Dinslaken. Stefanie Ernst musste ihren Friseursalon wegen Corona vorläufig schließen. Nun bangt sie wie viele andere Kleinunternehmer auch um ihre Existenz.
Stefanie Ernst ist zum Warten verdammt. Dabei würde die Inhaberin des Friseurladens „Verwandel.bar“ nichts lieber tun, als zu arbeiten. „Ein paar Tage wird es noch irgendwie gehen, aber lange halte ich nicht durch“, befürchtet Ernst. Wie viele andere Geschäfte in Dinslaken ist auch die „Verwandel.bar“ derzeit geschlossen. Das Coronavirus bedroht die Existenz der 30-Jährigen. Um über die Runden zu kommen, hofft Ernst auf staatliche Unterstützung – und die Hilfsbereitschaft ihrer Kunden.
„Im Mai 2016 habe ich meinen Meister gemacht“, erzählt die Inhaberin. „Und drei Monate später mein eigenes Geschäft eröffnet.“ Der Friseursalon sei schon immer ihr großer Traum gewesen. „Ich hatte eigene Vorstellungen, wollte mein eigenes Ding machen.“ Statt Dresscode und veralteter Konzepte setzt Steffy, wie sie von Freunden und Kunden genannt wird, in ihrem Friseurstudio in der Dinslakener Innenstadt auf eine lockere Atmosphäre – Instagram-Auftritt und Terminvergabe über WhatsApp inklusive.
Für den Umzug musste sie bereits einen zweiten Kredit aufnehmen
Bereits nach anderthalb Jahren musste ihr Laden jedoch umziehen: „Der Vermieter hat die Miete um fast 400 Euro erhöht“, erinnert sich Ernst. Von der Roonstraße ging es rund 200 Meter weiter in die Lessingstraße. „Um den Umzug zu finanzieren, musste ich einen zweiten Kredit aufnehmen.“ Zusammengerechnet mit ihrem Existenzgründungskredit habe sie sich insgesamt 90.000 Euro geliehen. „Davon sind aktuell noch rund 64.000 Euro offen.“
Dass sie mit ihrem Beruf nicht reich werden würde, sei ihr von Anfang an bewusst gewesen. „Aber es ist einfach mein Hobby“, erzählt die Friseurmeisterin. Und solange sie arbeitet, könne sie ihre Rechnungen auch begleichen. „Wenn ich aber von heute auf morgen den Friseursalon schließen muss, geht mein Konto ins Minus“, sagt die 30-Jährige. Mit jedem Tag steige deshalb ihre Unsicherheit. „Ich habe keinen finanziellen Puffer.“
Situation war auch vor Corona schon schwierig
Dabei sei ihre Situation schon vor dem Ausbruch des Coronavirus schwierig gewesen. Seit November arbeite sie ganz alleine in ihrem Geschäft. „Seitdem stand ich von morgens bis abends durchgehend im Friseursalon“, sagt Ernst. Nicht selten habe sie zehn bis elf Stunden am Stück gearbeitet. Bis sie sich vor zwei Wochen eine Auszeit gönnte. „Wenn ich ausfalle, ist keiner mehr im Laden. Deswegen musste ich auch mal eine Pause einlegen.“
Erst im Urlaub sei ihr das wahre Ausmaß der Coronakrise bewusst geworden. „Ich habe die Schlagzeilen anfangs ehrlich gesagt etwas belächelt“, räumt Ernst ein. Dann aber sei die Sorge um die Gesundheit ihrer Kunden immer größer geworden. „Ich habe mich gefragt, wie ich den Mindestabstand einhalten soll.“ Um keine unnötigen Risiken einzugehen, habe sie bereits einen Tag vor der bundesweiten Anordnung die vorläufige Schließung ihres Friseurladens über Instagram bekannt gegeben.
Seitdem verfolgt Ernst täglich die Nachrichten. „Ich verlasse mich da auf den Staat und hoffe, dass es schnell ein Hilfspaket gibt.“ Auch Freunde und Familie würden hinter ihr stehen und sie mit allen Mitteln unterstützen. Ganz tatenlos will die Friseurmeisterin aber nicht abwarten. „Ich habe verschiedene Gutschein-Aktionen geplant.“ Zudem habe sie auf Anraten eines Freundes ein Spendenkonto eingerichtet. Auch wenn sie anfangs dagegen gewesen sei. „Ich reiße mir lieber selber den Arsch auf, bevor ich Hilfe annehme“, so Ernst. „Aber ich habe ja nichts mehr zu verlieren.“