NRW. In NRW häufen sich Sichtungen von Kampfjets, vor allem über dem Kreis Düren. Warum das so ist, erfahren Sie hier.
In den vergangenen Wochen sorgten Kampfjets über NRW für Aufsehen, besonders im Kreis Düren. Bis in die späten Abendstunden waren die Maschinen am Himmel zu sehen und zu hören – was so manchem Frühschläfer den Schlaf geraubt haben dürfte
Doch warum häufen sich diese Flüge gerade jetzt? Wir haben die wichtigsten Informationen zu den Kampfjets über NRW zusammengetragen.
Welche Kampfjets sind in NRW im Einsatz?
Über dem Kreis Düren sind derzeit besonders häufig Kampfjets zu sehen, vor allem Eurofighter. Die deutsche Bundeswehr besitzt insgesamt 138 dieser Jets, die sie auf ihrer Website als das „Rückgrat der deutschen Kampfflugzeugflotte“ bezeichnet. Der Eurofighter dient dem Schutz der Flotte und ist eines der wenigen Flugzeuge weltweit, das über längere Zeit im Überschall fliegen kann. Dabei erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,35. Mithilfe des sogenannten Nachbrenners erreicht er eine beeindruckende Schubkraft von 90.000 Newton pro Triebwerk, und da er zwei davon besitzt, sind schnelle Manöver möglich – so schnell, dass man in etwa zwei Stunden von NRW bis an die Ostsee und wieder zurückfliegen könnte.
Neben dem Eurofighter spielt auch der Tornado eine zentrale Rolle in der Flotte der Bundeswehr. Mit einer Länge von 17,23 Metern und einem Leergewicht von 14 Tonnen ist der Tornado etwa eineinhalb Meter länger und drei Tonnen schwerer als der Eurofighter. Die Bundeswehr verfügt insgesamt über 93 Tornado-Kampfjets, die regelmäßig für Übungen im deutschen Luftraum eingesetzt werden.
Kampfjets in NRW: Wo sind sie stationiert?
Die häufigen Sichtungen von Kampfjets über Düren sind kein Zufall: Laut Angaben der Bundeswehr sind derzeit 30 der insgesamt 138 Eurofighter im Luftwaffengeschwader „Boelcke“ in Nörvenich, im Kreis Düren, stationiert. Dieses Geschwader ist einer von vier Standorten der deutschen Luftwaffe, an denen Eurofighter beheimatet sind. Die anderen Standorte befinden sich im mecklenburg-vorpommerschen Laage, im bayerischen Neuburg an der Donau und im niedersächsischen Wittmund.
Obwohl in Nordrhein-Westfalen keine Tornado-Kampfjets stationiert sind, gibt es eine Ausnahme. Da am Luftwaffengeschwader 33 in Büchel, Rheinland-Pfalz, aktuell Bauarbeiten stattfinden, sind bis zu 25 der insgesamt 45 Tornado-Kampfflugzeuge dieses Standorts ebenfalls in Nörvenich stationiert, was zur erhöhten Luftaktivität in der Region beiträgt. Vor Juni 2022 starteten wochentags noch rund 14 Kampfjets von Nörvenich, jetzt sind es hingegen doppelt so viele. Darüber hinaus sind 37 weitere Tornados im schleswig-holsteinischen Jagel beheimatet.
Luftwaffengeschwader „Boelcke“ in Nörvenich: Wofür werden Kampfjets genutzt?
Als eines der vier Eurofighter-Luftwaffengeschwader spielt das Geschwader „Boelcke“ in Nörvenich eine entscheidende Rolle in der Landesverteidigung, wie die Bundeswehr berichtet. Die dort stationierten Kampfjets stärken die „Luftkampffähigkeit“ der deutschen Streitkräfte. Zudem werden in Nörvenich Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffe ausgebildet. So wie die Kräfte am Boden oder auf See müssen auch die Luftwaffen-Anwärter regelmäßig trainieren, was dazu führt, dass die Kampfjets häufig in die Luft gehen.
