Dinslaken. Zur Friedenskundgebung des Bündnisses Dinslaken kamen 700 Bürger. Michaela Eislöffel redete als Bürgermeisterin und Mutter und berührte viele.
Er hätte nicht gedacht, dass er diese Lieder noch einmal mit solcher Inbrunst spielen würde, spielen müsste, sagte Benno Hattemer, griff zur Gitarre und spielte alte Friedenslieder von Hannes Wader, von John Lennon. Das Bündnis Dinslaken hatte kurzfristig eine Friedensdemo vor dem Rathaus organisiert, 700 Menschen kamen.
„Ich kann den Schmerz als Mutter verstehen“
Michaela Eislöffel, selber Mutter dreier Söhne, sprach von den Vätern, den Söhnen, die in der Ukraine bleiben, kämpfen müssen. Die tiefe Erschütterung und Betroffenheit war der Bürgermeisterin anzumerken: „Ich kann den Schmerz als Mutter verstehen, von Müttern, die ihre Söhne gehen lassen müssen in einen Krieg, den sich viele nicht gewünscht haben. Was für ein Verlust, was für ein Schmerz“, so Michaela Eislöffel.
„Nein, meine Söhne geb ich nicht“, dieses Lied von Reinhard Mey aus den Zeiten des Kalten Krieges habe sie in ihrer Jugend begleitet – als sie noch keine Kinder hatte. Als sie nun „die Bilder der flüchtenden Menschen in der Ukraine sah und in den Nachrichten sah, dass alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen, überkam mich eine tiefe Trauer, ein Schmerz über die Trennung der Kinder von ihren Vätern, der Frauen von ihren Männern.“
Jeder Mensch habe ein Recht auf „menschliche Würde und Unversehrtheit“ und auf Frieden: „Ohne Frieden hat nichts einen Wert. Kein Besitz ist uns wertvoller als Frieden und Freiheit.“
Putin – und nicht das russische Volk – führe einen Krieg auch „gegen unsere Demokratie, unsere Freiheit und den Frieden in Europa.“ Unschuldige Menschen im Herzen Europas „müssen um ihr Leben bangen.“ Das russische Volk sei ebenso „Opfer eines Wahnsinnigen, der jede Opposition ausgeschaltet hat und er die Medien kontrolliert. Wie schrecklich für die Menschen, die dort leben.“
Die Bürgermeisterin rief zum Zusammenhalt auf, „damit niemand uns spalten kann“. Denn der Krieg werde auch Auswirkungen auf das Leben , auf die Preise hierzulande haben. „Was ist uns der Frieden wert?“ fragte Michaela Eislöffel. „Selbst wir fühlen uns nicht mehr sicher“, so die Bürgermeisterin. „Der Krieg ist nah, zu nah an uns herangerückt, er ist nebenan“.
Sie ruf zu Solidarität mit der Ukraine auf – und den Menschen, die von dort flüchten: „Lassen Sie uns gemeinsam dafür Sorge tragen, dass sich die Menschen in Deutschland und hier bei uns in Dinslaken willkommen fühlen“. Die Stadt und der Kreis Wesel bereiten für den Notfall alles vor. „Ich bitte Sie“, appellierte Michaela Eislöffel an die Zuhörer, „lassen Sie uns gute Gastgeber sein, denn diese Menschen haben Fürchterliches erlebt, sie haben ihr Leben im Besten Fall in einen Koffer gepackt und haben alles verloren.“
„Schrecklich für ganz Europa“
Niemand, so sagte Olga Dudko vom Verein de.Perspektive Düsseldorf (Bundesverband russischsprachiger Eltern), hätte sich nicht vorstellen können, dass das brüderliche Volk gegen das brüderliche Volk Krieg führen könnte. Alle Ukrainer weinen, ihre Herzen sind gebrochen“. Die Ukraine sei in einer „grausamen Situation, überall explodieren Granaten und Bomben, Zivilisten sterben“. Die Menschen würden sich in den U-Bahnen aufhalten, die Kinder hätten Angst. Das Land sei dankbar für die Hilfe, die aus vielen Ländern angeboten würde. Immer noch aber würde den Soldaten in der Ukraine wichtig Ausrüstung fehlen: blutstillende Verbände etwa oder Schutzwesten. Sie rief zum Zusammenhalt auf, um die Ukraine zu stützen. Nun habe Putin auch noch mit Nuklearwaffen gedroht: „Es ist wirklich schrecklich, nicht nur für die Ukraine sondern für ganz Europa.“
Die Veranstaltung endete pünktlich, damit die Teilnehmenden noch zur St. Vincentius-Kirche gehen konnten – um für den Frieden in der Ukraine zu beten. Die Söhne von Michaela Eislöffel schlossen ihre Mutter in die Arme.
Auch die Gemeinde Hünxe lud abends spontan zur Schweigeminute. Bericht folgt