Oberhausen. Beim Heizen ohne Öl und Gas gilt neben der Fernwärme die Wärmepumpe als Mittel der Wahl. Stiebel Eltron informierte über Technik und Preise.

Kommt unser Haus für eine Wärmepumpen-Heizung in Frage? Was kostet sie? Wie hoch fällt die staatliche Förderung aus? Und wie schnell können die Firmen liefern? Diese und viele weitere Fragen konnten Interessierte am Samstag am Max-Planck-Ring in Alt-Oberhausen bei der Firma Stiebel Eltron stellen. Der Hersteller aus Niedersachsen gilt als Pionier auf diesem Gebiet - und betreibt seit einigen Jahren die Niederlassung für ganz NRW in Oberhausen. Entsprechend groß war der Andrang.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann können Sie hier unseren abendlichen und kostenlosen Newsletter abonnieren! +++

Bereits seit 1976 bietet Stiebel Eltron Wärmepumpen an. Bis zum Ukrainekrieg spielte die neue Heiztechnik aber nur eine Nebenrolle. Öl, Gas und Fernwärme waren gefragt. Das neue Heizungsgesetz (Gebäudeenergiegesetz GEG) aber regelt, dass alte Öl- und Gasheizungen möglichst schnell abgelöst werden sollen, um das Klima zu schützen. Die Wärmepumpe gilt dabei neben der Nah- und Fernwärme als Mittel der Wahl.

Zwölfköpfiges Team im Einsatz

Allein Berater Rainer Paul führte am Samstag rund 30 Gespräche mit Interessenten. Insgesamt war an diesem Tag sogar ein zwölfköpfiges Beraterteam im Einsatz. Bettina und Frank Friese (beide 56) aus Osterfeld-Heide waren extra mit Fahrrädern gekommen. Sie haben erst in diesem Jahr eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ihres Zweifamilienhauses von 1967 installiert. Kosten: rund 15.000 Euro.

Über Wärmepumpen hatten sie sich bereits im Vorfeld informiert. Denn Frank Friese plant, darüber neben dem Heizungswasser künftig auch das Duschwasser in seinem Haus zu erwärmen. „Irgendwann wird unsere über 30 Jahre alte Gasheizung ja den Geist aufgeben“, befürchtet seine Frau.

Zur Zeit werden bis zu 35 Prozent der Gesamtkosten vom Staat übernommen

Soll dafür aber die Wärmepumpe genutzt werden, benötigt die Familie einen zusätzlichen Puffer(wasser)speicher. Die Lieferzeiten für diese Speicher liegen nach Angaben von Stiebel Eltron zurzeit bei rund neun Monaten. Die reine Wärmepumpe dagegen ist schneller verfügbar. Wann die Handwerksfirmen als Vertragspartner von Stiebel Eltron dann genau Zeit für den Umbau hätten, konnten die Berater allerdings nicht sagen.

Immerhin wissen Bettina und Frank Friese jetzt, dass sie eine Wärmepumpe für ihr Haus 21.000 bis 25.000 Euro ohne Mehrwertsteuer und Montage kosten wird. Nach heutigem Stand werden die Gesamtkosten bis zu 40 Prozent vom Staat übernommen; im nächsten Jahr sollen es in der Regel sogar bis zu 50 Prozent werden (Niedrigverdiener: bis zu 70 Prozent). Beantragt wird diese Förderung für den Heizungstausch meist von der beauftragten Handwerksfirma oder einem Energieberater.

Kombination aus Photovoltaik und Wärmepumpe

Für Ulrich Grziwotz aus Königshardt (61) war Stiebel Eltron am Samstag die erste Anlaufstelle. Auch er will auf Photovoltaik und Wärmepumpe umrüsten, obwohl er erst vor fünf Jahren für eine neue Ölheizung noch tief in die Tasche gegriffen hat. Sein Zweifamilienhaus aus den 1950er Jahren wurde in den 80er Jahren umfangreich saniert. Vor zehn Jahren investierte Grziwotz außerdem in neue Fenster.

„Wir haben vor 25 Jahren 4500 Liter Heizöl verbraucht, heute sind es gerade einmal noch 1500 Liter“, erzählt er. Allerdings betreibe er zwei Kaminöfen mit Holzscheiten. Von Rainer Paul erfährt er, dass sein Stromverbrauch nach einer Umrüstung von heute 8000 Kilowattstunden im Jahr zwar auf etwa 18.000 Kilowattstunden ansteigen dürfte. Aber dafür könnte der benötigte Strom zu etwa 85 Prozent aus der Sonnenenergie abgedeckt werden.

Die Geldausgabe rentiert sich erst nach vielen Jahren

Für Photovoltaik und Wärmepumpe wird der Oberhausener nach Rechnung der Fachberater etwa 55.000 bis 80.000 Euro investieren müssen (ohne Fördergelder). Dafür spart er die 1500 Liter Heizöl im Jahr ein - und angeblich auch einen guten Teil seiner heutigen Stromkosten. „Ich möchte vom Stromkauf wegkommen“, betont er. Auch wenn erst seine Erben durch diese Umrüstung unterm Strich wirklich Geld einsparen werden.

Wie eine Wärmepumpe funktioniert und wovon ihr Einsatz abhängig ist

Eine Wärmepumpe erzeugt warmes Wasser zum Heizen oder Duschen mit relativ wenig Strom, so dass dazu nicht mehr Kohle, Erdöl oder Erdgas verbrannt werden müssen. Die meisten Wärmepumpen ziehen die Wärme aus der Außenluft. Alternativen sind Erdwärme oder Brunnenwasser.

Bei der Luft-Wasser-Wärmepumpe wird die Außenluft angesogen und in einem geschlossenen Kreislauf mit einer Chemikalie (Kältemittel) in Verbindung gebracht. Die Luft verdampft. Strom wird nur benötigt, um diesen Dampf mit einer Maschine (Kompressor) zu verdichten. Dabei entsteht - ähnlich wie bei einer Fahrradluftpumpe - Wärme. Gute Wärmepumpen schaffen es, aus einer Kilowattstunde Strom drei bis fünf Kilowattstunden Wärme herauszuholen.

Wie stark die Wärmepumpe sein muss, hängt davon ab, ob sie auch Brauchwasser erwärmen soll, wie groß und gut gedämmt das Gebäude ist, wie groß die Flächen der Heizkörper sind (eine Fußbodenheizung ist von Vorteil) und ob alle Heizkörper hintereinander oder separat angeschlossen sind.