Hünxe. Die Genossenschaft Tacheles hat die Kneipe an der Wilhelmstraße in Hünxe während des Lockdowns auf Vordermann gebracht. Kuchenverkauf am Fenster.

Zum 1. Oktober 2020 übernahm die Genossenschaft Tacheles die kleine Gastwirtschaft im Wacholderhäuschen an der Wilhelmstraße in Hünxe, nachdem Wirt Ludger Hullermann dort nach zehn Jahren aufgehört hatte und kein Nachfolger gefunden worden war. „Wir wollten ein erstes Zeichen gegen das Kneipensterben in Hünxe setzen“, sagte damals Dr. Michael Wefelnberg, der zusammen mit Peter Kant und Jakob Otting den dreiköpfigen Vorstand bildet. Das Risiko, eine Kneipe in wirtschaftlich schwieriger Zeit zu führen, sollte auf viele Schultern gelegt werden.

Und die Resonanz in Hünxe und Umgebung war groß: Zum Start wurden bereits Anteile von jeweils 1000 Euro an 31 Genossen verkauft, an Frauen und Männer aller Altersstufen und Berufsgruppen. „Wir freuen uns natürlich über noch mehr Genossen. Jeder kann sich mit seinen Ideen einbringen, denn wir wollen das bewährte Konzept im Tacheles ergänzen“, sagten Wefelnberg, Kant und Otting.

Kleine Restaurant-Lizenz

Das war der Stand von Oktober 2020. Doch der Lockdown für die Gastronomie geht auch am Tacheles nicht vorbei. „Der Oktober war der einzige Monat, wo wir geöffnet hatten. Mit strengem Hygienekonzept, das vom Kreis gelobt wurde“, erklären die Vorstandsmitglieder bei einem Treffen vor Ort. „Im Sinne des Gemeinwohls“ sei das Tacheles nun seit November geschlossen. „Aber wir haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt und haben mit Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten begonnen.“ Viele von den inzwischen 44 Genossen („unser Ziel ist über 50“) hätten dabei mitgeholfen.

Die Gastronomie Tacheles an der Wilhelmstraße in Hünxe.
Die Gastronomie Tacheles an der Wilhelmstraße in Hünxe. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Drinnen und draußen. Noch im Oktober wurde bei einem großen Außenbereichstag Wildwuchs entfernt. In der Folgezeit ging es dann in die Wirtschaft. Eine neue, voll ausgestattete Wohn-Gastro-Küche wurde angeschafft und eingebaut. „Wir haben eine kleine Restaurant-Lizenz“, sagt Jakob Otting. So könnten einfache Speisen zubereitet und angeboten werden: Currywurst, Pommes, Schnitzel, Frikadellen, Salate und mehr. Geplant ist an Wochenenden auch der „Tacheles-Burger“, samstags ab 18 Uhr auf Vorbestellung mit Fleisch von einem örtlichen Metzger.

Weitere Arbeiten im Innenbereich: Eine neue Beleuchtung, an Theke und Tischen wurde das Holz abgeschliffen und lasiert, alle Wände wurden hell gestrichen, das Ambiente sieht jetzt einladender aus. „Wir wollten weg von der reinen Männerwirtschaft. Unsere Damen haben das Konzept mit erstellt und maßgeblich beeinflusst“, sagt Wefelnberg. Natürlich wurden auch die Toiletten renoviert. „Das Tacheles erstrahlt jetzt in neuem Glanz, ein großer Dank an unsere Genossen“, lobt der Vorstand.

Gäste aus Dorf und Umgebung

Um die laufenden Betriebskosten abzufedern und die Gäste aus dem Dorf und der Umgebung zu halten, beziehungsweise neue zu finden, gibt es seit November samstags und sonntags Kuchenverkauf am Fenster zum Mitnehmen: Das Stück Torte kostet 2,90 Euro, der Plattenkuchen 2,50 Euro, alles vom hiesigen Konditor. Die Aktion wird offenbar gut angenommen. „Mit vier Kuchen sind wir gestartet, jetzt liegen wir so bei zwölf bis 15. Die Leute freuen sich, dass wir hier etwas für sie tun“, so Otting.

Zwar wisse man noch nicht, wann das Tacheles wieder regulär öffnen könne, „aber wir sind zuversichtlich und freuen uns, viele Veranstaltungen wieder oder neu präsentieren zu können“. Die drei Vorstandsmitglieder nennen Quiz-, Skat- und Bingoabende, Sparclubauszahlung, Grillen, Themenabende, private Feiern und natürlich Bandmusik. Auch eine neue Biersorte soll ausprobiert werden. Mittwoch und Donnerstag sei weiterhin Ruhetag. Derzeit weiche man für virtuelle Genossenschaftsabende noch aufs Internet aus. „Wir leben vom Ideenaustausch und der Motivation und hoffen, dass das Tacheles bald wieder Anlaufpunkt wird“, sagen Michael Wefelnberg, Peter Kant und Jakob Otting. „Als Gaststätte von Hünxern für Hünxer und darüber hinaus.“