Voerde. Die gebürtige Niederrheinerin las bei ihrem dritten Besuch in Voerde aus ihrem druckfrischen Roman und bot den Zuhörern einen kurzweiligen Abend.
Zu einem „garantiert tollen Abend“ begrüßte Sabine Friemond, Inhaberin der Buchhandlung Lesezeit!, am Freitagabend das Publikum in „De Alde School“ in Löhnen – und versprach nicht zu viel, denn Autorin Anne Gesthuysen stellte ihr druckfrisches Buch „Wir sind schließlich wer“ vor und bescherte den Zuhörerinnen und Zuhörern einen kurzweiligen Abend. Für die gebürtige Niederrheinerin war die ausverkaufte Lesung fast ein Heimspiel, aber nicht nur wegen der räumlichen Nähe, denn Anne Gesthuysen war bereits zum dritten Mal zu Gast in Voerde.
Diesmal stellte sie ihren vierten Roman vor, der vor ein paar Tagen erschienen ist. Sie sei immer wieder verblüfft, „dass aus einer Idee 400 Seiten werden“, sagte Anne Gesthuysen mit einem Schmunzeln, aber sie käme – typisch niederrheinisch – auch von Hölzchen auf Stöckchen. Und so las sie am Freitag nicht nur Passagen aus ihrem neuen Buch, sondern erzählte auch etwas über die Entstehungsgeschichte ihres Romans und wie sie zum Schreiben gekommen ist – nämlich eher etwas zufällig. Nachdem sie Christine Westermann auf einer Geburtstagsfeier von einem Aktenordner ihrer Großtanten erzählte hatte, erhielt Anne Gesthuysen eine Woche später einen Anruf und eine Lektorin fragte, ob sie daraus nicht ein Buch machen wolle. Während der Arbeit an „Wir sind doch Schwestern“ habe sie das Einmaleins des Romanschreibens gelernt, erklärt Gesthuysen.
Schauplatz des vierten Romans ist erneut der untere Niederrhein
Wie schon die anderen Bücher spielt auch „Wir sind schließlich wer“ am unteren Niederrhein und auch diesmal gab es reale Vorbilder für die Figuren. „Die Geschichten kommen zu mir“, sagt Anne Gesthuysen. So wie die von Anna von Betteray, einer jungen adeligen Pastorin, die in Alpen die Vertretung des erkrankten Pastors übernimmt und gegen allerlei Widerstände in der Gemeinde zu kämpfen hat. Vorbild für Anna von Betteray ist eine junge Pastorin, die auf Wunsch ihrer verstorbenen Schwiegermutter die Beerdigung halten sollte, erzählt Anne Gesthuysen. Als sie die Pastorin kennenlernte, berichtete diese wiederum von ihrer ersten Begegnung mit den Schwiegereltern, die im Roman im Kapitel „Fisternölleken“ verewigt wurde – nur eine der Anekdoten, die in den Roman eingeflossen sind.
Doch Anna von Betteray muss sich im Roman nicht nur in der Gemeinde behaupten, sondern auch innerhalb der eigenen Familie. Das Leben ihrer Vorzeigeschwester Maria gerät völlig aus den Fugen und die so ungleichen Schwestern, die ein eher schwieriges Verhältnis zueinander haben, müssen sich zusammenraufen. Ob Familienfeier oder dramatische Szenen auf dem Rhein – die Passagen, die Anne Gesthuysen aus ihrem Buch so lebendig und manchmal mit einer Prise Humor vorträgt, machen Lust auf mehr.
Die Autorin habe „unseren Ton getroffen“ bringt es Buchhändlerin Sabine Friemond am Ende einer unterhaltsamen Lesung sehr passend auf den Punkt. Zu viel sollte natürlich nicht verraten werden, so viel aber schon: Anne Gesthuysen wird am 19. Januar 2022, 19.30 Uhr, wieder zu einer Lesung in „De Alde School“ kommen.