Dinslaken. Warum der Martinsumzug und das stimmungsvoll gestaltete Rahmenprogramm im Burgtheater für manche Besucher eine liebgewonnene Tradition ist.
Die ersten bunten Laternen leuchten schon direkt zum Beginn des Martinssingens am späten Samstagnachmittag im Burgtheater. Der Heimatverein Dinslaken hat wieder zum Martinsumzug durch die Innenstadt mit einem stimmungsvoll gestalteten Rahmenprogramm im Burgtheater eingeladen. „Gerade in diesen Zeiten wollen wir ein paar schöne Momente bescheren“, sagt Ingo Tenberg vom Heimatverein Dinslaken zur Begrüßung. Auch der Regen hörte rechtzeitig wieder auf, so dass die Laternen – darunter Kürbisse, Dinos, Eulen, Fledermäuse und Einhörner – gut in der Dunkelheit zur Geltung kommen.
Für manche Besucher ist die Veranstaltung eine liebgewonnene Tradition, so wie für Familie Flohr. Ulla und Werner Flohr kommen mit ihren Enkelkindern, seit diese auf der Welt sind – erst im Kinderwagen, dann mit Laterne. Die halten die 15-jährige Merit-Lena und ihr jüngerer Bruder Mauritz heute zwar nicht mehr in der Hand, aber dennoch kommen sie immer noch gerne mit ihren Großeltern zum Martinssingen ins Burgtheater, denn es ist ihnen wichtig, „dass wir das noch machen“, erklärt Merit-Lena – und textsicher sind sie bei Klassikern wie „Sankt Martin“ auch.
Zeilen der Liedtexte werden auf die Wand der Burg projiziert
Für diejenigen, die einen Liedtext nicht auswendig können oder die unsicher sind, werden die Zeilen auf die Wand der Burg projiziert. Für die musikalische Begleitung sorgen die Bläsergruppe der Waldorfschule und das Tambourkorps Blau-Weiß Sterkrade. Mit alten und neuen Liedern singen sich Heimatvereinsvorsitzender Ingo Tenberg und Anja Kebaier von Dinevent gemeinsam mit den kleinen und großen Besuchern im Burgtheater warm. Derweil entfacht der Löschzug Stadtmitte der Freiwilligen Feuerwehr schon einmal das Martinsfeuer.
Währenddessen reitet Sankt Martin auf seinem weißen Pferd, begleitet von den Tambourkorps Möllen und Feldmark und zahlreichen Familien, durch die Innenstadt. Doch warum wird eigentlich Sankt Martin gefeiert? Und was haben Gänse damit zu tun? Fragen wie diese rund ums Brauchtum beantworteten Ingo Tenberg und Anja Kebaier mit Hilfe der Kinder im Burgtheater zwischen den Martinsliedern.
Welche Rolle Gänse bei der Geschichte von St. Martin spielen
Sie erzählen die Geschichte von Sankt Martin, der als Soldat auf dem Weg zu seiner Armee war, als er dem armen Mann im Schnee begegnete und seinen Mantel teilte. Der sich später taufen ließ und Bischof wurde. Hier kommen die Gänse ins Spiel. Weil Martin so bescheiden war, dass er zunächst das Bischofsamt nicht antreten wollte, versteckte er sich bei den Gänsen im Stall, die ihn mit ihrem lauten Geschnatter aber verrieten. Der 11. November – der Gedenktag des Heiligen St. Martin – sei im Mittelalter auch Schuld- und Zahltag gewesen, erklärt Ingo Tenberg, da wurde neben Geld auch mit Naturalien, beispielsweise Gänsen, bezahlt.
Das Lied „Durch die Straßen auf und nieder“ ist noch nicht lange verklungen, als vor dem Burgtheater die Musikkorps zu hören sind. Die Teilnehmer des Martinzuges ziehen ins Burgtheater ein, das nun richtig voll und zu einem Lichtermeer leuchtender Laternen wird. Dann reitet Sankt Martin ums Feuer, Anja Kebaier und Ingo Tenberg lesen die Martinslegende vor. Worte wie „Ich habe keinen Reichtum zu verschenken, aber was ich habe, teile ich mit dir“, die Martin bei der Mantelteilung an den Bettler richtet, haben nichts von ihrem Zauber verloren – ebenso wenig wie die vielen bunten Laternen, die das Burgtheater in ein stimmungsvolles Licht tauchen.