Voerde. Jäger haben im Mai den Verein „Wildtierrettung Voerde“ gegründet. Mit Hilfe einer Drohne verschaffen sie sich den Überblick, wo Wildtiere liegen.

Bereits seit einigen Jahren engagieren sich Jäger aus Voerde dafür, Rehkitze und andere Wildtiere vor dem Mähtod zu retten. In Voerde werden innerhalb von einer Woche bei entsprechendem Wetter bis zu 600 Hektar Wiesenflächen gemäht. Um einen noch besseren Überblick über diesen Bereich zu bekommen, haben einige Jäger im Mai den Verein „Wildtierrettung Voerde“ gegründet und sich in Form einer Drohne technische Unterstützung geholt.

„Wir suchen seit Jahren mit unseren Hunden die Wiesen ab und hatten immer wieder Funde von Wildtieren durch qualvollen Mähtod. Wir vom Hegering mit den Landwirten zusammen haben versucht, eine Besserung herzustellen und über eine Drohne nachgedacht. Da es Fördermittel dafür gibt, brauchten wir einen zusätzlichen Verein, den wir kurzfristig gegründet haben“, erklärt der zweite Vorsitzende Joachim Hansen. „Die Drohnen sind nur für gemeinnützige, eingetragene Vereine förderbar“, ergänzt der erste Vorsitzende Dirk Gühnemann.

Luca Tenhagen vom Verein „Wildtierrettung Voerde“ steuert eine Drohne.
Luca Tenhagen vom Verein „Wildtierrettung Voerde“ steuert eine Drohne. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bereits morgens um fünf Uhr ist die Gruppe, im Idealfall fünf bis sechs Leute, dann unterwegs, um insbesondere Rehkitze aufzuspüren. Dabei wird mithilfe der Drohne ein Infrarotbild eingesetzt, das durch die Anzeige eines Wärmebildes den Standort der Tiere anzeigt. Das Realbild zeigt dann an, worum es sich genau handelt. Zusätzlich zu der Drohne werden auch weiterhin Hunde eingesetzt. Mit diesem Verfahren hat der Verein zwischenzeitlich in drei Tagen neun Rehkitze gefunden und diese artgerecht geschützt. „In den nächsten Tagen werden es gravierend mehr. Wir haben die Mommbach-Niederung, wo später gemäht wird und sich das Wild zusammengezogen hat, aber das sind die Wiesen, wo immer Wild drinliegt“. Die „Saison“ für die Rehkitze würde sich vom 10. Mai bis Ende Juni erstrecken.

Die Problematik liegt darin, dass Rehkitze sich in den ersten Wochen nach der Geburt kaum bewegen und reglos im Gras liegen. „Sie können 20 Zentimeter an denen vorbeilaufen, die bleiben liegen. Erst nach vier bis fünf Wochen setzt der Fluchtinstinkt ein“, erläutert der zweite Vorsitzende. Die Landwirte seien zwar dazu angehalten, Maßnahmen zu ergreifen, um die Tiere zu schützen und auch die Kooperation mit der Jägerschaft laufe in den vergangenen Jahren sehr gut, dennoch seien in Voerde etwa 15 Kitze jährlich am Mähtod gestorben. Bundesweit würde man von vier Toden je 100 Hektar ausgehen, sagt Hansen.

Umso wichtiger sei es, jede Minute zu nutzen, um die Tiere zu schützen und die Drohne würde dabei einen großen Beitrag leisten, betont Berthold Tenhagen, Kassenwart und Schatzmeister des Vereins. Tenhagens Sohn Luca unterstützt den Verein als Drohnenpilot. Noch ist die „Wildtierrettung“ relativ klein, doch „wir haben Anfragen ohne Ende. Die Mitgliederzahl wird sich ruckzuck auf 50 Leute erhöhen“, vermutet Joachim Hansen.

Die Gründer bitten darum, wenn man als Privatperson Rehkitze findet, diese nicht anzufassen, da sie dann von der Ricke (dem Muttertier) verstoßen werden. Die Vereinsmitglieder verfahren so, dass sie armlange Handschuhe benutzen, die sie mit Gras einreiben, um Hautkontakt zu vermeiden und die Ricke nicht abzuschrecken. Darüber hinaus werden Körbe eingesetzt, um die Tiere während der Mahd zu isolieren. Diese könnten problemlos einige Stunden stehen bleiben und sollen nicht weggenommen werden. „Das wäre äußerst kontraproduktiv. Wenn die Leute uns helfen wollen, können sie gerne dem Verein beitreten oder uns kontaktieren“, betont Hansen.

Neben der Hauptaufgabe der Wildtierrettung, Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren, gehe es auch darum, das Viehfutter nicht zu verunreinigen. „Wenn die Tiere totgemäht werden und durch den Häcksler gehen, bleibt dieses tote Tier ja im Futter drin und da können sich bestimmte Bakterien bilden, die Botulismus verursachen und die Tiere sterben in der Regel daran“, erklärt der Tierarzt und Kassenprüfer der „Wildtierrettung“, Berthold Schlagheck. „Das ist allerdings sekundär. Viel schlimmer ist, dass sie die Tiere totmähen.“