Voerde. Fabian Merker und Heinrich Kruse vom Förderverein Bürgerhaus Friedrichsfeld rufen mit ihren Beiträgen wichtige Ereignisse in Erinnerung.
2021 – es ist das zweite Jahr, in dem Corona das beherrschende Thema ist und vieles andere von der Pandemie überlagert wird. Dem setzt der Förderverein Bürgerhaus Friedrichsfeld erneut etwas entgegen: Fabian Merker und Heinrich Kruse rücken mit ihrem zweiten Buch dieser Art wieder Erinnernswertes aus längst vergangener Zeit in den Fokus. Auch 2021 macht es möglich, erneut Jahrestage in Friedrichsfeld ins Gedächtnis zu rufen. Und derer gibt es einige: Fünf Kapitel hat der neue, 230 Seiten umfassende Beitrag, zu dessen Herausgabe sich der Förderverein „nach der großen Zustimmung für das erste Jahrbuch“ entschlossen hat, ist in dem Vorwort zu lesen.
Mit dem ältesten Datum steigt das Buch „2021 – Jahrestage in Friedrichsfeld“ein: Es geht um die Errichtung des Franzosenfriedhofes vor 150 Jahren – ein auf vielfache Weise besonderer Ort. Verstorbene aus vier gewaltsamen Auseinandersetzungen, die sich innerhalb von 74 Jahren ereigneten, wurden dort beigesetzt: Tote während des deutsch-französischen Kriegs (1870/1871), des Ersten Weltkriegs, des Ruhraufstands im März und April 1920 und des Zweiten Weltkriegs. „Man kann die Geschichte des Ortes mit dem Franzosenfriedhof erzählen“, erläutert Fabian Merker, der dieses Kapitel in dem Buch wie auch das darauf folgende verfasst hat.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Kauf einer riesigen Fläche, der für die Entwicklung von Fried-richsfeld entscheidend ist: Die Wohnbau Dinslaken (damals noch Siedlungsgesellschaft für den Kreis Dinslaken), die sich bereits ein Jahr zuvor, am 11. November 1920, gegründet hatte, machte aus dem ehemaligen Militärgelände „einen Lebensort für die Zivilbevölkerung“ und erwarb im Dezember 1921 ein Areal, „das von der Bahnstrecke Oberhausen-Wesel bis zu den Testerbergen reichte“, erklärt Fabian Merker im zweiten Kapitel des Buches. Die 914 Hektar große Fläche umfasste auch den heutigen Friedrichsfelder Ortskern. Das Areal habe sich für den Bau von Mietwohnungen und Eigenheimen sowie für die Ansiedlung von Handwerksbetrieben geradezu angeboten. „Mit der Wohnbau begann der zivile Siedlungsort Friedrichsfeld erst“, erläutert Fabian Merker deren Bedeutung.
Durch das Wachsen der Siedlung entstand „die Notwendigkeit, eine Kirchengemeinde zu gründen“. Im nächsten Kapitel des Buches widmet sich Heinrich Kruse der Entstehungsgeschichte von St. Elisabeth. Die Flüchtlinge und Vertriebenen des Ersten Weltkriegs, die 1921 in Friedrichsfeld zunächst in den Militärbaracken eine neue Heimat fanden, waren vorwiegend katholisch. Heinrich Kruse zeichnet mit Auszügen aus der Pfarrchronik, anderen Dokumenten und mit Fotos die ersten 30 Jahre der Kirchengemeinde St. Elisabeth nach. Der erste katholische Gottesdienst in Friedrichsfeld wird am 21. November 1921 im ehemaligen Mannschaftsheim des entmilitarisierten und einer zivilen Nutzung zugeführten Truppenübungsplatzes gefeiert. Zwei Jahre später wurde das Gebäude zum Gemeindehaus und zur Kirche der evangelischen Gemeinde. Die Katholiken zogen 1923 in das frühere Offizierskasino.
Um die Flüchtlinge und Vertriebenen des Ersten Weltkriegs, „die vor 100 Jahren oder vielleicht etwas eher“ nach Friedrichsfeld kamen, geht es im vierten Kapitel. Die früheste Quelle, die davon berichtet, dass Deutsche „aus den von Frankreich und Polen annektierten Provinzen Posen und Westpreußen“ in dem früheren Truppenlager eine neue Heimat fanden, ist ein Satz aus der Chronik der katholischen Volksschule Emmelsum-Friedrichsfeld – zu finden als kleine Bemerkung unter dem Januar 1921. Unter jenen, die aus Bromberg in Posen den Weg nach Friedrichsfeld fanden, war auch der Vater des späteren Voerder Bürgermeisters Helmut Pakulat, Georg Artur Pakulat.
Mit dem frühesten Jahrestag endet das Buch: Seit 50 Jahren wird in Voerde Aluminium hergestellt. Davon erzählt Heinrich Kruse, der in dem Unternehmen selbst 35 Jahre tätig war. Die Alu-Hütte „war und ist auch heute für viele Friedrichsfelder ein wichtiger Arbeitgeber“, so heißt es im Vorwort. Heinrich Kruse schildert, wie es zu deren Bau kam und wie sich Widerstand dagegen regte, erinnert an die wechselvolle Geschichte und das drohende Aus des Werks. Am Ende des Bangens steht die Übernahme der damals insolventen Alu-Hütte Voerdal durch das Essener Unternehmen Trimet.
>>Info: Auflage von 370 Exemplaren
Gedruckt wurde das Buch „2021 – Jahrestage in Friedrichsfeld“ in einer Auflage von 370 Stück. Es ist bei „Buch & Präsent“ (Mila Becker) in Friedrichsfeld und in der Buchhandlung „Lesezeit!“ in Voerde zum Preis von 20 Euro erhältlich.
In einer kleinen Serie wird die NRZ auf die einzelnen Kapitel in dem Buch, in dem auch viele historische Fotos zu finden sind, näher eingehen.