Voerde/Münster. Supermarktleiter Andre Stepper war mit drei anderen Bürgern zum Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier eingeladen. Es ging um die Coronakrise.
Das passiert nur einmal im Leben: Dass man im Supermarkt steht, das Handy bimmelt, im Display erscheint eine Berliner Vorwahl und am anderen Ende meldet sich das Bundespräsidialamt. „Mir wäre fast das Handy runtergefallen“, erinnert sich Andre Stepper. Der Inhaber der Edeka-Läden in Friedrichsfeld und Spellen war am Dienstag zum Kaffeetrinken mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeladen. Ein wirklich exklusiver Termin in Münster, wo Steinmeier das Uniklinikum und das Deutsch-Niederländische Corps besuchte: Neben Andre Stepper waren nur drei Bürger dabei.
So kam es zu dem Treffen
Nein, so habe die Mitarbeiterin des Bundespräsidialamts das Telefonat eingeleitet, Andre Stepper habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Der Herr Bundespräsident wolle sich nur mit Menschen unterhalten, die sich in der Corona-Krise besonders engagiert hätten: Eingeladen waren eine Altenpflegerin, eine Polizistin, ein Mitarbeiter von Entsorgungsbetrieben – und eben der Supermarkt-Inhaber aus Voerde.
Wie genau er auf diese Liste geraten ist, kann Stepper im Nachhinein auch nicht erklären: Die Restaurant-Gutschein-Aktion seiner Edeka-Läden müsse über den Facebook-Kanal der Edeka-Zentrale irgendwie nach Berlin gelangt sein. Edeka hat in der Coronakrise in jedem Restaurant in Friedrichsfeld und Spellen Gutscheine im Wert von insgesamt 2.500 Euro gekauft und diese dann über einen Monat täglich an die Kunden verlost.
Das wurde besprochen
Auch die Bedeutung, die Lebensmittel-Versorger in der Krise plötzlich erlangt hätten und die Wertschätzung, die ihnen ebenso plötzlich widerfuhr, seien ein Thema gewesen. Im Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier berichtete der 36-jährige Voerder auch von Hamsterkäufen, von Kunden, deren Einkaufswagen stibitzt wurden, weil sich vermeintlich interessantere Ware darin befand – und von der Lkw-Ladung Toilettenpapier, die Stepper aus Albanien einfahren ließ.
„Eindrücke, wie wir die Corona-Krise persönlich erlebt haben wurden besprochen, welche Sorgen da waren und was wir für die Zukunft mitnehmen werden“, so Stepper. Für ihn gehört dazu, dass man das endlich wertschätzt, was immer selbstverständlich schien.
So hat sich Stepper gefühlt
Ganz schön nervös sei er am Anfang gewesen, sagt Stepper. Vor dem Treffen habe er dem Bundespräsidialamt ein Foto von und Informationen über sich senden müssen, damit Steinmeier sich vorbereiten könne. Ein Restaurant in Münster sei für den höchsten Repräsentanten des Staates und seine Gäste reserviert worden, alles war abgesperrt, überall Security.
Stepper und die drei anderen Bürger waren eine halbe Stunde eher da, um eingewiesen zu werden, damit etwa alle aufstehen, wenn Steinmeier den Saal betritt. Die Einweisung wäre wohl nicht vonnöten gewesen. Als der Bundespräsident mit der Limousine vorgefahren wurde und dann mit Leibwächtern und ausgewählter Presse im Gefolge den Saal betrat, wären alle ohnehin vor lauter Respekt aufgestanden: „Er bringt eine besondere Aura mit, wenn er den Saal betritt“, beschreibt Stepper. „Unheimlich sympathisch“ und sehr interessiert sei er gewesen.
Eine Stunde habe das Gespräch gedauert. Dazu wurden Canapés und Plätzchen gereicht. „Ich habe aber nicht ein Häppchen runterbekommen“, sagt Stepper und lacht. Denn den Bundespräsidenten „trifft man nur einmal im Leben.“