Nordrhein-Westfalen. Kein Wolf, kein Fuchs, aber aufsehenerregend: Der Goldschakal breitet sich in Europa aus. Auch in NRW ist das Raubtier schon gesichtet worden.

  • Der Goldschakal stammt aus Südasien und Südosteuropa, rückt aber immer weiter in Norden und Westen vor.
  • Wegen seines Aussehens wird das Raubtier oft mit dem Fuchs oder Wolf verwechselt.
  • Goldschakale sind sehr scheue Tiere und begegnen selten Menschen.

Wer nicht von ihm weiß, könnte ihn für einen Wolf halten oder für einen Fuchs. Mit seinem goldgelben-grauen Fell, das rötlich schimmert, ist der Goldschakal schnell zu verwechseln. Gerade, weil er in Deutschland nicht allzu verbreitet ist. Nun aber ist das Raubtier auf dem Vormarsch, breitet sich immer weiter aus – auch hierzulande. Wo der Goldschakal bereits gesichtet worden ist und was man sonst noch über ihn wissen muss.

Goldschakal: Wie sieht er aus?

Der Goldschakal zählt biologisch zur Familie der Hundeartigen. Seinen Namen hat das Raubtier durch die goldgelbe Fellfarbe an Beinen und Nacken und Kopf. Mit einem Körpergewicht zwischen sieben und 15 Kilogramm und einer Schulterhöhe von 44 bis 50 Zentimetern ist der Goldschakal etwas größer als der gemeine Fuchs, aber noch deutlich kleiner als der Wolf. Der Kopf des Schakals ist allerdings schmaler und länger als der eines Wolfes, der Schwanz kürzer und buschiger.

Golden Jackal / Goldschakal
Der Goldschakal ist selten in Rudeln, oftmals in Paaren oder kleineren Gruppen unterwegs. © picture alliance / imageBROKER | Layer, W.

Woher kommt der Goldschakal?

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Goldschakals liegt im Süden Asiens und Südosteuropa. Sein Verbreitungsgebiet hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch ausgeweitet.

Wo lebt der Goldschakal?

Mittlerweile sind Goldschakale auch in weiteren Teilen Europas zu finden. Man kann sie in verschiedenen Habitaten antreffen, darunter Savannen, Buschland, Wälder und sogar in der Nähe menschlicher Siedlungen, solange Nahrung und Unterschlupf verfügbar sind. Der Goldschakal ist ein sehr anpassungsfähiges Tier und kann sich an unterschiedlichste Umweltbedingungen anpassen, was ein Grund dafür sein könnte, warum er sein Verbreitungsgebiet in den vergangenen Jahrzehnten ausweiten konnte.

Nach Forschungserkenntnissen haben der Klimawandel, wärmere Winterbedingungen und die Umgestaltung landwirtschaftlich genutzter Flächen dem Goldschakal die Ansiedlung in Mitteleuropa vereinfacht.

Goldschakal: Hat er sich in Deutschland verbreitet?

Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wurde der Goldschakal in Deutschland 1977 zum ersten Mal in Brandenburg gesichtet und nachgewiesen. 25 Nachweise des Raubtiers gab es insgesamt bis 2020 aus fast allen Bundesländern, Tendenz steigend. Es ist davon auszugehen, dass es sich um Goldschakale handelt, die zuvor in Südosteuropa lebten und sich durch die wärmeren Sommer nun auch in Deutschland wohlfühlen. Wie viele Goldschakale aktuell in Deutschland leben, lässt sich nach übereinstimmender Experteneinschätzung nicht gesichert sagen.

Animal India -  Golden Jackal Portrait - Canis Aureus
Der Goldschakal breitet sich durch den Klimawandel von Südosteuropa immer weiter aus. Auch in Deutschland gibt es offenbar immer mehr der Raubtiere. © NurPhoto via Getty Images | NurPhoto

In Niedersachsen konnte etwa im Juni 2020 ein weiblicher Goldschakal dokumentiert werden, in Bayern 2021 sogar die Fortpflanzung zweier Goldschakale samt Welpengeburt. Und auch im niedersächsischen Uelzen kamen 2022 drei Schakal-Welpen zur Welt, in Baden-Württemberg gilt das Tier als fest angesiedelt. „Deutschland hat eine neue Tierart“, sagt Jörg Tillmann von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Wie viele Goldschakale aktuell in Deutschland leben, lässt sich nach übereinstimmender Experteneinschätzung nicht gesichert sagen. Tillmann schätzt, dass derzeit zwischen 70.000 und 117.000 Goldschakale in 19 Ländern Europas leben. „Es werden immer mehr – allein durch das Reproduktionsgeschehen.“

Lebt der Goldschakal auch in NRW?

