Voerde. Nach den Vorhersagen von Mittwoch wird der Scheitelpunkt der aktuellen Welle in Ruhrort für Samstag erwartet. Voerder Deichgräf ist gelassen.

Starke Regenfälle und dazu die Schneeschmelze im Süden der Republik haben das Bett für Vater Rhein in diesen Tagen viel zu eng werden lassen. Der Fluss ist bereits deutlich über die Ufer getreten. Ingo Hülser, Deichgräf des Deichverbandes Mehrum, der vom Wohnzimmerfenster seines Zuhauses in Ork aus direkt auf den Rhein und den gestern noch vorbeifahrenden Schiffsverkehr schauen kann, sieht die Hochwassersituation zurzeit und auch mit Blick auf die kommenden Tage gelassen. Die Lage sei stabil, erklärte er am Mittwoch im Gespräch mit der NRZ.

Dabei war am Mittwoch entgegen der Vorhersagen der vergangenen Tage der Scheitelpunkt der momentanen Welle noch nicht erreicht. Die Pegelstände sollen zwar zunächst auf dem jetzigen Niveau verbleiben, aber zum Wochenende hin „wieder leicht steigen“, erläutert Hülser. Ausschlaggebend für den Deichverband Mehrum ist der Pegel in Duisburg-Ruhrort. Dieser lag nach Angaben von ELWIS, dem Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice der deutschen Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, gestern Mittag, 13 Uhr, bei 9,22 Metern – also 21 Zentimeter höher als am Vortag.

Land unter auch an der Rheinpromenade in Götterswickerhamm. Am Sonntag hatten sich dort noch viele Spaziergänger getummelt.
Land unter auch an der Rheinpromenade in Götterswickerhamm. Am Sonntag hatten sich dort noch viele Spaziergänger getummelt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Das Hochwassermeldezentrum Rhein in Mainz prognostizierte am Mittwochmorgen (10 Uhr) für den Niederrhein, dass die Wasserstände bis einschließlich dem Pegel Duisburg-Ruhrort derzeit auf hohem Niveau verharren und sich der Anstieg der vergangenen Tage weiter stromab noch fortsetzen werde. Ab heute sei auch an den Pegeln bis Duisburg-Ruhrort mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Laut aktuellen Berechnungen würden die Höchststände am Pegel Köln für Freitag mit zwischen 8,50 bis 8,80 Metern und am Pegel Duisburg-Ruhrort für Samstag mit zwischen 9,60 und 9,90 Metern erwartet.

Auch diese Werte seien noch kein Problem. „Damit können wir gut umgehen“, erläutert Hülser. Die Hochwassermarke I ist in Ruhrort bei 9,30 Metern erreicht. Ab dann gelten für die Schifffahrt Einschränkungen, sie darf nur mit reduzierter Geschwindigkeit unterwegs sein. Die Stufe II in Ruhrort gilt ab einem Pegelstand von 11,30 Metern. Bei Erreichen dieser Marke wird die Schifffahrt komplett eingestellt.

Überschreitet der Pegel die zehn Meter, würde der Deichverband die Aktivitäten intensivieren, die er aktuell bereits nach dem Hochwassereinsatzplan absolviert. Momentan werden in Voerde die einzelnen Abschnitte regelmäßig abgelaufen und von möglicherweise dort liegendem großen Treibgut wie dicken Baumstämmen befreit, wie Hülser erklärt. Der Grund: Großes Treibgut kann, wenn es durch Wellen immer wieder dagegen geschlagen wird, die Deichoberfläche beschädigen. Hülser fährt auch täglich zur ehemaligen Zeelink-Baustelle in Ork. Die Erdgasfernleitung unterquert unweit des Deichkreuzes in dem Voerder Ortsteil den Rhein und im weiteren Verlauf den Hochwasserschutzwall, der für die Verlegung der Pipeline geöffnet werden musste.

Intensiverer Blick auf den Deichfuß

Steht der Pegel in Ruhrort bei mehr als zehn Metern, würde bei der regelmäßigen Begehung der Deichfuß landseits noch einmal intensiver als jetzt schon dahingehend inspiziert, ob durch Quellwasser Sand- oder Bodenanteile in stärkerem Maße hochgedrückt werden, sagt Hülser. Grundsätzlich müsse der Deich in dem Zustand, in dem er liege, funktionieren. Von einer Verstärkung des Hochwasserschutzwalls durch Sandsäcke sei man derzeit noch weit entfernt. Das sei dann der Fall, wenn eine Überspülung drohe oder Material ausgetragen werde.