Dinslaken. Der Verein für Heimatpflege legt mit dem Buch „Vom Landstädtchen zum Industriestandort“ eine Wirtschaftsgeschichte der Stadt Dinslaken vor.
Eintauchen in die Wirtschaftsgeschichte der Stadt, mal herausfinden, welchen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt August Thyssen hatte, was mit der Zeche Lohberg verbunden ist. Auf Spurensuche gehen, die Wurzeln der heute noch aktiven großen Arbeitgeber wie etwa Steinhoff oder Benteler erkunden. Der Verein für Heimatpflege Land Dinslaken hat diese Spurensuche unternommen. Was dabei entdeckt und aufgedeckt wurde, ist in dem Buch „Vom Landstädtchen zum Industriestandort“ nachzulesen. Am Donnerstag wurde die Wirtschaftsgeschichte der Stadt Dinslaken bei einer Veranstaltung in der Sparkasse vorgestellt.
Vom Mittelalter bis zur Industrialisierung
Einen stürmischen Strukturwandel gab es in Dinslaken nicht erst nach der Schließung der Zeche Lohberg. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Ackerbürgerstädtchen in nur wenigen Jahrzehnten eine durch Industrie und Bergbau geprägte Stadt, wie Sepp Aschenbach, der das Buch vorstellte, sagte. Die Bahn kam 1856 nach Dinslaken, für 100 Jahre wurde der Viehmarkt ein ganz wichtiger Wirtschaftszweig und schließlich kam August Thyssen nach Dinslaken, errichtete 1897 ein Bandeisenwerk. 1818 lebten in dem Landstädtchen 1200 Menschen, 100 Jahre später lag die Einwohnerzahl bei rund 10.000.
Wie Sepp Aschenbach bei der Präsentation erläuterte, hat das Buch vier große Abschnitte: Zu Beginn stellen Dr. Peter Theißen und Eduard Sachtje die Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft vom Mittelalter bis zum Beginn der Industrialisierung dar. Der eigentliche Hauptteil des Buches ist der zweite Abschnitt, in dem die Geschichte wichtiger Betriebe vorgestellt wird.
Die rasche Bevölkerungsentwicklung
Die Zeitreise beginnt unter der Überschrift „Vom Kupferkessel zum Warmrohr“ mit der Firma Meyer. Hier sind auch Informationen über Thyssen, über Benteler, Steinhoff, über das Unternehmen MCS-Stahlflaschen, über das Metallwerk Dinslaken und über die Firmen Signode sowie Hamco Bausysteme zu finden. Nachzulesen ist auch, was sich auf dem Gelände an der Hünxer Straße getan hat, als der Viehhof geschlossen wurde.
Wenn eine Stadt wächst, Menschen anzieht, Firmen gegründet werden, dann wird eine Infrastruktur benötigt. Diesem Aspekt der wirtschaftlichen Entwicklung widmet sich der dritte Teil des Buches, präsentiert die Akteure, die dazu gehören: die Krankenhäuser, die Sparkasse und die Volksbank, die Dienstleiter wie Wohnbau und Stadtwerke. So führte die rasche Bevölkerungsentwicklung dazu, dass ein größeres Krankenhaus von Nöten war. Doch die Stadt, so Aschenbach, scheute das Risiko. Die beiden Kirchengemeinden gingen daran, ihre Krankenhäuser zu errichten, die zeitgleich 1912 ihren Betrieb aufnahmen. Gewürdigt werden auch die Wohnbau Dinslaken und die Stadtwerke.
Die Industrialisierung prägte Dinslaken
Der vierte und abschließende Teil des Buches richtet den Blick auf die vorhandenen Gewerbegebiete. Dort sind eine Vielzahl mittlerer und kleinerer Unternehmen aus den Bereichen Produktion, Verarbeitung, Handwerk und Dienstleistungen zu finden.
Es ist eine spannende Zeitreise, die unternommen werden kann. Welche Firmen gab es, welche gibt es heute. Und bislang hat es keine Wirtschaftsgeschichte der Stadt Dinslaken gegeben. Wie Eyüp Yildiz in seinem Grußwort erwähnte, liege eine umfangreiche Stadtgeschichte vor, die aber 1973 endet. Sie wurde zum damaligen Stadtjubiläum herausgegeben. Wichtige Informationen enthält auch das Buch „Straßen in Dinslaken“. Die Stadt, so der stellvertretende Bürgermeister, sei erst durch die Industrialisierung das geworden, was sie heute ist.
Ehrenamtliches Engagement steckt in dem Buch
Die Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe (Nispa) hat nicht nur ihre Räumlichkeiten für die Buchpräsentation zur Verfügung gestellt, sie hat auch die Herstellung finanziell unterstützt. Wie Vorstandsvorsitzender Friedrich-Wilhelm Häfemeier bei der Begrüßung der Gäste sagte, habe er viel Neues erfahren, Wissenswertes.
Ganz spannend sei, dass zum Beispiel die Ursprünge des Autohauses Elspass in einem Pferdestall lagen. Die Beiträge in dem Buch zeigen aber auch, wie die Unternehmen entstanden sind, wie sie sich entwickelt haben und sich immer wieder an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst haben. Häfemeier hob hervor, dass alles in ehrenamtlicher Arbeit geleistet wurde.
Die Arbeit habe Spaß gemacht, und es seien so viele Ideen zusammengetragen worden, so dass ein weiteres Buch zur Wirtschaftsgeschichte entstehen könnte. Dann werde man den Blick auf die Region werfen, auf Walsum, Voerde und Hünxe.
Hier ist das Buch erhältlich
Von dem Buch „Vom Landstädtchen zum Industriestandort“ sind 750 Exemplare gedruckt worden. Es ist ab sofort in den Buchhandlungen, in der Stadtinformation im Rittertorhäuschen und beim Verein für Heimatpflege Land Dinslaken erhältlich. Es kostet 14,95 Euro.
Mitgearbeitet an der Wirtschaftsgeschichte haben Sepp Aschenbach, Hans Hermann Bison, Christel Brocksch, Eduard Sachtje, Johannes Stoffes, Dr. Peter Theißen, Dipl.-Ing Wolfgang Traud und Heinz Ingensiep, der viele Jahre als Redakteur der NRZ die hiesige Wirtschaft begleitet hat.
Es ist der 34. Band der Reihe „Veröffentlichungen zur Geschichte und Heimatkunde“, die vom Verein für Heimatpflege herausgegeben wird.