Düsseldorf/Oberhausen/Herne. Feuerwerk ade? Eine erste Stadt in NRW will Silvester eine große Drohnenshow veranstalten und im Gegenzug Böllerverbotszonen ausweiten.
Das Jahr ist noch jung, aber die Stadt Düsseldorf denkt bereits an Silvester. Der Rat der Stadt hat die Verwaltung jetzt beauftragt, zu prüfen, ob es zum Jahreswechsel künftig eine zentrale Drohnen- oder Feuerwerksshow über dem Rhein geben kann. Im Gegenzug sollen die Verbotszonen für private Knallerei ausgeweitet werden. Einzelfall oder der Anfang vom Ende des klassischen Feuerwerks? Das müssen Sie wissen.
Was genau ist denn überhaupt eine Drohnenshow?
Bei einer Drohnenshow fliegt eine Gruppe von Drohnen synchronisiert am Nachthimmel, gerne begleitet von Musik. Dank eingebauter, leistungsstarker LED-Leuchten kann sie dabei spektakuläre Lichtbilder, Muster und Formationen erzeugen. Was genau sie dabei in den Himmel „zaubern“, haben Experten – vereinfacht gesagt - vorher choreografiert und mithilfe spezieller Software für jede Drohne und jede Leuchte programmiert. Kleinere Shows verwenden typischerweise 100-300 Drohnen, in Asien sind aber auch schon mal über 10.000 zeitgleich in der Luft.
Peter Smiatek, einer der führenden Drohnenshow-Manager in Europa, hält allerdings nichts von solchen Massen, sondern eine Zahl zwischen 200 und 500 Drohnen für ideal. „Dann sind die Zuschauer nah dran und haben ein 3-D-Erlebnis, das sie packt.“ Am Ende aber, sagt Smiatek auch, kommt es immer auf die Gegebenheiten an. Bei großen Veranstaltungen sind selbst 500 vielleicht etwas dünn.“

Und das ist dann besser als ein klassisches Feuerwerk?
Das ist Geschmackssache. Auf jeden Fall ist es nachhaltiger. Deshalb fordert etwa die Deutsche Umwelthilfe auch bereits seit Jahren, privates Feuerwerk „vollständig zu verbieten“. Das würde nicht nur die Feinstaubbelastung senken, sagt die Organisation, sondern auch die Gefahr von Verletzungen und Bränden minimieren. Ganz zu schweigen von der Stressreduzierung für Millionen von Tieren.
Warum prescht Düsseldorf jetzt vor?
Unter anderem wohl, weil die letzten Jahreswechsel nicht ganz glatt gelaufen sind. Zwar hat die Polizei in ihrer jüngsten Silvesterbilanz keine „schweren Straftaten“ festgestellt, aber „es gab zahlreiche Berichte zu Verstößen gegen das Böllerverbot und zu gefährlichen Situationen im gesamten Stadtgebiet“, heißt es in dem schwarz-grünen Ratsantrag, der jetzt beschlossen wurde. „Wir wollen, dass auch wieder mehr Düsseldorfer zum Jahreswechsel in die Altstadt kommen, die in den vergangenen Jahren aufgrund von Vorfällen oder Ausschreitungen eher weggeblieben sind“, sagt Stephan Soll, Geschäftsführer der Grünen-Ratsfraktion. Im Gegenzug will die Politik auch das Böllerverbot ausweiten. Das gilt bisher bereits für die gesamte Altstadt. Ein Verbot im ganzen Stadtgebiet sei allerdings nicht geplant.
Gibt es ähnliche Pläne in anderen Städten?
Ja. In Köln wird – bisher allerdings ergebnislos – schon seit Jahren darüber diskutiert. Und im Paderborner Stadtrat wurde erst im Januar darüber beraten, wie das Libori-Volksfest künftig enden soll. Es wird – wie bisher – mit Raketen enden. Eine Drohnenshow, hatte Stadtsprecher Jens Reinhardt vor der Abstimmung erklärt, sei zu teuer.

Gibt es denn in der Region schon Erfahrungen mit solchen Drohnenshows?
Ja. Im Oberhausener Westfield Centro gibt es solche Shows zur Weihnachtszeit schon seit Jahren. „Für uns ist die Drohnenshow eine attraktive und spannende Eventvariante für unsere Besucherinnen und Besucher“, zeigt sich Andreas Ulmer, Center Manager im Westfield Centro, zufrieden.
Nicht ganz so begeistert ist man in Herne, wo es beim Weihnachtszauber 2022 mehrere Drohnen-Shows gab. Vielen Besuchern hat der „Wow-Effekt“ gefehlt, sagt Alexander Christian, Sprecher des Stadtmarketings Herne. Deshalb habe man sie für die Cranger Kirmes im Sommer seitdem noch nicht gebucht. „Aber wir beobachten die Entwicklung.“ Das macht auch Sebastian Küchenmeister, Veranstalter des Weihnachtszaubers. Vor zwei Jahren habe das Wetter den Shows mehrfach einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mal zu windig, mal zu kalt, „dafür war die Technik damals noch nicht ausgereift genug“.
Ist sie heute denn ausgereifter?
Kommt auf das Modell an, sagt Smiatek. Er sei 2023 beim legendär verregneten Wacken-Festival mehrere Shows geflogen. „Mehr Wasser geht kaum noch. Trotzdem gab es keine Probleme. „Moderne Drohenn sind hart im Nehmen.“ Und wenn Wind sie am Boden hält, „dann er meist so stark, dass auch kein Feuerwerk abgebrannt werden kann“. Selbst Kälte ist nicht mehr so schlimm wie früher. „Wenn man die Akkus vor der Show warmhält, hat man hier fast keine Einschränkungen.“ Und anders als beim Feuerwerk ist extreme Trockenheit kein Grund, die Show nicht zu starten.
Was kostet denn so eine Drohnenshow überhaupt?
„Kommt darauf an, was Sie haben wollen“, heißt es in der Branche. Und wann Sie es haben wollen. Für die Show auf der Hochzeit ist man unter Umständen schon mit 1000 Euro dabei. Bei Großveranstaltungen wird es schnell fünf-, zu besonderen Anlässen auch sechsstellig. „Silvester ist ein heiß umkämpfter Termin“, weiß Smiatek. In anderen Ländern gibt es nämlich längst viele Städte, die an solchen Abenden eine Drohnenshow buchen. Insgesamt aber, sagt die Branche aus, „liegen Großfeuerwerke und aufwändige Drohnenshows preislich dicht beieinander“.
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Sind Drohnen-Shows denn nun das Ende für Feuerwerke?
Wenn es keine schärferen gesetzlichen Regelungen gibt, sind sie das vorläufig wohl nicht. Feuerwerke würden wahrscheinlich kleiner werden, vermutet Smiatek. „Aber Drohnen-Shows werden sie niemals völlig ersetzen können.“ Die Atmosphäre sei einfach „besonders“. Er sieht aber auch keine Konkurrenz, sondern ein Nebeneinander. „Die Drohnen geben den Feuerwerkern ein neues Werkzeug an die Hand.“ Eines, mit dem sich Nachrichten übermitteln lassen. Namen, Logos, kurze Texte. Und das auf einer „Leinwand“, die ihresgleichen sucht. „Der Himmel ist“, sagt Smiatek, „ist schließlich grenzenlos.“