Essen. In NRW kommt es jährlich zu über 30.000 Wildunfällen, besonders viele passieren im Herbst. Der ADAC Nordrhein erklärt, wie man sich schützt.
- Wegen der Zeitumstellung nehmen Wildunfälle im Herbst zu.
- Gregor Klar, Sprecher des Landesjagdverbands NRW, erklärt, warum das so ist.
- ADAC-Sprecher Thomas Müther rät, langsam zu fahren und die Tiere nicht zu blenden.
Den Hirsch mit Lichthupe aufschrecken, ihm ausweichen, angefahrene Tiere von der Fahrbahn zerren: Um Wildunfälle ranken sich einige fehlgeleite Ratschläge. Im Ruhrgebiet nehmen die Unfallzahlen derzeit wieder zu. Verlässlich wie in jedem Jahr kommt es im Herbst zu mehr Kollisionen zwischen Tier und Auto. Was das mit der Zeitumstellung zu tun hat und was Autofahrer beachten sollten, erklären Thomas Müther, Sprecher des ADAC Nordrhein, und Gregor Klar, Sprecher des Landesjagdverbands NRW, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Im Herbst fallen Berufsverkehr und Futterzeiten zusammen
Der Deutsche Jagdverband meldete vom 1. April 2022 bis zum 31. März 2023 rund 33.000 Wildunfälle für Nordrhein-Westfalen. Laut Klar kommen diese gehäuft im Herbst und Frühjahr vor. Dann wird die Zeit umgestellt. Die Folge: Der Berufsverkehr der Menschen trifft auf die Wechselbewegungen der Tiere.
Nachdem in Deutschland am 27. Oktober die Uhren eine Stunde zurückgestellt wurden, machen sich viele Menschen im Revier auf den Weg zur Arbeit oder zurück, wenn es dämmert. Genau dann suchen Rehe und Hirsche jedoch nach Futter. Mitte oder Ende November werde die Zahl der Unfälle langsam wieder zurückgehen, sagt Klar.
Wie lässt sich ein Zusammenprall mit Wild verhindern?
Häufig sei ein Wildunfall „kaum vermeidbar“, räumt Müther ein. Wenn ein Tier etwa mit 30 bis 50 Stundenkilometern aus dem Wald auf die Fahrbahn rennt, hätten Autofahrerinnen und -fahrer zu wenig Zeit, um zu reagieren. Daher empfiehlt der ADAC-Sprecher, im Wildwechselgebiet grundsätzlich langsamer zu fahren: „Schon Tempo 80 statt 100 verkürzt den Bremsweg um circa 24 Meter und kann so dazu beitragen, einen Aufprall mit einem Wildtier zu vermeiden“.
Entdecken Pendler ein Tier am Wegesrand, sollten sie sogar auf Schrittgeschwindigkeit reduzieren. Denn dass dieses dort stehen bleibt und wartet, bis das Auto vorüber gefahren ist, sei häufig ein Irrtum.
Wildwechsel: Was ist dran an Lichthupe und Ausweichmanövern?
Vom Aufblenden mit dem Fernlicht oder dem Ausweichen rät Müther ab. Stattdessen sollten Betroffene hupen, zu grelles Licht mache Tiere häufig orientierungslos. Anstatt auszuweichen empfiehlt der ADAC, das Lenkrad gut festzuhalten und mit voller Kraft auf Bremse und Kupplung zu treten. Müther weiß: „Quert ein Tier die Fahrbahn, folgt oft noch weiteres Wild, denn Reh & Co. sind selten Einzelgänger.“ Es empfehle sich, die Schrittgeschwindigkeit beizubehalten.
Wie verhält man sich nach einem Wildunfall?
Ähnlich wie bei jedem anderen Unfall müssen Autofahrer laut Müther zunächst die Warnblinkanlage einschalten und eine Warnweste anziehen. Sobald die Unfallstelle gesichert ist, rufen sie die Polizei. Die kontaktiert zusätzlich den Jagdpächter, der sich um das verletzte oder tote Tier kümmert.
Wenn Polizei und Jagdpächter angekommen sind, sollten sich Betroffene eine Wildunfallbescheinigung für die Versicherung ausstellen lassen. Sind beim Unfall auch Menschen verletzt worden, müsse zusätzlich zur Polizei die 112 gerufen und Erste Hilfe geleistet werden.
Sollten Autofahrer das verletzte oder tote Tier von der Straße wegtragen?
Nach einem Wildunfall stellt sich für viele die Frage, ob sie das Tier von der Straße holen, damit sich keine weiteren Autofahrer verletzen. Müther rät davon ab: „Das Tier sollten Autofahrer am besten gar nicht anfassen.“ Ein verletztes Tier solle man demnach ohnehin nicht anfassen. Wenn jemand unbedingt anpacken und das tote Tier von der Straße tragen wolle, dann mit Handschuhen – „wegen der Infektionsgefahr“.
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