Dinslaken/Voerde. Die Bauern fuhren auf dem Weg zum Demo mit 200 Treckern durch Dinslaken und Voerde. Es gab Stau aber auch viel Verständnis bei den Bürgern.
Etwas verspätet starteten am Montag die Bauernproteste im Kreis Wesel. Um 7 Uhr wollte der Konvoi eigentlich in Wesel losfahren, 7.30 Uhr wurde es dann schließlich, bis sich die rund 200 Traktoren in Bewegung setzen.
„365 Tage für Euch im Einsatz“
Dafür drückten die Bauern dann kräftig auf die Tube. Gegen 8 Uhr passierte die Kolonne auf der B8 schon Voerde – so schnell, dass selbst die Polizei beeindruckt war, berichtet Kristin Heuken von der Pressestelle der Kreispolizei, die im Vorfeld die Kreuzungen absperrte. Etwa eine halbe Stunde ratterte die Treckerkolonne auf der B8 durch Dinslaken. „Ideologie macht nicht satt“ oder „365 Tage für Euch im Einsatz“ stand auf den Bannern der Traktoren.
Der eine oder andere Autofahrer, der genau jetzt über die von der Polizei gesperrte Kreuzung zur Augustastraße musste, hatte dafür wenig Verständnis. Ins dröhnende Hupkonzert der Traktoren mischten sich wütende Hupen der wartenden Autos. Der eine oder andere Wagen bog schnell in die Treckerkolonne ein und fuhr einfach mit, andere wendeten zum Unwillen der Polizei auf der Kreuzung und provozierte damit Beinahe-Unfälle.
Polizei: Wenig Verständnis für regelwidriges Verhalten von Autofahrern
Kristin Heuken hat für solches Verhalten „kein Verständnis“. Wenn die Polizei eine Kreuzung sperre, sei diese gesperrt, egal was die Ampel anzeige. Weil Autofahrer solche Regeln zunehmend ignorieren würden, müsse die Polizei für derartige Einsätze mehr Personal vorhalten als eigentlich notwendig wäre. Kristin Heuken: „Eigentlich genügt ein Beamter, um eine Kreuzung zu sperren.“ Insgesamt war auch diesmal ein Großaufgebot der Polizei auf der Straße.
Dass die Traktoren – wie von vielen Autofahrern kritisiert – auch rote Ampeln passieren, sei im Sinne der Polizei gewesen. Man wollte den Konvoi so schnell wie möglich durchs Kreisgebiet leiten, so Kristin Heuken, und dies sei auch unfallfrei gelungen. Die kaputte Ampel an der Ecke B8/Goethestraße war kein Treckerschaden – sondern die Folge eines Unfalls am Samstag.
1a-Entschuldigung für Schüler
Eine Mutter, die mit ihrem Sohn im Fahrradsitz am Fußgängerüberweg der B8 an der Dianastraße wartete, hatte Zeit, Geduld – und Verständnis für die Bauernproteste. „Eine Freundin von mir ist selbst in der Landwirtschaft. Die können doch von den Erzeugnissen kaum leben“, sagt sie, während dem Kleinen angesichts der imposanten Treckerkolonne fast der Schnuller aus dem Mund plumpst. Als die Bauern nach etwa einer halben Stunde die Ecke passiert haben, kann eine andere Mama ihren Jungen von der Augustastraße über die Kreuzung zur Bruchschule bringen. „Ich habe schon in der Schule angerufen“, sagt sie, nachdem sie den Grundschüler auf der anderen Straßenseite verabschiedet hat, „aber die waren ganz gelassen.“ Und überhaupt: 200 Trecker - das ist auf jeden Fall eine 1a-Entschuldigung fürs Zuspätkommen.
>>Hintergrund
Die Bauern haben mit den Treckerkonvois landesweit gegen das Agrarpaket demonstriert. Sie fühlen sich übergangen und sehen dadurch landwirtschaftliche Betriebe gefährdet.
Während auf der Facebookseite der NRZ (
facebook.de/nrzdinslaken
) die meisten Zuschauer des Live-Videos den Bauern viel Erfolg wünschten, gab es auch Kritik – wegen der verursachten Staus und wegen des Einsatzes von Medikamenten und Düngemitteln.