Dinslaken. Die Coronaschutzverordnung stellt ein Problem für Obdachlose dar. Wie der Verein Wunderfinder, die Caritas und die Stadt Dinslaken helfen.
Vater-Mutter-Kind vor einem Weihnachtsbaum. Mit diesem symbolischen Bildchen erklärt das Land NRW auf Facebook, was laut Coronaschutzverordnung an Weihnachten gilt: „Zusätzlich zum eigenen Hausstand können vier weitere Personen aus dem engsten Familienkreis zusammenkommen“ – plus Kinder. Außerhalb von Weihnachten dürfen sich fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Für die Obdachlosen in Dinslaken ist diese Verordnung ein Problem. Denn die Menschen auf der Straße haben kein Zuhause, in das sie sich im Lockdown zurückziehen können, sie gehören keinem Haushalt an und haben und oft keine Familie, mit der sie sich treffen könnten – außer sich selbst.
Das ist geplant
Die Kontaktbeschränkungen in der Verordnung drohten sogar, das „Weihnachten für Obdachlose“, das der Verein Wunderfinder am 25. Dezember ausrichten will, zu verhindern. Am ersten Weihnachtsfeiertag soll es warmes Essen und heißen Kakao für die Bedürftigen am Bahnhof geben, dazu etwas Obst. Alles natürlich mit Hygienekonzept, betont Vereinsvorsitzender Ludger Krey, alle Besucher würden zudem mit FFP2-Masken ausgestattet. Aber es sind eben mehr als zwei Haushalte anwesend. „Wir sehen es so, dass die Menschen am Bahnhof mehr Familie sind, als die, die sich einmal im Jahr sehen,“ findet Ludger Krey. Die Wunderfinder baten die Stadt um Erlaubnis, das Weihnachten für Obdachlose ausrichten zu dürfen.
Diese zeigte sich kulant – und ermöglichte die „Feier“. Unter der Bedingung, dass Essen und Getränke nicht vor Ort verzehrt werden. Trotz der besonderen Umstände in diesem Jahr „werden Sie den bedürftigen Menschen durch Ihre Aktion Freude und Hoffnung spenden“, schrieb die Stadtverwaltung – und wünschte gutes Gelingen. Auch in Duisburg wurde ein solcher „Obdachlosen-Weihnachtsmarkt“ bewilligt.
Ohnehin erschwert der Lockdown den Obdachlosen den Alltag. Das Alkoholverbot im öffentlichen Raum ist ein Problem. Und das Einkaufsverhalten der Menschen hat sich durch Corona geändert: Sie kaufen zielgerichtete, bummeln weniger durch die Stadt. Durch den Lockdown sind die Innenstädte wieder leer: Niemand spendet, niemand wirft Pfandflaschen weg – Einnahmequellen, die für Obdachlose wegfallen.
Hilfe im Lockdown
Um die Not zu überbrücken, verteilen die Wunderfinder nun nicht nur dienstags und freitags, sondern auch sonntags zwischen 18 und 18.30 Uhr, Heißgetränke, einen warmen Snack und warme Kleidung oder Schlafsäcke am Bahnhof.
Die Caritas hat außerdem beschlossen, die Notunterkunft „Herberge“ tagsüber geöffnet zu lassen. An der Siegfriedstraße 38 können Obdachlosen übernachten, müssen die Einrichtung aber normalerweise zwischen 8 und 18.30 Uhr verlassen. Ausnahmen wurden schon immer gemacht, wenn Gäste erkrankt sind, berichtet Guido Busch (Caritas). Wer krank ist – derzeit sei das bei mehreren Gästen der Fall – darf sich auch tagsüber auskurieren. Auch bei Kälte bleibe die Unterkunft geöffnet. Der Lockdown sei ebenfalls eine Ausnahmesituation, in der die Pforten der Herberge auch tagsüber geöffnet bleiben.