Dinslaken. Rotarier schenken den Bürgern ein Dinslaken-Modell des Künstlers Egbert Broerken. Blinde können Straßenverläufe und Sehenswürdigkeiten ertasten.
Die 750-Jahr-Feier der Stadt Dinslaken steht zwar erst 2023 an, das erste Geschenk wird allerdings bereits Ende April überreicht. Der Rotaryclub Wesel-Dinslaken schenkt den Bürgern ihre Stadt. Von Künstlerhand gefertigt und in Bronze gegossen wird „Dinslaken“ künftig mitten in Dinslaken, am Eingang in die Neustraße am Neutorplatz erlebbar sein.
Erlebbar. Zu sehen würde es nur zur Hälfte beschreiben. Die Intention des Künstlers Egbert Broerken ist es, das man sich an die Stadt herantasten kann, ihre Konturen, Straßenverläufe, einzelne Häuser und Sehenswürdigkeiten ertasten kann.
200 solcher Bronzen hat Egbert Broerken schon geschaffen
Egbert Broerken möchte mit seinen Stadtmodellen Blinden eine Vorstellung von ihrer Umgebung ermöglichen. 200 solcher Bronzen hat er bereits geschaffen, man findet sie inzwischen weltweit. Am Anfang stand für den Künstler aus Welver ein Schlüsselerlebnis in der Kreisstadt Soest.
Soest ist der Standort der Blindenschule von Nordrhein-Westfalen. Broerkens Kontakt zu der Einrichtung bestand bereits länger, zwei ehemalige Schulkameradinnen unterrichten dort, erzählt er im Gespräch mit der NRZ. Da er selbst in Dortmund lehrte, kam es auch früher bereits zu Projekten seiner Studierenden für die Blindenschule. Doch dann erlebte er eines Tages, wie eine Stadtführerin in Soest versuchte, einer Gruppe von blinden Kindern den Dom zu beschreiben. „67 Meter sei der Turm hoch“, sagte sie und die Kinder machten ratlose Mienen. Was ist 67 Meter? Da habe ich beschlossen, denen was in die Hand zu geben!“
Gebäudehöhen werden in Relationen zueinander gesetzt
Ein plastisches Modell, das Gebäudehöhen in Relationen zueinander setzt, das es Blinden ermöglicht, den Plan und die Silhouette einer Stadt tastend zu lesen. Die Idee zündete, die ersten Stadtmodelle erschienen in den Städten und bald erlebte Broerken, dass auch Sehende zunächst die Bronzen betrachten, „gucken, gucken und dann die Augen schließen und auch tasten“. Längst sind die Erklärungen nicht mehr nur in Blindenschrift wiedergegeben, die Stadtmodelle sind Orientierungspunkte für alle: Blinde und Sehende, Einheimische und Touristen.
Und sie vermitteln einen guten, vielleicht sogar überraschenden Eindruck einer Stadt. So fällt für Dinslaken besonders die Freifläche auf: Stadtpark, Rutenwall, Neutorplatz: Dinslakens Raumangebot wirkt großzügig. Und was ist Broerken besonders in Erinnerung geblieben, als er 2020 die Stadt erkundete und modellierte? Er überlegt: „In Erinnerung ist mir die Schlosssituation geblieben“.