Ja, der Goldschakal lebt auch in Nordrhein-Westfalen. Zwar liegt die letzte nachgewiesene Sichtung eines Goldschakals in NRW etwas zurück, es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Raubtiere auch hier ansässig sind. Zuletzt hat eine Wildkamera in Hamm am 15. November 2022 einen Goldschakal erfasst. Das Tier bewegte sich nach Angaben des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV NRW) in den frühen Abendstunden im Landschaftsschutzgebiet Kerstheide. „Das Geschlecht, die Herkunft und der weitere Verbleib sind nicht bekannt“, hieß es seinerzeit vom LANUV.

Eine Wildkamera zeichnete am 15. November 2022 im Umfeld des Landschaftsschutzgebietes Kerstheide bei Hamm einen Goldschakal auf.
Eine Wildkamera zeichnete am 15. November 2022 im Umfeld des Landschaftsschutzgebietes Kerstheide bei Hamm einen Goldschakal auf. © Thorsten Voßhage | LANUV NRW

Bereits rund zwei Jahre zuvor war ein Goldschakal in NRW nachgewiesen worden. Wie das LANUV berichtet, handelte es sich um ein Männchen. Anhand von gerissenen Wild- und Nutztieren konnte der Rüde erst in Mülheim an der Ruhr, später in Kranenburg (Kreis Kleve) nachgewiesen werden. Irgendwann gelangte das Tier in die Niederlande, dort aber verliert sich seine Spur. Seitdem gibt es keine offiziell dokumentierten Sichtungen des Goldschakals in NRW.

Was frisst der Goldschakal?

Damit der Goldschakal sich an einem Ort niederlässt, wenn auch nur zeitweise, braucht es vor allem Nahrung. Der Schakal ernährt sich überwiegend von kleineren, maximal mittelgroßen Säugetieren (wie Hasen und Rehkitzen), Amphibien, Insekten, Fischen, Obst, Pflanzenknollen, Mais und auch mal Abfall und Aas. Die Nahrungssuche findet in der Regel alleine oder in kleinen Gruppen statt. Meist gehen Goldschakale nachts oder in der Dämmerung auf Nahrungssuche.

Lebt der Goldschakal als Einzelgänger?

Goldschakale sind weniger bekannt für das Bilden großer Rudel. Sie tendieren dazu, in monogamen Paaren oder kleinen Familiengruppen zu leben. Diese Paare bleiben oft über mehrere Jahre oder lebenslang zusammen und bewohnen und verteidigen ihr Territorium gemeinsam gegen Eindringlinge. Außerhalb der Fortpflanzungszeit können Goldschakale auch gelegentlich in lockeren Gruppierungen von nicht verwandten Individuen zusammenkommen, besonders an Orten mit reichhaltigen Futterquellen.

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Ursprünglich stammt der Goldschakal aus Südasien und Südosteuropa. Durch seine Anpassungsfähigkeit findet sich das Tier aber vielerorts zurecht. © NurPhoto via Getty Images | NurPhoto

Ist der Goldschakal gefährlich?

Goldschakale sind scheue und zurückhaltende Tiere und stellen in der Regel keine direkte Gefahr für den Menschen dar. Obwohl sie Raubtiere sind, neigen Goldschakale dazu, Menschen zu meiden und bevorzugen es, sich von bewohnten Gebieten fernzuhalten, wenn sie nicht durch Nahrungsquellen angelockt werden. Konflikte zwischen Menschen und Goldschakalen sind selten. Dennoch ist Vorsicht geboten, um den Tieren keinen Grund zur Verteidigung oder Aggression zu geben. Neben direkten Interaktionen können Goldschakale auch indirekte Auswirkungen auf den Menschen haben, beispielsweise durch die Übertragung von Krankheiten wie Tollwut oder die Schädigung von Nutztieren.

Was mache ich, wenn ich einen Goldschakal sehe?

Grundsätzlich gilt wie bei jeder Begegnung mit einem Wildtier: Ruhe bewahren und Abstand halten. Idealerweise sollte man den Goldschakal aus der Ferne beobachten, gegebenenfalls Haustiere anleinen. Wer einen Goldschakal sichtet, kann das beim örtlichen NABU-Verband oder dem LANUV melden. Das Landesumweltamt ist unter der Woche telefonisch unter 02361 3050 (Hotline) oder 0201 714488 (Nachrichtenbereitschaftszentrale) sowie per Mail an wolf_nrw@lanuv.nrw.de erreichbar. Das NABU-Naturtelefon ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter 030 284 9846000 erreichbar.