Dinslaken. Ob die Martinikirmes dieses Jahr stattfinden wird, ist noch offen. Schausteller fürchten hohen Inzidenzwert im Herbst. Stadt erarbeitet Programm.

Seit nunmehr eineinhalb Jahren drehen sich die Karussells nicht mehr, verströmen keine gebrannten Mandeln ihren Duft über den Rummelplatz. Bereits im vergangenen Jahr war die Martinikirmes ausgefallen, versuchten sich die Schausteller mit Staatshilfen über Wasser zu halten und hofften jeden Tag auf eine Ende der Corona-Pandemie. Noch vor vier Wochen sah es so aus, als wenn sich ihre Hoffnung endlich erfüllen würde.

Doch jetzt steigen die Inzidenzen wieder, wenn sie auch im Kreis Wesel und in Dinslaken noch auf einem tiefen Niveau liegen. „Die Hoffnung ist groß, wir haben alle unsere Hausaufgaben gemacht und könnten sofort starten“, sagt Ronny Langenberg, Chef der Schausteller der Sektion Dinslaken. Doch wenn er hört, dass Gesundheitsminister Spahn von steigenden Zahlen und einem Inzidenzwert von 800 im Oktober spricht, dann wird es ihm Angst und Bange. „Man weiß wieder einmal nicht, ob es wirklich losgehen kann“, so Langenberg.

In Pop-up-Parks untergekommen

Ronny Langenberg, Schaustellersprecher, vor seinem Churros-Wagen.
Ronny Langenberg, Schaustellersprecher, vor seinem Churros-Wagen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Einige Kollegen seien in Pop-up-Parks untergekommen – halb Kirmes, halb Freizeitpark – auf einem abgesperrten und nur durch einen Eingang zugänglichen Gelände, so dass eine Kontaktverfolgung und Steuerung der Gäste möglich ist. Andere hingegen hätten ihre Karussells „eingemottet“ und arbeiteten nun in anderen Jobs, etwa als Lkw-Fahrer, beim Bau – „alles was sie halt können“, so der Schausteller. „Doch sie würden sofort wieder zurückkommen.“

Vielfach seien die Betriebe über Generationen in einer Hand, würden die Karussells und Stände von den Eltern auf die Kinder übergehen. „Schausteller zu sein, liegt uns im Blut. Wir geben einfach nicht auf“, berichtet Langenberg. „Schausteller zu sein, ist kein Beruf, das ist eine Berufung.“ Außerdem wäre ein Verkauf derzeit auch kaum möglich. Wer übernimmt schon ein Kirmesgeschäft mitten in einer Pandemie.

Wie es mit der Martinikirmes aussieht – er weiß es nicht, mag keine Prognosen abgeben. „Ich weiß, dass die Stadt Dinslaken am Programm arbeitet.“ Das bestätigt Michelle Müller von der Pressestelle der Stadt Dinslaken. Aber auch sie wissen nicht, wie und ob die Kirmes in diesem Jahr stattfinden könne. 130 bis 140 Schausteller konnte die Stadt immer für ihre Kirmes im November gewinnen, die Nachfrage seitens der Schausteller sei auch in diesem Jahr sehr hoch, so Müller. Nach den Sommerferien wolle man sich stadtintern zusammensetzen und beraten, allerdings ändere sich die Verordnung des Landes ja von Woche zu Woche.

Das sieht auch Ronny Langenberg kritisch. Und ob die ganz Großen kämen? Langenberg wagt es zu bezweifeln. „Wenn die nicht in einem Pop-up-Park sind und ihre Betriebe gelagert haben, wäre es zu teuer, sie für eine Drei-Tage-Kirmes aufzubauen.

Versicherungen müssten bezahlt werden, Mitarbeiter eigens für diese eine Kirmes eingestellt werden, vielleicht zusätzliche, um die Hygienevorschriften einzuhalten. „Das rentiert sich nicht.“ Und die Kirmes kleiner zu gestalten? „Dann wird es aber auch teurer für die, die dort stehen, denn die Kosten müssen ja dann von weniger Schaustellern erbracht werden.“

Kollegen wünschen sich Arbeit

Doch Langenberg weiß auch, dass sich seine Kollegen endlich wieder Arbeit wünschen. Er selbst steht mit seinem Churros-Stand derzeit vor der Neutor-Galerie, wie noch zwei andere Dinslakener Schausteller. „Wir dürfen hier nur Gerichte anbieten, die nicht in einer anderen Gastronomie zu bekommen sind. Meine Eltern stehen deshalb vor dem Sea Life in Oberhausen und bieten ihre Pommes feil. So schlagen wir uns durch und sind der Stadt dankbar für diese Möglichkeit. Denn wir wollen uns nicht in der sozialen Hängematte ausruhen, sondern unser Geld selber verdienen“, sagt Ronny Langenberg.

In der Sektion Dinslaken des Schaustellerverbandes Essen habe keiner mehr Karussells, so wäre es leichter unterzukommen, weiß Langenberg. Und hofft auf die Martinikirmes und auf die Weihnachtsmärkte in Dinslaken.

Auch an den Plänen für „Advent an der Burg“ hält die Stadt erst einmal fest. Auch hier müssen die Inzidenzen abgewartet werden, sei die Lage heute nicht abschätzbar. So sieht das auch die Neutor-Galerie. „Wir planen und stehen allen Anbietern offen und würden auch Abmachungen treffen, mit dem Hinweis natürlich, dass der Weihnachtsmarkt vor der Galerie wegen Corona gestrichen werden müsse“, ist aus dem Management der Neutor-Galerie zu hören.