Dinslaken. Seit September 2020 ist Jens Klabunde als Mülldetektiv der Stadt Dinslaken im Einsatz. Für ihn steht die Aufklärung der Menschen im Vordergrund.
Wilde Müllkippen im Wald, illegale Sammler, die durch das Stadtgebiet fahren und Abfall von Privatgrundstücken mitnehmen – all das sind Themen, mit denen sich Jens Klabunde in seinem Arbeitsalltag beschäftigen muss. Doch ein Erlebnis ist ihm ganz besonders im Gedächtnis geblieben: Ein Falschgeldfund im Altkleidercontainer.
„Ich habe mich auf den Weg gemacht zu einer Meldung von fehlerhafter Befüllung des Altkleiderdepots und plötzlich waren da lauter 50-Euro-Scheine“. Der Fall liege jetzt bei der Polizei. Fast wie im Film – und auch sonst erlebt der 59-Jährige in seinem Job viel, denn der Dinslakener ist Mülldetektiv im Auftrag der Stadt.
Meldungen werden ausgedruckt
„Arbeit gibt es immer genug“, berichtet er, wenn er sich, ausgerüstet mit einer Warnschutzjacke in der Farbe Neon-Orange, früh morgens auf den Weg ins Büro macht. Seinen Arbeitsalltag meistert er jedoch nicht im Schreibtischstuhl – sein Tag beginnt mit dem Ausdrucken von Meldungen, die von der Stadtreinigung oder von Bürgern selbst über das „picobello in 48 Stunden“-System eingegangen sind. Alles ausgedruckt und vorbereitet, begibt er sich zu seinem Dienstwagen, ein orangefarbenes Auto des Din-Service. Los geht es zur aktuell gemeldeten Stelle: abgelegte Müllsäcke auf der Lessingstraße.
Auf den ersten Blick nur Plastiktüten, doch schaut man genauer rein, erkennt man Pappe von einem Paket und eine Silikonkartusche. Kurz wiegt sich Klabunde in der Hoffnung, einen Empfänger auf dem Paketpapier zu entdecken. Doch leider umsonst – keinerlei Hinweise auf den Verursacher des Mülls. Und, so wie der Dinslakener sagt, ist das häufig das Problem: „Die Aufklärungsquote, auch bei wilden Müllkippen, ist sehr gering.“ Allerdings erzählt er von einem Fall, wo er etwas mehr Glück hatte: Inmitten eines illegal entsorgten Müllsacks fand er ein ausgedrucktes Corona-Testergebnis – mit Namen drauf. In solchen Fällen dokumentiert er alle Hinweise und gibt diese an die Behörde weiter. So leider nicht dieses Mal.
Nach dem Beladen seines Dienstwagens und dem Dokumentieren des falsch entsorgten Mülls fährt er weiter zum nächsten gemeldeten Verdacht: Laut Mitteilung soll vor dem Mehrfamilienhaus mehr Sperrmüll liegen als ursprünglich angemeldet wurde. In der Straße angekommen, lässt sich aber nichts entdecken. „Sowas kommt häufig vor, dann haben die Anwohner ihren Fehler selbst bemerkt und den überschüssigen Müll wieder reingeholt, oder die Sperrmüllabfuhr war gnädig und hat ihn trotzdem mitgenommen.“
Ein vielseitiger Beruf
Seit September 2020 ist Jens Klabunde als „Kontrolleur für abfallrechtliche Vorschriften“, so die offizielle Berufsbezeichnung, für die Stadt Dinslaken im Einsatz. Seit 1989 ist er bei der Verwaltung, 12 Jahre lang war er im Bürgermeisterfahrdienst tätig. Doch als der Dinslakener die Möglichkeit bekam, als Mülldetektiv anzufangen, überlegte er nicht lange: „Ich wollte neue berufliche Erfahrungen sammeln, etwas mehr Abwechslung haben.“ Und das hat er in seinem jetzigen Beruf, wie er berichtet: „Jeder Tag ist anders und die Arbeit ist wirklich vielseitig.“ Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem die Sperrmüllüberprüfung, das Kontrollieren bei Fehlbefüllung der Mülltonnen und das Aufspüren von Verursachern wilder Müllkippen.
Aufklärung zum Thema Müllentsorgung im Vordergrund
Doch – und das ist ihm wichtig – möchte er die Menschen im Stadtgebiet auch aufklären: „Es gibt Leute, die wissen es auch nicht besser, wenn es um die Mülltrennung oder Sperrmüll geht, da helfe ich dann und beantworte Fragen.“ Bußgelder verteilen sei nicht sein Ziel, vielmehr wolle er die Menschen für das Thema Abfall sensibilisieren. Und das gelingt gut, erzählt er: „Meistens reicht eine Verwarnung, dann ist der Sperrmüll verschwunden und der Müll richtig sortiert.“ Seit Beginn seiner Tätigkeit hat der 59-Jährige bereits knapp 1000 Fälle bearbeitet – und seine Arbeit scheint sich auszuzahlen: „An vielen Stellen hilft es auch schon einfach präsent zu sein, da fahre ich dann öfter lang und die Menschen sehen das und schmeißen seltener ihren Müll dahin.“
Wenn Klabunde die Meldungen und Verdachtsfälle abgearbeitet hat, fährt er „Streife“ durch die ihm bekannten Gebiete. So auch heute. An Waldwegen vorbei, über ruhig gelegene Parkplätze hinweg und an Feldern entlang, alles beliebte Orte bei Müllsündern, die ihren Abfall einfach in der Umwelt abladen. Mit dem Dienstwagen durch einen engen Seitenweg: „Hier liegt oft etwas rum, weil die Leute hier ungestört sind.“ Rechts im Graben lassen sich blaue Mülltüten nur erahnen, zwei Meter weiter ein Stück Wellblech und am Ende des Weges ein Autoreifen im Gebüsch. Klabunde bleibt stehen, dokumentiert die Stelle mit seinem Handy und gibt die Informationen weiter. Nicht immer kann er den Müll selber mitnehmen, bei größeren Mengen ruft er die Stadtreinigung, die sich um die Entsorgung kümmert.
„Ein Tag ohne Müll auf den Straßen ist ein wertvoller Tag“
Bevor er sich auf den Weg in sein Büro macht, geht es zur letzten Etappe seiner Patrouillenfahrt. Am Parkplatz des Waldfriedhofs angekommen, entdeckt er eine frische Reifenspur auf dem Weg, der eigentlich durch eine Schranke gesperrt ist. „Dann fahre ich der Spur nach – manchmal sind das Leute, die ihren Müll ungestört entsorgen wollen.“ Doch heute führt die Spur ins Nichts. „Ein guter Tag“, stellt Klabunde fest, der selber nachhaltig lebt und privat weitestgehend auf Plastik verzichtet. Denn heute sei vergleichsweise wenig Müll im Stadtgebiet zu finden. „Ein Tag ohne Müll auf den Straßen ist ein wertvoller Tag“, sagt Jens Klabunde, bevor er weiter in sein Büro fährt und die entdeckten Fälle bearbeitet. Um 15 Uhr ist für ihn Feierabend – bis er am nächsten Morgen wieder im Dunkeln, gekleidet in Orange, das Haus verlässt, um den Müllsündern auf die Schliche zu kommen.