Dinslaken. Der Shanty Chor Hiesfeld hat den Antrag eingereicht. Stimmt die Politik zu, könnte Dinslaken 2022 in den Hansebund aufgenommen werden.
Hansestadt Dinslaken! So könnte sich die Stadt schon bald offiziell nennen. Der Shanty Chor Hiesfeld hat am Montag bei Bürgermeisterin Michaela Eislöffel einen Bürgerantrag eingereicht, dem Internationalen Hansebund mit der Bezeichnung „Städtebund Hanse“ beizutreten. Die Entscheidung liegt nun in den Ausschüssen und beim Rat. Stimmt die Dinslakener Politik zu, könnte die Stadt beim nächsten Hansetag 2022 in die Reihen des Städtebunds aufgenommen werden. Die historischen Voraussetzungen dafür sind gegeben.
Quellen belegen, dass Dinslaken zahlendes Mitglied war
Mit Hilfe der Dinslakener Stadtarchivarin Gisela Marzin und dem Weseler Stadtarchivar Dr. Heiko Suhr konnten genug historische Quellen zusammengetragen werden, um das Hansebüro in Lübeck zu überzeugen: Dinslaken war nachweislich im 15. und 16. Jahrhundert als so genannte Beistadt der Hansestadt Wesel zahlendes Mitglied des Städtebundes.
Die alte Hanse war einer der bedeutendsten Wirtschaftsmächte des ausgehenden Mittelalters: eine gut vernetzte Freihandelszone quer durch Europa. Klingt modern? Ist es auch - wirtschaftlicher Hickhack mit London, wo die Hanse ihre eigene Niederlassung hatte, inklusive.
Neugründung in Zwolle
Der alte Hanse zerfiel im 17. Jahrhundert, 1980 wurde die neue in Zwolle gegründet. Die Idee der europaumspannenden Vernetzung ihrer Städte ist geblieben. Ziel des Städtebundes sei es, einen Beitrag zur wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und staatlichen Einigung Europas zu leisten und in diesem Sinne das Selbstbewusstsein der Städte und Gemeinden zu stärken, damit sie ihre Aufgaben als Ort der lebendigen Demokratie wahrnehmen können, definiert sich die Hanse in ihrer Satzung selbst. Um dies zu erreichen, nennt sie „Öffentlichkeitsarbeit, Kultur- und Traditionsaustausch, Wissens-, Sozial- und Informationstransfer, Stärkung der Wirtschafts- und Handelskontakte unter Berücksichtigung des Fair Trade Gedankens und die Einbeziehung der Jugend (Youth Hansa)“.
Neue Möglichkeiten für den Tourismus
Wie einst die Kaufleute einer Stadt von der Mitgliedschaft bei der Hanse profitieren, sind es heute Vereine und Künstler, für die sich allein durch die Mitgliedschaft ihrer Heimatstadt im Städtebund neue Präsentationsmöglichkeiten auswärts ergeben - so entstand auch die Idee zum Antrag aus den Reihen des Shanty Chors. Für die Stadt selbst öffnen sich Möglichkeiten für den Tourismus - die gemeinsamen Auftritte der Hansestädte entlang des Rheins machen vor, wie es geht.
194 Städte in 16 Ländern gehören aktuell zur Hanse und leben damit einen tief in der Historie verwurzelten europäischen Gedanken. Dinslaken könnte Teil davon werden, vielleicht sogar neue Partnerstädte kennenlernen. Und das ohne große Kosten: Die Mitgliedschaft für eine Stadt mit der Einwohnerzahl von Dinslaken liegt im dreistelligen Bereich.