Dinslaken/Voerde. Für den dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke in Dinslaken und Voerde werden Bäume gefällt, Gebäude angepasst, Brücken ergänzt oder erneuert.

Wie viele Bäume in Dinslaken und Voerde für den Bau des dritten Bahngleises im Rahmen der Betuwe-Strecke gefällt werden sollen, kann die Deutsche Bahn (DB) nach eigenem Bekunden nicht sagen. Die breiten Schneisen, die in Dinslaken und Voerde bereits in die Bepflanzung am Rand der Bahnlinie geschlagen wurden, lassen vermuten: Es müssen eine Menge sein. Wie sie diesen Eingriff auf fünf Kilometern in Dinslaken und 3,4 Kilometern in Voerde ausgleichen will und was die nächsten Baumaßnahmen sind, darüber informierte das Unternehmen am Dienstag.

Das ist der Hintergrund

Für den Ausbau der Güterstrecke zwischen Genua und Rotterdam wird die Bahnstrecke auf sechs Kilometern in Dinslaken, 5,5 Kilometern in Voerde sowie auf weiteren 2,4 Kilometern in Friedrichsfeld um ein drittes Gleis ergänzt. Um dafür Platz zu schaffen und für die Einrichtung von Baustraßen werden von Oktober bis Februar in Dinslaken und Voerde (über Friedrichsfeld informiert die Bahn später) Vegetationsarbeiten durchgeführt.

So will die Bahn die Baumfällungen kompensieren

Stellen, die die Bahn nur zeitweise beansprucht, werden anschließend wieder aufgeforstet. Für die anderen Fällungen soll es Kompensationsmaßnahmen geben: In Voerde, Hünxe und Bruckhausen werden oder wurden bereits 100 Hektar Laubmischwälder aufgeforstet sowie in der Hühnerheide eine Fläche von 18.000 Quadratmetern, 60.000 Quadratmeter Wald in Dinslaken sowie drei Hektar Nadelwald im Bereich des Bruckhausener Wegs in Voerde werden in nachhaltige Mischwälder umgewandelt. 200 Vogelnist- und Fledermauskästen werden angebracht, Bäume, die nun in erster Reihe stehen, gegen die Sonneneinstrahlung geweißt. Weil es in Dinslaken und Voerde viele Zauneidechsen gibt, hat die DB am Dinslakener Güterbahnhof auf 200 Quadratmetern ein Eidechsenhabitat geschaffen.

Dinslaken bekommt durchgehenden Schallschutz – 12 Kilometer Schallschutzwände werden gebaut – in Voerde sind es 10,5 Kilometer. Auf Brücken werden die bis zu fünf Meter hohe Schallschutzwände transparent gestaltet. In Dinslaken werden zudem 230 Oberleitungsmasten erneuert.

Diese Arbeiten stehen in Dinslaken an

Für den Ausbau der Strecke müssen in Dinslaken sechs Brücken neu gebaut und vier erweitert werden, zudem werden Querungshilfen für Tiere gebaut. Die Arbeiten im Bereich der Eisenbahnüberführung Dianastraße starten jetzt. Sie wird bis April 2022 für das dritte Gleis ergänzt. Ab Februar 2022 wird die EisenbahnüberführungHünxer Straße durch eine Stahlkonstruktion ergänzt, die später den Schallschutz tragen soll. Die Straße wird dafür bis Ende Juni an drei Wochenenden jeweils nachts gesperrt. Ebenso wird zwischen April und Juni an der Eisenbahnüberführung Karl-Heinz-Klingen-Straße verfahren. Die Sperrungen sollen aber nicht gleichzeitig stattfinden. Ebenfalls ab Februar wird am Dinslakener Bahnhof ein neuer Mittelbahnsteig gebaut. In dem Bereich werden dann vier Gleise liegen. Die Personenunterführung wird dafür verlängert und ein weiterer Aufzug gebaut. Der Neubau des Bahnhofs, über den Stadt und Bahn weiterhin verhandeln, ist „nicht nicht Bestandteil dieses Projekts“, so Projektleiter Patrick Schmerse.

Die Brücke über die Weseler Straße (B8) wird erneuert und soll dann eine Durchfahrtshöhe von 4,70 Metern haben – allerdings erst 2023. Die Bauzeit wird drei Jahre betragen. Die B8 soll während dieser Zeit mehrmals an den Wochenenden gesperrt sein. Die Bahn ist in Gesprächen mit der Stadt, damit die Lkws in dieser Zeit nicht durch die Wohngebiete in Möllen geleitet werden. Ansonsten soll die B8 während der Bauzeit zweispurig befahrbar sein, nur der Radweg an einer Seite wird gesperrt.

