Essen. Lern-Apps, KI und digitale Helfer im Klassenzimmer: Der Schulstart in NRW wird digital. Was sich vom Unterricht bis zur Nachhilfe ändert.

Grüne Tafel und weiße Kreide, Füller und Schreibheft? So wie sich viele Eltern an ihre eigene Schulzeit erinnern, sieht es in den Klassenzimmern längst nicht mehr aus. Auch im neuen Schuljahr sind digitale Hilfen nicht mehr aus dem Schulalltag wegzudenken. Ganz im Gegenteil: Neben altbewährten Lern-Apps gibt es viele neue KI-Anwendungen und digitale Helfer in den Klassenzimmern an Rhein und Ruhr. Sogar die Nachhilfe wird immer digitaler.

Zusammen mit der Landesanstalt für Medien in NRW haben wir einen Überblick aller wichtigen Anwendungen für die Schule erstellt, die Eltern kennen sollten – von Plattformen für Lernmanagement und Organisation über Apps für interaktiven Unterricht bis hin zu hilfreichen Lernanwendungen.

Digitale Helfer im Klassenzimmer

Viele Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte arbeiten zunehmend mit digitalen Pinnwänden, um den Unterrichtsalltag zu strukturieren. Hierzu zählen zum Beispiel die Anwendungen Miro und Mural. Hierbei handelt es sich um virtuelle Tafeln, an denen Lehrkräfte direkt mit ihrer Klasse zusammenarbeiten können.

Mit dem Aufgabenverwaltungsprogramm Trello können Lehrerinnnen und Lehrer Aufgaben an ihre Schüler verteilen und einsehen, auf welchem Bearbeitungsstand sich diese gerade befinden. Eine Unterstützung beim Lernen können Online-Karteikarten wie Quizlet oder die App Studymaster sein.

Online-Pinnwände wie TaskCards bieten die Möglichkeit, strukturiert und kreativ in Gruppen zusammenzuarbeiten. Ideensammlungen lassen sich mit der digitalen Anwendung Mindmeister erstellen. Mit Google Docs oder Etherpad können Schülerinnen und Schüler zudem gemeinsam an Texten schreiben.

Im Zeitalter der sozialen Medien ist Mobbing im Netz oder in Chatgruppen häufig nicht weit. Über die Klicksafe-Cybermobbing Erste-Hilfe App erhalten betroffene Jugendliche konkrete Verhaltenstipps, rechtliche Hintergrundinformationen und Links zu anonymen Beratungsstellen. Zudem finden sie dort Anleitungen, wie sie gegen Hass und Hetze auf den unterschiedlichen Social-Media-Plattformen vorgehen können.

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Lern-Apps für die Grundschule

Ob Deutsch, Mathe, Sachunterricht, Deutsch als Fremdsprache oder Musik: Die kostenlose Lern-App Anton bietet 50.000 Aufgaben, 200 Übungstypen, Lernspiele und interaktive Erklärungen für die Schulfächer an. Die Auswahl der Themen beruht dabei auf dem Lehrplan für die Klassen eins bis acht. Lehrkräfte haben darüber hinaus die Möglichkeit, Aufgaben virtuell zuzuweisen und den Lernfortschritt der Kinder zu verfolgen.

Lesen stellt für viele Schülerinnen und Schüler in NRW eine große Herausforderung dar. Die Lernplattform Antolin hat es sich daher zum Ziel gemacht, den Spaß am Lesen zu fördern. Dafür bietet sie zu mehr als 119.000 Kinder- und Jugendbüchern Quizfragen, die Kinder und Jugendliche nach der Lektüre eines Buches beantworten können.

Lern-Apps für die weiterführende Schule

Duolingo ist eine Sprachlern-App, die laut Medienanstalt NRW „spielerische Übungen“ für das Erlernen neuer Sprachen bietet. Schülerinnen und Schüler können auswählen, wie viele Minuten sie täglich zusätzlich mit der App üben wollen (maximal 20 pro Tag). Die Grundfunktionen von Duolingo sind kostenlos, wenn man dafür Werbeanzeigen im Kauf nimmt.

Deepl ist ein Übersetzungsdienst, der in den Schulen in NRW häufig zur Textübersetzung genutzt wird. Dabei stehen 31 verschiedene Sprachen zur Verfügung.

Mit Hilfe von GeoGebra kann der Matheunterricht interaktiver und abwechslungsreicher gestaltet werden. Die kostenlose App ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, Modelle und Diagramme zu erstellen und so zum Beispiel Funktionsgraphen und Gleichungen zu zeichnen.

Mentimeter ist eine interaktive App für Präsentationen. Ob Schüler oder Lehrkräfte: Wer einen Vortrag hält, kann in Echtzeit Feedback der Zuhörenden sammeln oder Umfragen und Quizspiele durchführen. Die Ergebnisse sind dann sofort für alle sichtbar.

KI-Apps, die im kommenden Schuljahr wichtig werden

Neben ChatGPT, einem Chatbot, der auf künstlicher Intelligenz basiert, gibt es auch die SchulKI. Sie wurde von Lehrkräften selbst gegründet und ermöglicht den Schülerinnen und Schülern unter anderem einen sicheren Dialog mit der KI-Technologie und unterstützt Lehrkräfte bei der Aufgabenkontrolle.

Schülerinnen und Schüler dürften sich zudem über die App PhotoMath freuen. Hier können sie ihre Matheaufgaben abfotografieren, die App löst sie dann automatisch.

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Und dann gibt es da noch die Talkie AI und die Character AI: „Eine große Vielfalt der verfügbaren Apps dieser Art nutzen KI-Chatbots und sie scheinen immer beliebter zu werden. Benutzer können auf diese Weise mit virtuellen Charakteren interagieren und natürlich wirkende Gespräche führen“, beschreibt die Landesanstalt für Medien die Anwendungen.

So digital wird die Nachhilfe

„Die Zukunft der Nachhhilfe ist für uns hybrid“, sagt Thomas Momotow, Sprecher des Nachhilfeinstituts Studienkreis. Die ersten hybriden Gruppennachhilfestunden hat der Studienkreis Ende letzten Jahres zusammengestellt. So könnten Schülerinnen und Schüler sowohl an den Standorten als auch von zu Hause am Nachhilfeunterricht teilnehmen und flexibel wechseln. Studienkreis hat seinen Sitz in Bochum, gehört aber laut eigener Aussage zu den größten Nachhilfeinstituten Europas. Allein in NRW gibt es 250 Standorte.

„Digitales Lernen sollte immer in ein Lernkonzept eingebunden sein“, sagt Momotow. So starten die Kinder und Jugendlichen beispielsweise mit einem digitalen Lerncheck. „Der gibt ihnen und ihren Nachhilfelehrerinnen und Nachhilfelehrern Anhaltspunkte, wo die Defizite am größten sind und wo sie ansetzen können, um die Lernlücken zu schließen.“

Wenn die Kinder und Jugendlichen mit ihren Hausaufgaben mal nicht weiterkommen, erhalten sie zudem digitale Unterstützung, etwa über einen spontanen Live-Chat mit einer Lehrkraft. „Dazu kommen zahlreiche Online-Kurse, die Lernstrategien vermitteln, und eine eigene Nachhilfe-App, mit deren Hilfe etwa Eltern die Lernfortschritte ihrer Kinder nachverfolgen können“, sagt Momotow.

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