Dinslaken. Carmen aus Dinslaken glaubte jahrelang, todkrank zu sein. Aus Angst ging sie nicht zum Arzt. Dann die überraschende Diagnose. Und ihr Appell.
Von Carmen Lohmann gibt es nur positive Bilder. Auf ihrem Facebook-Profil ist kaum ein Foto zu finden, auf dem sie nicht lacht. „Happy“ steht außerdem noch auf ihrem Shirt. Das Bild hat sie vor etwas mehr als einem Jahr gepostet. Dabei, so sagt die 52-Jährige heute, ist das ein Bild „aus der schlimmsten Phase meines Lebens“. Denn fünf lange Jahre dachte Carmen, sie sei todkrank. In ihrer Brust wuchs ein riesiger Tumor. Gesagt hat sie das aber niemandem. Keinem Arzt. Und noch nicht einmal ihrem geliebten Mann. Bis vor einem Jahr.
Irgendwann hat sie sich nur noch geschämt
„Ich weiß noch, wie ich ihn das erste Mal gespürt habe. Ich lag auf meiner Pilatesrolle und da war er. Das war im Frühjahr 2018.“ Da war der Tumor noch „vergleichsweise klein“, sagt Carmen - aber eben deutlich zu tasten. Sie hat versucht, den Fremdkörper in ihrer Brust totzuschweigen. Ohnehin leidet sie an einer Belastungsstörung und ist zuerst auch aus Angst nicht sofort zum Arzt gegangen. Und dann nicht, weil soviel Zeit vergangen war: „Wenn Du jetzt zum Arzt gehst, dann sagt der: Warum sind Sie denn nicht eher gekommen?“ habe sie sich gesagt. Und sich dann irgendwann einfach geschämt, sagt sie. Der Tumor ist derweil gewachsen. Sie habe ihn „beobachtet, angefasst“ - und geschwiegen und die Angst für den Rest der Welt weggelächelt.
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Irgendwann konnte man den Tumor sogar von außen erahnen. Trotz Klamotten. Die 52-Jährige zeigt ein Foto, das sie im Top zeigt. Die eine Brust deutlich größer als die andere. Im Nachhinein sei das Ganze auch für ihren Mann „sehr schlimm“ gewesen, sagt die 52-Jährige. Warum hat er nichts gemerkt, nichts gesehen? Auf dem Bild mach sie ein Duck-Face. Gutgelaunt, nach außen. Tatsächlich habe sie völlig neben sich gestanden, erzählt sie heute. Hat sich von der Arbeit abgemeldet, musste dann zum Arzt, um sich krankschreiben lassen. Doch auch dem Hausarzt hat sie von dem Tumor nichts verraten.
„Was ein Glück, wie es dann schlussendlich gekommen ist“
„Was ein Glück, wie es dann schlussendlich gekommen ist“, sagt Carmen heute. Irgendwann lag die Einladung zum Mammografie-Screening in ihrem Briefkasten, die alle Frauen ab 50 Jahren bekommen - erst von diesem Alter an übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Vorsorgeuntersuchung. „Das war meine Chance“, erinnert sich Carmen. Ihr weiterhin ahnungsloser Mann sollte sie begleiten. Nur Carmen wusste: „Jetzt kommt es raus“. Der Tumor war mittlerweile faustgroß. Auf ihrer Facebookseite hat Carmen ein Bild veröffentlicht: eine Hand mit einem Apfel darin. So groß.
Die überraschende Reaktion des Arztes
Brustgesundheitstag am Samstag
Das Brustzentrum der GFO Kliniken am St. Vinzenz Hospital lädt am heutigen Samstag, 15, Juni, ein zum Infotag rund ums Thema Brustgesundheit: „Sommererwachen – Nimm Dir Zeit für Dich“. Zwischen 11 und 14 Uhr gibt es Vorträge und Workshops u.a. zu Brustgesundheit und Ernährung. Ohne Anmeldung.
Die Seite musste zweimal aufgenommen werden. Wie erwartet. „Ich wusste auch, dass die anrufen werden.“ Sie solle bitte zur Nachuntersuchung nach Moers kommen, hieß es drei Tage später am Telefon. Ein junger Arzt habe dort vor zwei großen Bildschirmen gesessen und sie so empfangen: „Was haben Sie denn da mitgebracht? Krebs ist das nicht.“ Den Bildern nach sähe das Gebilde in ihrer Brust nicht bösartig aus. „Ich dachte ja, dass ich todkrank bin und konnte kaum glauben, dass er sich seiner Sache so sicher war“, erinnert sich die Patientin.
Die Biopsie habe die erste Diagnose bestätigt. Zur Sicherheit wurde der Tumor im St. Marien Hospital entfernt. Er wog 300 Gramm und war zehn Zentimeter groß. Die endgültige Entwarnung gab es vor einem Jahr: gutartig. Ein Phylloides-Tumor, der meist - wie auch in diesem Fall - gutartig ist.
„Das ist Ihre zweite Chance für ein Leben“
„Das ist Ihre zweite Chance für ein Leben“, das habe ihr Gynäkologe danach - beim ersten Besuch seit Jahren - gesagt. Heute kann Carmen sich selbst kaum erklären, warum sie nicht beim ersten Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, zum Arzt gegangen ist. Und sie ruft alle auf, unbedingt zur Vorsorge zu gehen. Immer wieder erzählt sie ihre Geschichte, „damit das anderen nicht passiert.“ Das - oder schlimmeres. Denn am Ende hatte sie „großes Glück“ und alles war „halb so wild“, wie sie sagt. Alle Ärzte und das Personal in den Krankenhäusern sei sehr empathisch und freundlich gewesen, sie sei ihnen „unsagbar dankbar“
„Vor einem Jahr war alles nur schrecklich“, sagt Carmen. Heute ist sie dankbar, „dass ich lebe.“ Und noch immer strahlt sie auf jedem Foto - diesmal ehrlich. Gerade stand die zweite Vorsorge nach der Operation an. Alles in Ordnung.