Dinslaken. 129 Ukraine-Flüchtlinge haben in Dinslaken Zuflucht gesucht. Stadt, Verbände und Bürger arbeiten zusammen, um sie willkommen zu heißen.

Die Sonne lacht, Kinder flitzen auf Laufrädern über die Wege im Hardtfeld, die Mütter sitzen draußen an einem Tisch. Eine Idylle, die trügt: „Die Menschen kommen erst einmal an und weinen. Sie gehen in ihr Zimmer oder ihre Wohnung und dann wird ihnen erstmal klar, was ist“, berichtet Caritasdirektor Michael van Meerbeck und fügt hinzu: „Der Mann ist irgendwo in der Ukraine mit der Waffe unterwegs. Das ist kein schönes Ankommen.“

Es kommen durchweg alleinerziehendende Mütter, berichtet van Meerbeck, meist mit drei und mehr Kindern, manchmal mit den Eltern oder Schwiegereltern. Ewa 97 Menschen sind bislang aus dem Krieg in der Ukraine nach Dinslaken geflüchtet, am Freitagabend wurden 32 weitere erwartet.

„Riesige Hilfsbereitschaft“

Stadt Dinslaken, Caritas und Diakonie tun ihr Bestes dafür, den Menschen Sicherheit und – soweit das möglich ist – Geborgenheit zu vermitteln. Auch DRK, Kinderschutzbund, Wunderfinder, Kost-Nix-Laden und viele ehrenamtliche Helfer sind mit im Boot. Ihnen allen dankte Bürgermeisterin Michaela Eislöffel, „dass Sie sich sofort bereit erklärt haben, sich mit uns zusammen zu schließen und miteinander zu arbeiten, um die Situation für unsere Stadt gut zu händeln und die Menschen hier willkommen zu heißen.“

Auch in der Stadtgesellschaft gebe es eine „riesige Hilfsbereitschaft“, so die Bürgermeisterin, Bürger hätten insgesamt 75 Unterkünfte angeboten, die nun in der Prüfung seien – eine Aufgabe, die die Diakonie übernimmt. Die Anbieter müssten noch ein Fragebogen ausfüllen, der ihnen auch noch einmal Gelegenheit gebe, das Angebot in aller Konsequenz zu überdenken.

Die Stadt und die Hilfsorganisationen können in der aktuellen Situation auf Erfahrungen aus der Vergangenheit, etwa aus den Jahren 2015 und 2016 zurückgreifen, als viele Menschen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak in Deutschland Schutz suchten. So hat man sich jetzt sehr früh mit allen Beteiligten zusammengesetzt, um die Zusammenarbeit zu koordinieren, berichtet Holger Mrosek, städtischer Geschäftsbereichsleiter Jugend und Soziales.

Die Caritas hat die Situation 2015/16 im Auftrag der Stadt gemanagt und macht das auch heute wieder – sogar mit dem selben Personal, wie Michael van Meerbeck sagt. Und mit demselben Engagement. Wie damals kommen Flüchtende auch jetzt nachts an – von Donnerstag auf Freitag kamen etwa acht Menschen - und müssen willkommen geheißen, untergebracht und mit dem Nötigsten versorgt werden – was von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern gestemmt wird. „Ihre Erfahrung aus 2015 ist ganz viel wert“, dankte Michaela Eislöffel der Caritas.

Das sind Herausforderungen

Nicht nur die Menschen, die Leistungen der Stadt benötigen, werden registriert, sondern auch die Flüchtlinge, die privat unterkommen – das ist etwa die Hälfte. Die Stadt möchte einen Überblick bekommen, wie viele Kinder in Kindergärten und Schulen aufgenommen werden müssen. Zwei Schulen haben bereits von sich aus Hilfe angeboten. Die Kita-Situation in Dinslaken ist allerdings aktuell angespannt, es gibt zu wenig Plätze – hier ist Handlungsbedarf. Zum Glück seien unter den Geflüchteten auch Menschen, die über entsprechende Berufsausbildungen etwa in der Kinderbetreuung verfügen, so Holger Mrosek. Die Geflüchteten dürfen – anders als Asylbewerber – sofort arbeiten. „Die Herausforderungen werden Kinderbetreuung, Schule und Integration in den Arbeitsmarkt sein“, prognostiziert Bürgermeisterin Eislöffel. Hilfen des Landes kommen noch nicht an, eine Verteilung der Geflüchteten findet noch nicht statt, derzeit wird die Hilfe allein vor Ort gestemmt.

Es gehe um „Nächstenliebe und Menschlichkeit“, sagt Holger Mrosek. Und: „Ich bin mir sicher, wir kriegen das hin. Ich sage nicht den berühmten Satz, bin mit aber sicher, dass wir es trotzdem schaffen.“

>>Hier können Sie helfen

Dinslakener Bürger, die helfen möchten – etwa vorübergehend privaten Wohnraum zur Verfügung stellen können – werden gebeten, sich bei der Stadtverwaltung zu melden: Per Mail an ukraine-hilfe@dinslaken.de oder montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr an die Hotline : 02064/66-885.

Wenn Spenden benötigt werden, ruft man gezielt auf – diese Lehre wurde aus der Hilfe fürs Ahrtal gezogen. Laut „Bürgerhilfe Dinslaken“ (Kost-Nix-Laden) werden aktuell Hygieneartikel, Bettwäsche, Handtücher benötigt – und ehrenamtliche Helfer, um Spenden zu sortieren.

Auch bei der Caritas im Hardtfeld kann man Zahnbürsten, Zahnpasta, Handtücher abgeben, zudem wird über die Spendenkonten der Caritas Geld gesammelt, um pragmatisch vor Ort helfen zu können.

Ukraine-Flüchtlinge, die Hilfe oder Hilfsgüter – von der Zahnbürste über USB-Kabel, Powerbanks bis hin zur Stoma-Versorgung ist alles vorhanden – benötigen, können sich an die Hotline (02064/66-885) wenden und im Kost-Nix-Laden kostenlos einkaufen.