Dinslaken. 1903 wurde das erste Dinslakener Wasserwerk am Stapp in Betrieb genommen. Es versorgte noch nicht alle Bürger mit Wasser.

Ein Druck, ein kurzer Dreh – und das Wasser sprudelt klar und rein aus dem Kran. Heute ist es kaum noch denkbar, dass unsere Vorfahren das Wasser noch selbst aus einem Brunnen holten. Und das bei einigen noch bis in die 1960er Jahre hinein. Wasser war und ist auch heute noch ein kostbares Gut. Eine zuverlässige Trinkwasserversorgung und vor allem eine hohe Trinkwasserqualität ist in diesem Land, in dieser Stadt selbstverständlich.

Das diese Wasserversorgung jedoch gar nicht so selbstverständlich ist, merken viele Menschen erst dann, wenn sie im Ausland gewesen sind, gerade dort, wo es nicht selbstverständlich ist, dass man Wasser aus dem Kran unbedenklich trinken kann, ohne es vorher abzukochen. Oder in langen Trockenzeiten, wenn es selbst in einigen Gegenden in Deutschland plötzlich heißt: Bitte gehen Sie sparsam mit dem Wasser um, gießen Sie Ihre Gärten nicht mehr oder nur noch sporadisch.

Beschluss wurde 1894 gefasst

Da lohnt es sich, auch einmal einen Blick auf die Dinslakener Wasserversorgung zu werfen, beginnend mit den Ursprüngen. Der Beschluss, ein Wasserwerk zu errichten, ging einher mit der Errichtung des Gaswerkes. Bereits 1894 hatte sich die Stadtverordnetenversammlung für ein Wasserwerk ausgesprochen, doch die Verwirklichung ließ Jahre auf sich warten. Immer wieder leisteten die Verfechter der alten Brunnennachbarschaften Widerstand. „Lat den Buck nit det Waater, un det Waater nit den Buck, denn bliewste gesund. Wej bliewen bej onsere Pomp“, ließ noch 1902 ein Gegner eines Wasserwerkes verlauten.

Doch Probebohrungen in der Nähe des Rheins am Stapp hatten einwandfreies Trinkwasser ergeben und so wurde dort ein Maschinenhaus mit zwei motorenbetriebenen Pumpen, eine Brunnenanlage und an der früheren Wasserturmstraße (heute Willy-Brand-Straße) ein 35 Meter hoher Wasserturm errichtet. Am 15. März 1903 konnten die Dinslakener erstmals gesundes Trinkwasser aus dem 9000 Meter langen Rohrnetz zapfen.

Das Rohrnetz war 9000 Meter lang

Das Wasserwerk Löhnen.
Das Wasserwerk Löhnen. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels


Dieses Wasser war ein kostbares Gut. Einige Leser erinnern sich vielleicht noch an den Umgang mit diesem Elexier – das Badewasser reichte für mehrere Personen und wurde anschließend noch fürs Putzen genutzt. Man ging halt sparsam damit um. Und natürlich hatten bei einer Länge von 9000 Metern Rohrnetz noch nicht wirklich viele Dinslakener einen Wasseranschluss. 1915 erreichte das Wasserleitungsnetz schon eine Länge von 30 Kilometer, die Gasmotoren wurden gegen Elektromotoren eingetauscht. Mit der Eingemeindung Hiesfelds schloss Dinslaken seine Wasserversorgung an das Thyssen’sche Rohrnetz an – das Wasser war billiger.

1278 Haushalte wurden 1928 versorgt

1923 wurde das eigene Wasserwerk am Stapp stillgelegt, 1928 war der Wasserverbrauch bereits auf 312.000 Kubikmeter angestiegen, über ein 43 Kilometer langes Rohrnetz wurden 1278 Haushalte versorgt. 1935 wurde aus den Städtischen Gas- und Wasserwerken die Stadtwerke Dinslaken.

Eine kurze Wiederbelebung des alten Wasserwerkes fand nach dem Krieg statt, große Teile des Wasserleitungsnetzes waren im Zweiten Weltkrieg zerstört, darunter auch die Hauptzuleitung.

1958 kam es zu Diskussionen über mangelnde Wasserqualität. Denn über die Thyssen’sche Gas- und Wasserwerke wurde uferfiltriertes Rheinwasser bezogen. Und Vater Rhein war damals nicht gerade ein sauberer Fluss.

Die Hochbehälter der Stadtwerke Dinslaken an der Bergerstraße versehen, nun mit modernster Technik ausgerüstet, auch heute noch ihren Dienst und versorgen Hiesfeld mit Trinkwasser.
Die Hochbehälter der Stadtwerke Dinslaken an der Bergerstraße versehen, nun mit modernster Technik ausgerüstet, auch heute noch ihren Dienst und versorgen Hiesfeld mit Trinkwasser. © FUNKE Foto Services | Heiko Kempken


Die Stadt entschloss sich 1960 für den Bau eines eigenen Wasserwerkes in Voerde-Löhnen, die Wasserwerke Dinslaken wurden gegründet. Gebaut wurden eine Gewinnungs- und Aufbereitungsanlage mit 800.000 Liter pro Stunde Förderleistung, neue Transport- und Ringleitungen und ein Erdhochbehälter an der Bergerstraße auf dem Oberlohberg. 1961 gab es schließlich die Premiere – selbst gefördertes Kraneberger von höchster Qualität floss durch das Stadt-Leitungsnetz. Der Bau des Zwischenpumpwerkes Wohnungswald 1977 verbesserte den Wasserdruck, 1988 wurde das Wassergewinnungsgelände Löhnen II erschlossen.

Neun Brunnen gehören zum Wasserwerk Löhnen

Heute gilt das Wasserwerk Löhnen, so Wolfgang Kammann, Pressesprecher der Stadtwerke, als eine der modernsten. Neun Brunnen gibt es in Löhnen mit einer Tiefe von 18 Metern. Es wird ausschließlich reines Grundwasser entnommen, die Fördermenge liegt in diesem Sommer bei 18- bis 19.000 Kubikmeter pro Tag, im Jahresmittel sind es 10- bis 12.000 Kubikmeter täglich. Das Leitungsnetz läuft über 289,4 Kilometer. Sieben Selbstversorger gibt es noch mit eigenem Brunnen.