Wuppertal. Zur Buga 2031 soll eine Brücke das Tal überspannen. Die Stadt hat einen rechtlich wichtigen Schritt getan. Vieles steht in den Sternen.

Sie wäre deutschlandweit einmalig: Eine Hängebrücke, die Wuppertal überspannt, zwischen zwei bewaldeten Höhen. Zur Bundesgartenschau (Buga) 2031 soll die „700 Meter plus“-lange Fußgängerbrücke das Wupper-Tal an der schmalsten Stelle in der Stadt überspannen - über Eisenbahnstrecke, Schwebebahn, Wupper, Straßen und jede Menge Gebäude. Jüngst hat der Rat einen wichtigen rechtlichen Schritt dazu beschlossen, der nun im Amtsblatt der Stadt offiziell verkündet worden ist: ein Vorkaufsrecht für Grundstücke unterhalb der Brücke.

„Wir brauchen diese Grundstücke eigentlich nicht“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Das Vorkaufsrecht der Stadt sei nur für den Fall nötig, sollte eines der Grundstücke, das die Hängebrücke überspannen würde, zum Verkauf stehen, während die Brücke geplant würde, erklärt sie.

Buga 2031 in Wuppertal: Diese Hängebrücke wäre bundesweit einmalig

Ob die Hängebrücke in Wuppertal überhaupt eine Chance hat, gebaut zu werden, ist völlig offen. „Die Stadt Wuppertal betritt Neuland, baurechtlich und stadtplanerisch“, sagt Eckermann. Fußgänger-Hängebrücken sind weltweit ein Trend. Im Sauerland hat Willingen mit dem im Juli 2023 eröffneten „Skywalk“ - 665 Meter lang und 100 Meter über Grund verlaufend - einen Touristenmagneten geschaffen. Doch bisherige Brücken führen in der Regel über freie Fläche oder Grün - der Wuppertaler ‚Skywalk‘ würde über bebautes Gelände führen.

Rechtlich geht es um eine „Bauleitplanung in der dritten Dimension“, sagt Eckermann - also über Köpfe und Dächer vieler privater Grundstückseigentümer hinweg, deren Veto das deutsche Planungsrecht viel Platz einräumt. Die Stadt Wuppertal hat sich in der jüngeren Vergangenheit bereits eine ‚blutige Nase‘ geholt: Die Pläne, eine Seilbahn vom Hauptbahnhof den Berg hinauf zur Universität und weiter in den dahinter liegenden Wohnstadtteil zu bauen, damit sich die Linienbusse nicht mehr hinauf quälen müssen, scheiterten krachend. Auch, weil Anwohner es im Mai 2019 ablehnten, dass da Gondeln über ihre Dächer und Balkone schweben sollten.

Hängebrücke in Wuppertal: „Skywalk“ Willingen ist ein Vorbild

Schon der Plan der Hängebrücke, die zwei der geplanten vier Buga-Bereiche verbinden soll, klingt spektakulär. Dass sie ein Touristenmagnet würde, der über die Schwebebahn hinaus Menschen nach Wuppertal zieht, darf man wohl annehmen. Sie soll die beiden über dem Tal gegenüberliegenden bewaldeten Naherholungsgebiete Kaiserhöhe und Königshöhe des Stadtteils Elberfeld-West verbinden. Anders als beim Skywalk in Willingen oder bei der Geierlay-Brücke im Hunsrück sollen Pylone die Brücke zusätzlich sichern.

Daneben möchten die Buga-Macher eine Seilbahn bauen lassen, die über den Wuppertaler Zoo führt und vom Tal aus den Zoo auch an dessen höherem Ende an den Rad- und Wanderweg „Sambatrasse“ anbindet - und Anschluss zur Hängebrücke bietet. Bauen soll die Seilbahn ein privater Investor. Lesen Sie auch: Mehr als Schwebebahn: Darum ist Wuppertal eine Reise wert

„Wir planen die Bundesgartenschau auch für den Fall, dass die Brücke nicht kommt“, versichert Stadtsprecherin Eckermann. In mehreren Gutachten hat sich die Stadt die technische und rechtliche Machbarkeit der Brücke zusichern lassen. Finanziell plane man für die Buga 2031 mit insgesamt 70 Millionen Euro an Eigenmitteln, die die Stadt tragen müsse. Öffentliche Fördergelder von Bund und Land NRW kämen noch hinzu. Für die Brücke werden laut Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2021 etwa 15,4 Millionen Euro veranschlagt.

Stadt Wuppertal: Ein neues Highlight über der Schwebebahn?

Wie die Stimmung in der Bevölkerung ist, wird sich noch zeigen. 2025 will man Bürgeranhörungen starten, so wie es das von der Stadt gewählte Planfeststellungsverfahren für die Hängebrücke vorschreibe, sagt Sprecherin Eckermann. „Zwei bis drei Jahre“ dauere solch ein Verfahren, bis Gewissheit herrsche, ob Wuppertal sich ein neues architektonisches Highlight schaffen könnte.

Ruft man sich die Vorbehalte gegen die Seilbahn-Pläne für die Uni-Anbindung in Erinnerung, dann könnte das die Euphorie mancher in der Stadt bremsen, die die Hängebrücke voranbringen wollen. Schon gegen die Bundesgartenschau selbst gab es im Mai 2022 einen Bürgerentscheid, den die Buga-Gegner nur knapp verloren hatten. Hätten sich Bedenken gegen ein ungewöhnliches Bau- oder Verkehrsprojekt bereits vor 125 Jahren in Wuppertal durchgesetzt, wäre das heutige Wahrzeichen der Stadt wohl nie Wirklichkeit geworden: die Schwebebahn.

(dae)