Von diesem Training profitiert nicht nur die Bundeswehr, sondern auch die NATO-Luftverteidigung, auch North Atlantic Treaty Organisation genannt. Wenn die beiden Geschwader in Wittmund oder Neuburg, die normalerweise als Alarmrotten eingesetzt werden, nicht zur Verfügung stehen, übernimmt das Geschwader in Nörvenich den Schutz des deutschen Luftraums.
Warum fliegen Eurofighter in der Nacht über NRW?
Das Fliegen von Kampfjets bei Nacht über NRW hat einen guten Grund: Vom 16. September bis zum 29. September führte das Luftwaffengeschwader „Boelcke“ Nachtflüge durch. Durch den Lärm der Kampfflugzeuge kann es sein, dass der ein oder andere Bewohner in und um Nörvenich auch mal geweckt wurde. Von Montag bis Donnerstag trainierte das Personal in den Abendstunden zwischen 19 und 22 Uhr das Fliegen bei Dunkelheit. An Freitagen und am Wochenende fanden diese Nachtflüge nicht statt, wie der Pressesprecher des Geschwaders bestätigte.
Wo fliegen Kampfjets in NRW entlang?
Ein Sprecher der Luftwaffe hat erklärt, dass militärische Flugbewegungen in bestimmten Regionen nicht statistisch erfasst werden. Daher ist es nicht möglich, Aussagen über die Routen der Kampfjets über NRW zu treffen. Die Luftwaffe versucht jedoch, die Flugbewegungen gleichmäßig über das gesamte Bundesgebiet zu verteilen. Klar ist, dass wochentags regulär bis zu 14 Kampfjets des Geschwaders Nörvenich starten und landen, durch die Stationierung der Tornados verdoppelt sich diese Zahl derzeit.
Zudem fliegen auch Kampfjets am Himmel Nordrhein-Westfalens, die beispielsweise vom NATO-Flugplatz in Geilenkirchen starten oder deren Routen sie über andere deutsche Luftwaffengeschwader oder amerikanische Luftwaffenstützpunkte führen.
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Wann starten Eurofighter am Geschwader Nörvenich?
Die deutsche Luftwaffe hat sich, laut Angaben der Bundeswehr, „freiwillige Selbstbeschränkungen“ auferlegt, um die Lärmbelästigung für die Anwohner zu reduzieren. Dazu zählt, dass Trainingsflüge möglichst außerhalb der Mittags- und Nachtruhezeiten stattfinden. Zwischen 0 und 7 Uhr sowie an Wochenenden, Feiertagen und in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr wird grundsätzlich nicht trainiert.
Wenn am Luftwaffengeschwader „Boelcke“ keine Nachtflüge geplant sind, heben die Kampfjets in Nörvenich montags bis donnerstags regulär zweimal am Tag ab – einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag. Die Abflüge erfolgen in der Regel ab etwa 9:30 Uhr und später erneut zwischen 14:00 und 14:30 Uhr. In diesen Trainingseinheiten sind jeweils bis zu sieben Eurofighter im Einsatz, während aktuell auch rund sieben Tornados hinzukommen. Freitags entfällt die Nachmittagsübung, und an Tagen mit Nachtflügen findet oft kein Vormittagstraining statt.
Luftverkehr rund um Nörvenich: Hier finden Sie weitere Informationen
Weitere Informationen zu den bevorstehenden Nachtflügen und anderen relevanten Themen finden Sie auf der Website der Bundeswehr. Aktuell sind noch keine neuen Termine bekannt. Dort erhalten Sie nicht nur Details zu den Nachtflügen, sondern auch zu geplanten Vermessungsflügen und weiteren Einsätzen. Das Geschwader bietet zudem Einblicke in die Gründe für die Einsätze, sei es im Rahmen von Ausbildungsflügen oder zur Vorbereitung auf eine Flugshow. Das macht die Kampfjet-Flüge zwar nicht weniger laut, aber möglicherweise dennoch ein bisschen erträglicher.