Diese Arbeiten stehen in Voerde an

Für den Haltepunkt Voerde kalkuliert die Bahn mit einer Bauzeit von drei Jahren. Die Arbeiten in dem Bereich sollen im Januar 2022 beginnen. Die Maßnahme ist komplex: Die derzeitigen Brücken dort seien nur für zwei Gleise ausgelegt, das zukünftige dritte wird mittig der beiden Bahnsteige angelegt. In der Folge muss die über die Steinstraße verlaufende Eisenbahnbrücke abgebrochen werden, wie Projektleiter Patrick Schmerse erläuterte. Daher würden ab Mitte 2022 Sperrungen der Steinstraße für den Verkehr erforderlich. Wegen des dreigleisigen Ausbaus im Bereich des Haltepunktes wird es auch zu Sperrungen des Personentunnels für Fahrradfahrer und Fußgänger an der Bahnhofstraße kommen. Auch werden am Haltepunkt die Treppen- und Rampenanlagen angepasst. Ab Anfang kommenden Jahres werden Zuwegungen zum Bahnsteig teilweise gesperrt sein, weil die Bahn Leitungen Dritter verlegen muss, wie Schmerse weiter ausführte. Es wird Umleitungen geben.

Der Tunnel an der Prinzenstraße Voerde soll Ende Oktober freigegegen werden.
Der Tunnel an der Prinzenstraße Voerde soll Ende Oktober freigegegen werden. © FFS | Erwin Pottgiesser

Nach Angaben der Bahn werden auf dem ersten von zwei Planfeststellungsabschnitten im Gebiet der Stadt Voerde insgesamt fünf Brücken neu gebaut und ebenfalls fünf erweitert. Letzteres gilt für die Bauwerke an der Rönskenstraße und am Hammweg, womit Anfang 2022 begonnen werden soll. Die Arbeiten dort werden ebenfalls zu Straßensperrungen führen. Die Bahn stimme sich auch hier mit der Stadt ab, sagte Schmerse.

Das Unternehmen hat ab Anfang 2022 auch den Rückbau des Bahnübergangs Grenzstraße anvisiert. Nach Einrichtung der Baustelle sei perspektivisch ab März mit der Schließung zu rechnen. Autofahrer werden zukünftig an der Stelle die Zugstrecke nicht mehr passieren können. Als Ersatzbauwerk ist dort eine Unterführung allein für Radfahrer und Fußgänger vorgesehen. Im Zuge des Betuwe-Ausbaus werden alle schienengleichen Bahnübergänge beseitigt – der an der Schwanenstraße entfällt ersatzlos. Die Schließung dort sei für Ende 2023 geplant, sagte Schmerse.

In den Zeitraum bis Juni 2022 – bis dahin gab die Bahn einen Ausblick auf als nächstes anstehende Maßnahmen – laufen weiter Kampfmittelsondierungen und wird, ab Februar 2022, die Oberleitungsanlage neu gebaut. Zudem wird für die Eisenbahnüberführung „Holthauser Bach“ ein Ersatzbauwerk geschaffen – der Start ist für Mai terminiert.

Wie in Dinslaken schafft das Verkehrsunternehmen auch in Voerde an der Strecke Tierquerungshilfen – so etwa zwischen Rahmstraße und Schwanenstraße oder im Bereich des „Lohberger Entwässerungsgrabens“, wo die bestehende Eisenbahnüberführung zurück- und neugebaut wurde. Auch wurde ein Brückenbauwerk für das dritte Gleis erstellt. Zurzeit laufen die letzten Arbeiten. Das Gewässer, das für die Schaffung einer Arbeitsfläche umgeleitet wurde, wird wieder hergestellt. Die Gesamtmaßnahme soll im November fertiggestellt sein.

Wichtige Rad- und Fußwegverbindung

Ende Oktober will die Bahn den Personentunnel an der Prinzenstraße wieder freigeben, der wegen Arbeiten zur Erweiterung für das dritte Gleis seit mehr als drei Monaten gesperrt ist. Dabei handelt es sich um eine wichtige Rad- und Fußwegverbindung zwischen den Siedlungsbereichen östlich und westlich der Bahnlinie.

>>Streckensperrungen und Info

Für die Arbeiten wird die Bahnstrecke mehrmals gesperrt: Im Oktober 2021 (8.-10.), Februar 2022 (18.-20. und 25.-27.), März (4.-20. und 25.-27.), April (1.-3., 8.-10. und 15.-17.), Mai (6.-8.), Juni (10.-12. und 17.-19.) sowie vom 28. August bis 9. September. Die Sperrungen beginnen freitags, 21 Uhr, und enden sonntags, 23.59 Uhr.

Am Donnerstag (30.9.), 18 Uhr, gibt es eine Online-Info für Dinslakener Bürger. Der Zugang erfolgt über db-buergerdialog.de/emmerich-oberhausen. Die Info ist auch nachträglich abzurufen.