Dinslaken. Der Dinslakener Bahnhof sei nicht rentabel, schreibt die Bahn der Stadt - hält aber am Gebäude fest. Die Stadt geht weiter von einem Neubau aus.
Nach fünf Jahren ergebnisloser Verhandlungen mit der Bahn über den Verkauf, die Sanierung oder den Neubau des Bahnhofsgebäudes hat die Stadt Dinslaken vor einigen Wochen auf den Tisch gehauen: In einem offenen Brief forderten Bürgermeisterin und Planungsdezernent mehr Verlässlichkeit von Seiten der Bahn ein. Nun liegt das Antwortschreiben der Bahn vor. Tenor: Das Bahnhofsgebäude sei wichtig für die Bahn, der geplante Neubau sei aber eben nicht rentabel. Man wolle noch einmal reden.
Der Bahnhof habe eine „hohe Bedeutung“ für die Bahn
Der Bahnhof Dinslaken und das zugehörige Empfangsgebäude hätten eine „hohe Bedeutung“, heißt es in dem Schreiben der Bahn. Deswegen „haben wir uns auch entschieden, das Gebäude nicht zu veräußern und in Dinslaken weiterhin präsent zu sein“. Eine Entscheidung, mit der die Bahn die Stadt Dinslaken im Jahr 2018 schon einmal überrascht hat. Die Stadt hatte damals vor, das heruntergekommene Bahnhofsgebäude nach dem Erwerb zu sanieren und dann wieder an die Bahn für Ticketservice, Gastronomie und Zeitungskiosk zu verpachten.
Seitdem gab es viele Gespräche, an deren Ende ein Entwurf für ein neues Bahnhofsgebäude mit einer zweigeschossigen Fahrradabstellanlage mit 600 Plätzen, einer zentralen Toilettenanlage, Ladenlokalen sowie dem Durchgang zu den Bahnsteigen stand.
„Begrenzte Einnahmeerwartung aus der Vermietung von Nutzflächen“
Ende Dezember 2020 teilte die Bahn der Stadt dann erneut überraschend mit, das Projekt nicht weiter verfolgen zu wollen. 5000 Fahrgäste pro Tag würden „nur eine begrenzte Einnahmeerwartung aus der Vermietung von Nutzflächen“ ermöglichen, heißt es in dem neuerlichen Schreiben als Begründung. Planungsdezernent Dr. Thomas Palotz brachte erneut einen Kauf des Gebäudes ins Gespräch – schließlich will und muss die Stadt den Bahnhofsvorplatz barrierefrei gestalten. Der Kauf dürfte sich mit dem jetzigen Schreiben erneut erledigt haben.
Die Bahn will nun – mit Unterstützung der BahnflächenEntwicklungsGesellschaft NRW (BEG) „gemeinsam nach Lösungen zur Deckung der Unterfinanzierung suchen“ und schlägt vor, kurzfristig nochmals gemeinsam mit der Stadt „alle Varianten hinsichtlich der Kosten, der möglichen Erlöse und der Finanzierungsmöglichkeiten unvoreingenommen zu prüfen, um die notwendige Wirtschaftlichkeit zu erreichen.“
Das sagt die Stadt Dinslaken
Setzt die Bahn der Stadt damit die Pistole auf die Brust? Entweder Dinslaken stimmt einem von der Bahn favorisierten, rentableren Entwurf zu oder es dauert noch länger?
Davon könne „keine Rede sein“, meint Dinslaken Stadtsprecher Marcel Sturm. „Die aktuellen Überlegungen der Bahn sind der Stadt bisher nicht bekannt“, die Stadt werde aber dazu in den „prozessorientierten Dialog“ mit der Bahn einsteigen: „Wir gehen davon aus, dass man auch bei der DB erkannt hat, dass das alte Gebäude nicht zukunftsfähig ist.“ Bürgermeisterin Michaela Eislöffel betont: „„Wir hoffen sehr, dass es nun gelingt, eine Lösung für das Bahnhofsgebäude zu finden.“
„Vor dem Hintergrund der Planungen für die Umfeld-Neugestaltung brauchen wir nun allerdings ein Ergebnis. Denn niemand in Dinslaken kann sich vorstellen, dass die Umfeld-Neugestaltung ohne die Klärung der Entwicklung des Bahnhofsgebäudes gelingen kann“, so Sturm. Die Bahn versichert, eine Verzögerung sei nicht in ihrem Interesse. Man solle „gemeinsam versuchen, beide Projekte abgestimmt umzusetzen“.