Hünxe. Können Waldohreulen die geplanten Baumfällungen im Neubaugebiet „Nelkenstraße“ verhindern? Auch Nabu-Chef Peter Malzbender protestiert.
Die Änderungen im Bebauungsplan 45 „Nelkenstraße“ in Drevenack haben schon in der Vergangenheit die Nachbarschaftsinitiative, die Nabu Kreisgruppe Wesel und Fridays for Future auf die Barrikaden gebracht – insbesondere wegen der geplanten Fällung von fünf über 100-jährigen Bäumen. Dies war auch bei der ersten Planung absolut nicht vorgesehen, was den besorgten Bürgern vor Ort auch zugesichert worden war. Der Kreis Weseler Nabu-Chef Peter Malzbender sieht dadurch seltene Waldohreulen in Gefahr.
„Die Kommune selbst will dort noch mehr bauen, um eine möglichst große Rendite zu erwirtschaften“, so Malzbender. Er berichtet von einer Entdeckung: In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli kurz nach zwei Uhr morgens ertönte ein eigentümliches Kreischen aus dem neuen Baugebiet. Anwohnerin Katja zur Nieden machte sich auf Barfuß mit Bademantel und Taschenlampe ausgestattet auf nächtliche Pirsch. Die seltsame Geräuschkulisse entpuppte sich als das Futterbetteln junger Waldohreulen. Die jungen Ästlinge saßen verteilt ausgerechnet in den alten Bäumen, die dem zusätzlichen Bauvorhaben weichen sollen. Katja zur Nieden hat dann als Zeugin noch Mitstreiterin Karla Wagner telefonisch aus den Federn gelockt.
Umgehend machte sie sich selbst ein Bild von den beeindruckenden Waldohreulen. Auch die Beuteübergabe durch die Altvögel konnten die beiden Frauen beobachten. „Die Waldohreule ist eine planungsrelevante Art. Ist sie hier bei der Bauplanung überhaupt berücksichtigt worden? Allein deshalb dürften die Bäume nicht gefällt werden“, sagt der Nabu-Kreisvorsitzende Peter Malzbender.
Er wird die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Wesel um Klärung bitten. Überhaupt sehen die Nachbarschaftsinitiative und der Nabu das geplante Fällen dieser alten Bäume als einen groben Verstoß gegen den Natur- und Umweltschutz. Ein Rechtsgutachten der Naturfreunde bestätigt die große Vitalität dieser Bäume mit ausgezeichneter kleinklimatischer Bedeutung vor Ort. Dies sei auch nicht mit Ausgleichspflanzungen dort zu kompensieren.
Zudem sei nach dem Rechtsgutachten auch die Interessensabwägung seitens der Gemeinde als „grob falsch“ einzuordnen. Die alten Bäume dort leisten große Hilfe bei Starkregen und extremer Trockenheit in dem Viertel, sagen die Naturfreunde. Dies sei bei vielen wissenschaftlichen Studien bestätigt worden. Die Nachbarschaftsinitiative und der Nabu planen für die nächsten Wochen weitere Aufklärungsarbeit und Proteste gegen unsinnige Baumfällungen und weitere Versiegelung von Flächen im Bereich „Nelkenstraße“.