Dinslaken. Die A-capella-Formation The Razzzones gab im Dinjazz-Konzert in Lohberg im Ledigenheim Vollgas. So bedankte sich das Publikum.

Die Bühne im Ledigenheim ist selten so leer wie sie es am Samstagabend beim letzten Konzert der Jazz Initiative Dinslaken vor der Sommerpause an dieser Stelle war – und doch war sie zwei Stunden lang gut gefüllt: Mit unheimlich mitreißender Musik und der Präsenz der Beatboxband The Razzzones. Die vier Musiker Kays Elbeyli, Marvin Pöttgen, Johannes Welz und Philippe Zeidler brauchten keine Band, denn mit ihrer Stimme und einem Mikrofon können sie von Percussion bis Trompete eine ganze Band und eine Vielzahl an Instrumenten ertönen lassen und das Publikum in faszinierende Klangwelten entführen.

Bekannte Songs modern interpretiert

Gleich zu Anfang stellte das Quartett klar: Hier ist nichts computergesteuert, sondern alles live und mundgemacht. Zu Veranschaulichung gab es für die Zuschauer eine kleine Übung: In drei Gruppen eingeteilt, bekamen sie verschiedene Wörter und Silben, die aneinandergereiht in unterschiedlichem Tempo eine leise Ahnung von der hohen Kunst des Beatboxens brachten. Das überließen die Zuhörer aber lieber den Profis von The Razzzones. Die gaben von Anfang an Vollgas und rissen das Publikum gleich mit – der Funke der Begeisterung sprang sofort über.

Bekannte Songs wie „Bamboleo“ wurden modern und auf ganz neue akustische Weise interpretiert. Beim „Gegenstands-Freestyle“ zeigten die Vier, dass sie auch gut improvisieren können. Kays Elbeyli ging durch die Zuschauerreihen und sammelte Gegenstände ein, die anschließend von Philippe Zeidler spontan besungen wurden, während die anderen den passenden Beatboxsound dazu lieferten. Darunter war beispielsweise ein Tuch mit Blumensilhouetten, darüber wollte Philippe gerne rappen.

Unterhaltsam und kurzweilig

Die erste Hälfte war nicht nur sehr unterhaltsam und kurzweilig, sondern auch ziemlich schnell vorbei. Während The Razzzones Luft schnappten, konnten sich die Zuschauer ihre zuvor besungenen Gegenstände wieder abholen.

Zwei der vier Razzones in Aktion.
Zwei der vier Razzones in Aktion. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Neben den amüsanten schlugen The Razzzones aber auch ernste Töne an, etwa beim „Countdown“. Düstere Gewitterstimmung, ein beinahe apokalyptisches Klangbild, das auf das aktuelle Weltgeschehen Bezug nimmt und klarmacht: Ein Countdown hat keine Verlängerung. Es ist dieser Facettenreichtum, der so faszinierend ist – kein Wunder, schließlich sind The Razzzones zweimal Deutsche Meister der Beatbox Crews geworden und erreichten 2021 das Halbfinale der Casting Show „The Voice of Germany“. Was die Vier einzeln draufhaben, erkannte man schon in den gemeinsamen Stücken, bei den Soli in der zweiten Programmhälfte konnte jeder aber auch allein glänzen.

Kino für die Ohren

Dass The Razzzones Freunde – und Könner – des Improvisierens sind, wurde bei dem Spiel „Genre Rumble“ deutlich: Die Zuhörer entschieden in drei Runden über Musikstil und Thema für den jeweiligen Song. Was The Razzzones nach kurzer Beratungszeit daraus machten, war Kino für die Ohren. Sie zauberten den Soul in den Dschungel zu Tarzan und Jane und die Steuererklärung im Stil von Tango und Reggae klang einfach witzig. Nicht umsonst wurde das Quartett mehrfach national und international ausgezeichnet und schaffte es 2021 bei The Voice of Germany bis ins Halbfinale.

Mit dem Lied „I like to move it“, bei dem das Publikum mitmachte, ging ein mitreißendes Beatbox-Konzert mit langanhaltendem Applaus und Standing Ovations zu Ende.