Dinslaken. Wenn Thomas Palotz geht, bricht Dinslaken zum Jahresende die gesamte Führungsebene unter der Bürgermeisterin weg. So soll es dann weitergehen.

„Wenn zwei erfahrene Beigeordnete zeitgleich die Verwaltung verlassen, so ist das definitiv eine große Herausforderung.“ So kommentiert die Dinslakener Bürgermeisterin Michaela Eislöffel, dass die Stadtverwaltung gegen Ende des Jahres wohl unerwartet gänzlich ohne Dezernenten dastehen wird. Denn neben der Sozialdezernentin und Ersten Beigeordneten Christa Jahnke-Horstmann, die im Dezember in Pension geht, will auch der technische Beigeordnete Dr. Thomas Palotz das Rathaus zum Jahresende in Richtung Oberhausen verlassen (die NRZ berichtete). Damit fehlt der Stadtspitze mit einem Schlag die gesamte Führungsebene unter der Bürgermeisterin.

„Übergang sinnvoll und effizient gestalten“

„Als Bürgermeisterin – sollte sich der Weggang von Herrn Dr. Palotz definitiv bestätigen – wird der Schwerpunkt meiner Arbeit sein, den Übergang sinnvoll und effizient zu gestalten, eine qualifizierte Nachbesetzung zu finden und mit den neuen Kolleg*innen eine solide Arbeitsbasis zu erarbeiten,“ erklärt Michaela Eislöffel. „Für mich bedeutet der Weggang zweier Beigeordneter, die mit höchster Fachkenntnis und größtem Engagement für die Stadt im Einsatz waren, dass ich in der Übergangsphase die Organisation meiner Arbeit den Herausforderungen dieses Veränderungsprozesses anpassen werde.“ Sei sei sich „sicher, dass die vielen fachkompetenten Kolleginnen und Kollegen in dieser besonderen Situation die Arbeit verlässlich unterstützen.“

Beamtenrecht kennt keine Kündigungsfristen

Obwohl Dr. Thomas Palotz erst 2018 für weitere acht Jahre im Amt bestätigt wurde, kann er seine Stelle vorzeitig räumen, so Dinslakens Stadtsprecher Marcel Sturm. Dabei „gelten die beamtenrechtlichen Grundsätze. Durch die Übergabe einer Ernennungsurkunde eines neuen Dienstherren an einen Beamten oder eine Beamtin erlischt das Beamtenverhältnis zum alten Dienstherren.“ Das Beamtenrecht kenne keine Kündigungsfristen. Üblicherweise würden sich der Beamte oder die Beamtin und sowie neuer und alter Dienstherr abstimmen. Nach NRZ-Informationen könnte Palotz theoretisch in Oberhausen am 1. Januar als Beigeordneter anfangen, wenn der Oberhausener Stadtrat sich für ihn entscheidet.

Dass die Stelle des technischen Beigeordneten in Dinslaken bis dahin nachbesetzt wird, hält Dinslakens Stadtsprecher für „nicht realistisch“. Im Fall eines Wechsels von Dr. Palotz müsse der Stadtrat einen Stellenausschreibungstext festlegen. Danach müsse das Ausschreibungsverfahren in die Wege geleitet, Vorstellungsgespräche geführt werden. „Das würde über den Januar hinaus dauern,“ so Marcel Sturm.

Die beiden weiteren Beigeordnetenstellen sind noch nicht ausgeschrieben

Auch die Stelle der Ersten Beigeordneten Christa Jahnke-Horstmann ist noch nicht ausgeschrieben. Der Ausschreibungstext soll laut Sturm in der kommenden Ratssitzung am 5. Oktober beschlossen werden. In der Ratssitzung im Juni wurde beschlossen, auch wieder einen dritten Beigeordneten als Kämmerer einzustellen und mit der Suche eine Personalagentur zu beauftragen. Auch der Ausschreibungstext wurde bereits beschlossen. Der Auftrag werde nun kurzzeitig an eine Personalagentur vergeben.

Die drei Spitzenposten sind nicht die einzigen Lücken, die aktuell in der Personaldecke der Stadtverwaltung zu stopfen sind. Der Stellenplan weise 33 offene Stellen aus, so Sturm: „Unter Berücksichtigung von Teilzeitstellen ergibt sich ein Gesamtstundenumfang von etwa 30 Vollzeitstellen.“ Außerdem ist bei der wichtigen städtischen Tochter Prozent, die unter anderem die Schulsanierungen abwickelt, die Stelle der Geschäftsführerin nachzubesetzen.

Kommunen haben Probleme, Personal zu bekommen

Allerdings ist es für eine Kommune mittlerer Größe wie Dinslaken zunehmend problematisch, Personal einzustellen und zu halten. „Insbesondere Fachkräfte, aber auch Führungskräfte sind schwierig zu bekommen“, erklärt Marcel Sturm. Der Stellenmarkt sei „klein“ und „anders als früher ist es heute auch oftmals nicht mehr üblich, dass Menschen lebenslang immer bei demselben Arbeitgeber bleiben. Durch entsteht dann eine deutlich höhere Fluktuation.“

Die Stadt Dinslaken versucht, Personal mit Möglichkeiten für mobiles Arbeiten und Teilzeit für sich zu gewinnen. Auch bestehe die Möglichkeit, bei Interesse ein Sabbatjahr zu machen, so Sturm. „Darüber hinaus kann das Modell 90/10, also die Reduzierung des monatlichen Bruttogehaltes auf 90 Prozent einhergehend mit der Erhöhung der Urlaubstage um 10 Prozent, aufgenommen werden.“