich Kocar. Vor allem für die Kollegen, die von Anfang an dabei gewesen seien, sei das schlimm gewesen.
Die Anmeldezahlen sanken
Lag es am Namen Sekundarschule? Am Standort Volkspark? An der fehlenden Oberstufe – obwohl die Schüler sich für die Oberstufe an der Gesamtschule qualifizieren können? „Sekundarschulen haben es allgemein schwer“, führt Daniel Kocar an. Sie seien „im Prinzip das Gleiche wie Gesamtschulen nur ohne Oberstufe“. Wenn es aber vor Ort eine etablierte Gesamtschule gebe, sähen Eltern keinen Grund, ihr Kind zur Sekundarschule zu schicken. In Dinslaken habe einfach „die Nische“ für die Schulform gefehlt. Gleichzeitig habe die „besondere Schulpolitik in Voerde“ viel „kaputtgemacht“: Dort sei zwei Jahre nach Schließung der Gesamtschule eine neue eröffnet worden. Seitdem würden der FAS etwa eineinhalb Klassen fehlen.
Was die Sekundarschule ausmacht
Was die Sekundarschule besonders mache, sei „die Nähe zum Schüler“. Das könne ein „größeres System einfach nicht leisten“. Gerade in den vergangenen beiden Jahren habe man „supergut auf die Schüler eingehen“ können. Zwei Klassen mit 22 Schülern, die zum Teil noch in Kurse aufgeteilt wurden – ein Traum von Lernumgebung. Die Ausstattung mit Lehrern sei gut gewesen und das letzte Jahr seit dem Umzug in die Räume der ehemaligen Fröbelschule habe er als „richtig gut“ empfunden: Zuvor musste die FAS – trotz Protests – ein Jahr etwas beengt im Neubau am alten Standort am Stadtbad verbringen. In Hiesfeld aber „haben wir uns superwohl gefühlt“. Und jeder kannte jeden.
Offizieller Abschied
So wie es 2012 eine offizielle Eröffnung mit der Ministerin gab, gibt es am kommenden Freitag einen offiziellen Abschied am Schulstandort an der Windmühle: mit der Stadtverwaltung, der Politik vor Ort, allen, die am „Aufbau, an der pädagischen Arbeit und an der Abwicklung der Sekundarschule mitgewirkt haben“, heißt es in der Einladung.
Diese Feier habe man ganz bewusst von der Abschlussfeier der Schüler getrennt, sagt Daniel Kocar - auch, wenn die Schüler auch am Freitag eingeladen seien. Sie sollten einen fröhlichen Abschluss feiern - unabhängig vom Aus für die Schule.
„Jetzt beginnt für Euch der Ernst des Lebens“
Das war bei der Abschlussfeier nicht zu übersehen – und zu überhören. Daniel Kocar und die Klassenlehrerinnen wurden mit tosendem Applaus auf der Bühne empfangen – auch, wenn der Schulleiter so unangenehme Dinge wie 4122 Fehlstunden in nur einem Halbjahr ansprach und die Schüler mahnte, dass ständiges Fehlen und Zuspätkommen in anderen Schulen und Lehrbetrieben gleichermaßen schlecht ankomme. Die Whatsapp-Gruppe werde bestehen bleiben, musste eine Klassenlehrerin versichern und winkte einem Schüler nach dem Abschied noch aus dem offenen Fenster nach: „Tschüss Kilian!“ Und tschüss Friedrich-Althoff-Schule. „Jetzt beginnt für Euch der Ernst des Lebens“, gab der Schulleiter seinen Schützlingen mit auf den Weg. Und für die Schule beginnt das Ende.
In den verbleibenden Wochen bis zu den Ferien würden noch Akten ausgeräumt, sagt Daniel Kocar. Viel habe man nach dem letzten Umzug ohnehin nicht ausgepackt. Und er selbst? „Ich habe jetzt 12, 13 Jahre nur Schulen dichtgemacht“, sagt Kocar und scherzt: „Aber die Gesamtschule Hiesfeld traut sich, mich zu nehmen.“