Dinslaken. Ein 36-Jähriger hat Asthma, hustet, ist erkältet und hatte Kontakt zu Menschen in Quarantäne. Doch ihm wurde Behandlung und Coronatest verwehrt.
Wer würde da nicht verzweifeln? Ein 36-Jähriger aus Dinslaken fühlt sich krank, die Symptome könnten auf Corona deuten, fürchtet er. Doch der Arzt lässt ihn nicht in die Praxis, mag den Patienten am Telefon jedoch nicht krankschreiben. Andere sehen sich ebenfalls nicht bemüßigt, zu helfen. Der Name des Mannes ist der NRZ bekannt, er möchte ihn aber nicht in der Zeitung sehen.
Vom Telefonat mit dem Hausarzt ….
Wie vom Kreis Wesel empfohlen, hat sich der 36-Jährige vor etwa zwei Wochen telefonisch an den Hausarzt gewandt. Und sei dort abgewimmelt worden, berichtet uns die Ehefrau des Patienten. Mit seinem Husten dürfe er auf keinen Fall die Praxis betreten. Andere Ärzte hätten ebenfalls abgewunken, weil er dort nicht Patient sei.
… zum Gesundheitsamt und Krankenhaus, und von dort...
Der Mann wurde ans Gesundheitsamt des Kreises Wesel verwiesen. Doch einen Zugang zum Abstrichzentrum gab man ihm dort nicht. Da man sich in der Behörde nicht zuständig gefühlt habe: Er habe schließlich keinen Kontakt zu einem bestätigten Coronafall gehabt, habe man entgegnet. Der Patient habe nach eigenen Angaben jedoch von mehreren beruflichen Kontakten zu Leuten erzählt, die trotz Quarantäne außer Haus waren. Deren Namen habe der Kreis dann zwar wissen wollen - den Dinslakener selbst habe das Amt aber ans Krankenhaus verwiesen. Das Krankenhaus wiederum verwies ihn zurück ans Gesundheitsamt.
… zurück zum Arzt verwiesen - ohne zu Helfen
Inzwischen gibt es eine deutliche Anweisung des Kassenärztlichen Bundesverbandes: „Vertragsärzte dürfen Patienten bis zu 14 Tage am Telefon krankschreiben“, heißt es da bei Infekten der Atemwege. Auch darauf habe sich die Hausarztpraxis des Dinslakeners nicht eingelassen. Begründung: Die Praxis schreibe grundsätzlich nicht telefonisch krank. Andere Ärzte dürfen den Mann nicht per Telefon krank schreiben – das geht nur, wenn der Patient der Praxis bereits bekannt ist.
Die Eheleute wissen nun nicht mehr weiter. Der 36-Jährige bleibt „daheim und schont sich. Ohne Krankenschein oder Überweisung zum Corona-Test“, sagt die Ehefrau. Der Gesundheitszustand ihres Mannes habe sich seit dem ersten Anruf beim Hausarzt verschlechtert.
+++ AKTUALISIERUNG, 2. April 2020:
Nach unserem Bericht hat sich die Hünxer Arztpraxis Dr. Wefelnberg in der Redaktion gemeldet. Der 36-jährige Dinslakener kann sich dort melden. Die Eheleute sind heilfroh - und bedanken sich.