Bottrop / Hünxe. Der Flugplatz Schwarze Heide war Sonntag das Mekka für Tuningfans. Beim Sprint über die Viertelmeile wurden teils über 1000 PS losgelassen.
Qualmende Reifen, dröhnende Auspuffe, heulende Motoren und Benzingeruch in der Luft. Wenn diese vier Dinge zusammenkommen, wird die Landebahn des Flugplatzes Schwarze Heide beim Race@Airport wieder zum Mekka für Rennfahrer. Die mehr als 5000 Besucher erleben spannende Beschleunigungsrennen über die Distanz einer Viertelmeile (402,34 Meter). Auch bei der 12. Auflage hat das Motorsport-Spektakel nichts von seiner Faszination eingebüßt.
„Wir hatten viel mehr Bewerber als Startplätze“, sagt Veranstalter Michael Augustin, in der Szene genannt „Gustl“. Die ersten Rennen gehen zwar erst um 10.30 Uhr über die Bühne, dennoch drängen sich bereits um kurz nach 10 die ersten Besucher an die roten Absperrgitter. Wenn es losgeht, will jeder die beste Sicht auf die getunten Autos und Motorräder haben, die in den einzelnen Hubraumklassen nach neuen Rekorden jagen.
Veranstalter verbieten Burnout auf der Piste
Wenn am Start die Ampel auf grün springt, beginnt für die 170 Teilnehmer der Rausch der Geschwindigkeit. Mahnende Worte richtet Augustin zuvor bei der Fahrerbesprechung an die männlichen und weiblichen Bleifüße. „Kein Standing Burnout“, so seine Bitte. Übersetzt bedeutet die Aussage, dass das Auto bei laufendem Motor auf der Stelle stehen bleibt. Der Fahrer tritt auf die Bremse und dann aufs Gaspedal. Die Hinterreifen drehen durch. Und durch die entstehende Reibung zwischen Reifen und Fahrbahn erwärmt sich das Gummi. „Wenn jemand einen Standing Burnout macht, dann bekommt er von den Verantwortlichen des Flugplatzes direkt die Kontaktdaten von einer Straßenbaufirma“, so Augustin.
Im Fahrerlager herrscht hingegen Schrittgeschwindigkeit. Stephan Klasen aus Kirchhellen unternimmt an seinem Audi R8 V10 Turbo ein technisches Feintuning. 1050 PS hat das Auto unter der Haube. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 357 km/h. „Eine Zeit unter zehn Sekunden müsste drin sein“, sagt Klasen.
Unter den Teilnehmern sind auch einige Lokalmatadore
Ein paar Meter von ihm entfernt steigt Marco Rentgens aus seinem Rennwagen. Der Mann aus Gelsenkirchen ist in diesem Jahr wieder mit von der Partie. Er ist nicht nur einer der Lokalmatadoren, er fuhr im vergangenen Jahr beim Race@Airport auf dem Flugplatz mit knapp 9,06 Sekunden auch die schnellste Streckenzeit.
Seine erste Fahrt ist direkt ein Volltreffer. Nach 8,94 Sekunden sieht er die schwarz-weiß karierte Zielflagge. Aber bei der Zeit ist noch Luft nach oben. „Das Auto kann definitiv schneller“, sagt er. Aber der Zustand der Strecke sei hierfür entscheidend. „Da muss mehr Gummi drauf. Dann geht’s auch schneller.“ Durch mehr Gummi erhöhe sich die Traktion, ansonsten könne man nicht die Leistung auf den Boden bringen.
Auf Knopfdruck stürmen 1300 PS über die Landebahn
Mit seinem getunten Chevrolet Camaro, Baujahr 1988, würde er im gewöhnlichen Straßenverkehr sofort alle Blicke auf sich ziehen. Aber der Wagen kommt nur bei Rennen zum Einsatz. Auch die Technik und die Innenausstattung sind mit keinem handelsüblichen Fahrzeug zu vergleichen. Auf dem Sitz, wo eigentlich der Beifahrer Platz nimmt, ist die Lachgasanlage installiert. Wenn er auf der Landebahn an der Ampel steht, drückt er einen Knopf am Schaltbrett in der Mittelkonsole. „Das Auto hat den ersten Gang und den Rückwärtsgang gleichzeitig drin“, erklärt Rentgens. „Es kann weder vor- noch zurückrollen.“ Dann kann er mit dem Fußpedal Vollgas geben, ohne dass sich das Auto bewegt. „In dem Moment, wenn ich den Knopf loslasse, explodieren 1300 PS.“ Über die Betätigung eines weiteren Knopfs am Lenkrad setzt er die Lachgasanlage in Gang – das macht er während der Fahrt.
Geschwindigkeitsrekord
Die diesjährige Auflage des Race@Airport war schon die zwölfte. Immer einmal im Jahr verwandelt sich dann die Piste des Flugplatzes in eine Rennstrecke.
Im vergangenen Jahr sorgte der Extremsportler Dirk Auer bundesweit für Aufsehen. Er stellte einen Geschwindigkeitsrekord auf. Er beschleunigte ein düsengetriebenes Bobbycar bis auf 119 Stundenkilometer.
Das Auto besteht eigentlich im Kern nur aus dem Rahmen. Der Rest ist Kunststoff. Er selbst sitzt angeschnallt in einer Sicherheitszelle. Circa 50 Meter bevor er die Viertelmeile erreicht, betätigt Rentgens einen Hebel an der Decke des Wagens. „Es dauert eine gewisse Zeit, bis sich der Bremsschirm entfaltet.“ Wenn sich der Schirm aus der Klappe am Heck vollständig geöffnet hat, bremst das Auto schließlich hinter der Ziellinie ab.