Essen/Dortmund/Bochum/Duisburg. Lange waren Uber und Taxibranche verfeindet. Jetzt bemüht sich das Unternehmen, Taxifahrer ins Boot zu holen. Was dahinter steckt.

Jahrelang waren sie beste Feinde. Früher hat Travis Kalanick, Ex-CEO und Gründer von Uber die Konkurrenz „ein Arschloch namens Taxi“ genannt. Vor kurzem aber verkündete das Unternehmen, „Taxifahrer in ganz Deutschland“ könnten sich über die Uber-App anmelden und so neue Zielgruppen erschließen. Aber warum sollten sie das tun?

Am Ende zahlt der Gast, was das Taxameter anzeigt

Bisher gab es die „Uber Taxi“ getaufte Möglichkeit nur in Städten, in denen Uber schon mit Mietwagenunternehmen kooperierte. Im Ruhrgebiet waren das Duisburg (2020), Essen (seit 2021), Dortmund (2024) und Bochum (2024). Genutzt wurde das Angebot laut Branchenkennern allerdings eher verhalten. Denn anders als beim klassischen Uber muss bei Uber Taxi das Taxameter weiterhin eingeschaltet werden. Zwar gibt es eine voraussichtliche Preisangabe, aber die kann ein Stau schnell zunichtemachen. „Am Ende zahlt der Fahrgast bei dieser Option, was das Taxameter angezeigt“, bestätigt Uber-Sprecher Oliver Fritz.

Buchung von Taxis über die Uber-App hat sich verzehnfacht

Seit in den ersten deutschen Städten Taxis aber auch – innerhalb eines von der Kommune festgelegten Tarifkorridors - zum Festpreis gebucht werden können, ändert sich das Bild. München war die erste Metropole, die 2023 die Festpreismöglichkeit eingeführt hat. Berlin und Frankfurt sind gefolgt, Köln und Düsseldorf starten damit im Februar 2025, viele andere Städte
denken über eine Einführung nach. „Seit der Festpreis eingeführt wurde“, sagt Fritz, „hat sich die Buchung von Taxis über die Uber-App verzehnfacht.“ Die Sorge in vielen Taxi-Zentralen und -Vereinigungen wahrscheinlich auch.

Taxis müssen jede Fahrt annehmen

Klein war sie schon vorher nicht. Weil die Bedingungen für beide Parteien nach Einschätzung in großen Teilen der Taxi-Branche ungleich sind und den Markt „verzerren“. Taxis müssen zu vorgegebenen Tarifen fahren und jede Fahrt annehmen. Bei über Uber vermittelten Fahrten dürfen die Preise flexibel nach Angebot und Nachfrage festgelegt werden. Und die Mietwagenunternehmen sind rechtlich nicht verpflichtet, jede Fahrt durchzuführen. Dafür müssen die Fahrer allerdings bei einem privaten Mietwagenunternehmen angestellt sein und zum Firmengelände zurückkehren, wenn sie gerade keinen Auftrag vermittelt bekommen haben.

Uber
Unterwegs mit Uber: In vielen Städten schon die Regel. © picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack

Die Meinungen in der Branche zur neuen Option sind offenbar geteilt. In der Hauptstadt Berlin kooperieren laut Uber bereits rund 30 Prozent aller Taxis mit der Mobilitätsplattform, deutschlandweit sollen es mehr als 5000 sein.

Verbände warnen vor Zusammenarbeit mit Uber

Verbände aber warnen weiterhin vor einer Zusammenarbeit. So sagt Patrick Meinardt, Hauptgeschäftsführer des Taxi- und Mietwagenverbandes Deutschland mit Sitz in Berlin: „Das ist ein vergiftetes Angebot durch und durch. Jeder Taxiunternehmer, der mit Uber zusammenarbeitet, holt sich den Feind ins Bett.“

Auch Dennis Klusmeier, Vorsitzender des Taxiverbands NRW, sieht die Offerte kritisch. Sie helfe nicht den Taxifahrern, sei höchstens „die Rettung für Uber“. „Das Konzept mit den Mietwagen ist schlichtweg gescheitert“, sagt er. Was ihn nicht wundert. „Fahrpreise unter dem Taxi-Tarif und dann noch die Vermittlungsgebühr für Uber, das kann für Fahrer und Unternehmer nicht funktionieren.“

„Weil sie dumm sind und nicht rechnen können“

Aber es schadet erst einmal der klassischen Taxi-Branche, hat Christian Weidmann, hauptamtlicher Vorstand der Taxi Bochum eG. festgestellt. Auch in seiner Stadt gibt es Fahrer, die nun mit der Konkurrenz zusammenarbeiten. „Das haben die klassischen Taxis schnell gemerkt. Vor allem bei Freizeitfahrten am Wochenende. Da fahren die jungen Leute alle mit Uber. Das ist einfach billiger. Deshalb brauchen wir Mindestpreise.“ Auf die Frage, warum einige Kollegen umgeschwenkt sind, sind sich Klusmeier und Weidmann einig: „Weil sie dumm sind, nicht nachdenken und offenbar nicht rechnen können.“

» Lesen Sie dazu: Dynamische Preise: Wann Uber billiger ist als ein Taxi

Uber
Ein Taxifahrer fährt in einem Taxi, das über den Mobilitätsdienstleister und Fahrtenvermittler Uber gebucht werden kann. © DPA Images | Sebastian Gollnow

Neue Kundenkreise für Taxifahrer

Uber-Sprecher Fritz sieht das erwartungsgemäß anders. „Wir sind jetzt ja seit über zehn Jahren in Deutschland aktiv. Das zeigt, dass unser Konzept funktioniert.“ Natürlich, räumt er ein, würden Kooperationen und Partnerschaften mit Taxis Uber helfen, seinen Service anzubieten und auszuweiten. „Taxis gibt es ja flächendeckend in ganz Deutschland.“

Es lohne sich aber auch für die Taxi-Fahrer und -Unternehmer. „Sie fahren ja ganz normal weiter. Die Vermittlung von Fahrten über Uber ist ein Zusatzangebot, das sie in Zeiten nutzen können, in denen die Nachfrage sonst gering ist.“

» Lesen Sie dazu: Festpreise gefordert: Werden Taxifahrten bald günstiger?

Mit der App könne man zudem neue Kundenkreise erschließen. Junge Menschen etwa oder Geschäftsreisende. „Die kennen meistens nicht die lokale Taxi-Rufnummer, sondern nutzen die Uber-App.“ Ob sie darin dann auch ein Taxi buchen oder doch einen Uber-Fahrer auswählen, ist allerdings eine andere Frage.

Uber immer günstiger als ein Taxi? Irrtum!

Ein Irrtum ist allerdings immer noch, dass Dienste wie Uber ohne Mindestpreisregelung immer billiger sind als ein Taxi.. Denn die Mietwagendienste arbeiten mit dynamischen Preisen, die sich aktuellen Situationen blitzschnell anpassen. Schlechtes Wetter, Staus im Berufsverkehr und besondere Veranstaltungen können dazu führen, dass sehr viele Menschen gleichzeitig Fahrten über die Uber App bestellen möchten. „Dann kann es auch mal vorkommen“, räumt Uber ein, „dass eine Fahrt teurer ist, als die Nutzung eines regulären Taxis.“

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